Olaratumab|Lartruvo™|86|2016 |
Lilly
Zulassung widerrufen
Lartruvo in Kombination mit Doxorubicin wird bei Patienten mit fortgeschrittenem Weichgewebesarkom eingesetzt, die nicht für eine kurative Therapie wie Operation oder Bestrahlung infrage kommen. Wegen der kumulativen Kardiotoxizität des Kombinationspartners Doxorubicin dürfen die Patienten zuvor nicht mit diesem Zytostatikum behandelt worden sein.
Olaratumab ist ein spezifischer Antagonist des Platelet Derived Growth Factor Receptors α (PDGFRα). Dieser wird auf Tumor- und Stromazellen exprimiert und reguliert unter anderem das Tumorwachstum. Olaratumab verhindert die Bindung aktivierender Liganden an PDGFRα und dadurch die von dem Rezeptor vermittelte Signalübertragung.
Lartruvo wird als intravenöse Infusion über etwa 60 Minuten verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt 15 mg/kg KG. Sie wird an den Tagen 1 und 8 jedes dreiwöchigen Behandlungszyklus bis zum Tumorprogress oder bis zum Auftreten nicht akzeptabler Toxizität gegeben. Die Behandlung erfolgt für bis zu acht Zyklen in Kombination mit Doxorubicin, das jeweils an Tag 1 im Anschluss an Olaratumab verabreicht wird.
Danach wird Lartruvo bei Patienten, deren Erkrankung nicht weiter fortgeschritten ist, als Monotherapie fortgesetzt. Schwerwiegende Toxizitäten können eine Dosisreduktion erforderlich machen.
Infusionsbedingte Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock sind möglich. Deshalb müssen Patienten während der Infusion überwacht werden und eine Ausrüstung zur Reanimation vorhanden sein. Um allergische Reaktionen auf die Infusion zu verhindern, sollen Patienten eine Prämedikation erhalten. Diese besteht aus Diphenhydramin oder einem anderen H1-Antagonisten plus gegebenenfalls Dexamethason und Paracetamol.
Da Olaratumab nicht über CYP- oder andere Enzyme verstoffwechselt wird, die Arzneistoffe metabolisieren, sind Wechselwirkungen auf diesem Wege nicht zu erwarten.
Patienten, die mit Olaratumab in Kombination mit Doxorubicin behandelt werden, sollten keine Lebendimpfstoffe erhalten.
Sehr häufig, also bei einem oder mehr von zehn Behandelten, traten in der Studie unter Olaratumab plus Doxorubicin folgende Nebenwirkungen auf: Neutropenie, Lymphopenie, Kopfschmerzen, Diarrhö, Mukositis, Übelkeit, Erbrechen, muskuloskelettale Schmerzen und infusionsbedingte Reaktionen.
Die häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen (≥ Grad 3) waren Neutropenie (54,7 Prozent) und muskuloskelettale Schmerzen (7,8 Prozent), wobei die Schmerzen in der Mehrzahl der Fälle auf den Tumor oder andere bereits vorliegende Erkrankungen zurückzuführen waren.
Zu schweren infusionsbedingten Reaktionen, inklusive einem Todesfall, kam es ausschließlich während oder unverzüglich nach der ersten Gabe von Olaratumab und bei insgesamt 3,1 Prozent der Patienten.
Da Müdigkeit eine häufige Begleiterscheinung der Therapie mit Olaratumab ist, müssen Patienten beim Autofahren oder beim Bedienen von Maschinen vorsichtig sein.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Datenbasis, auf der die Zulassung von Olaratumab erfolgte, ist schmal: Ausschlaggebend war eine Phase-II-Studie mit lediglich 133 Teilnehmern. Der Vorteil für Olaratumab gegenüber der Kontrolltherapie war darin aber so deutlich, dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung erteilte. Diese erfolgte allerdings unter besonderen Bedingungen. Der Hersteller muss daher weitere Daten nachreichen, aufgrund derer die EMA den Wirkstoff mindestens einmal jährlich neu bewerten wird. In der offenen, randomisierten Studie wurden die Patienten im Verhältnis eins zu eins einem von zwei Behandlungsarmen zugeteilt. Sie erhielten für bis zu acht 21-Tage-Zyklen entweder Olaratumab (15 mg/kg) an den Tagen 1 und 8 plus Doxorubicin (75 mg/m2) an Tag 1 oder ausschließlich Doxorubicin (75 mg/m2) an Tag 1. Alle Patienten, die mit mehr als vier Zyklen Doxorubicin behandelt wurden, erhielten zur Reduktion der Kardiotoxizität Dexrazoxan. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), sekundäre Endpunkte unter anderem das Gesamtüberleben und die objektive Ansprechrate. Das PFS betrug unter der Kombination Olaratumab/Doxorubicin im Median 6,6 Monate und war damit signifikant länger als unter Doxorubicin allein (4,1 Monate). Mit einem Gesamtüberleben von 26,5 versus 14,7 Monaten lebten die Patienten in der Olaratumab-Doxorubicin-Gruppe im Median fast ein Jahr länger als in der Kontrollgruppe. Auch dieser Wert war statistisch signifikant. Der Unterschied in der Ansprechrate (18,2 versus 11,9 Prozent) erreichte dagegen nicht das statistische Signifikanzniveau.
Lartruvo ist in der Originalverpackung bei 2 bis 8° C im Kühlschrank zu lagern.
Lartruvo ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des G-BA vom 01.03.2017 (aufgehoben)
Rote-Hand-Brief: Olaratumab nicht so wirksam wie vermutet,
Meldung vom 29.01.2019
Rote-Hand-Brief: Zulassung von Olaratumab wird widerrufen,
Meldung vom 07.05.2019
Frauen sollen während der Behandlung mit Olaratumab und bis mindestens drei Monate danach nicht schwanger werden und müssen deshalb eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. In diesem Zeitraum soll auch das Stillen unterbleiben.
Letzte Aktualisierung: 26.02.2020