Amivantamab|Rybrevant®|86|2022 |
Janssen-Cilag
350 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Rybrevant ist zugelassen als Monotherapie bei erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und aktivierender EGFR-Exon-20-Insertion, bei denen eine platinbasierte Chemotherapie versagt hat.
Mit Amivantamab steht erstmals ein Wirkstoff für Patienten mit NSCLC und EGFR-Exon-20-Insertion zur Verfügung. Es handelt sich um einen bispezifischen Antikörper, der mit seinem einen Ende den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) bindet und mit dem anderen den mesenchymal-epithelialen Transitionsfaktor (MET). Dadurch werden einerseits die EGFR- und MET-Signalfunktionen blockiert. Andererseits lockt die Bindung von Amivantamab an die Krebszelle auch Immunzellen wie natürliche Killerzellen und Makrophagen an, die die Tumorzelle direkt zerstören.
Amivantamab wird nach Körpergewicht dosiert. Patienten, die weniger als 80 kg wiegen, erhalten 1050 mg (drei Durchstechflaschen), schwerere Patienten 1400 mg (vier Durchstechflaschen). Die Behandlung erfolgt als intravenöse Infusion einmal wöchentlich für vier Wochen und ab Woche 5 im zweiwöchentlichen Rhythmus. Um die Verträglichkeit zu verbessern, soll die erste Infusion in Woche 1 auf die Tage 1 und 2 aufgeteilt werden. Ebenfalls der Verbesserung der Verträglichkeit dient eine Prämedikation bestehend aus Antihistaminika, Antipyretika und bei Bedarf Antiemetika sowie an den Tagen 1 und 2 (Erstgabe) Glucocorticoiden.
Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung beziehungsweise mittelschwerer oder schwerer Leberfunktionsstörung ist Vorsicht geboten, das die Anwendung bei diesen Patientengruppen nicht untersucht wurde. Die Patienten sollen auf Nebenwirkungen überwacht werden.
Während der Dauer der Behandlung mit Amivantamab sollen keine Lebendimpfstoffe oder abgeschwächte Lebendimpfstoffe gegeben werden.
Die Gabe von Amivantamab führte in Studien sehr häufig beziehungsweise häufig zu Nebenwirkungen, darunter Haut- und Nagelreaktionen, infusionsbedingte Reaktionen und interstitielle Lungenerkrankung. Diese können schwerwiegend sein. Abhängig von Art und Schweregrad der Nebenwirkungen werden eine vorübergehende Unterbrechung der Infusion, eine Verringerung der Infusionsgeschwindigkeit, eine Dosisreduktion oder das Absetzen der Therapie empfohlen.
Da auch Schwindel, Müdigkeit und Sehverschlechterung mögliche Nebenwirkungen sind, kann die Verkehrstüchtigkeit des Patienten eingeschränkt sein.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Wirksamkeit und Sicherheit von Amivantamab wurden in der offenen Multikohortenstudie CHRYSALIS bei 114 Patienten gezeigt. Darin sprachen 37 Prozent der Patienten auf die Therapie an, allerdings war dies lediglich ein partielles Ansprechen und es gab keine bestätigte komplette Remission. Die Dauer des Ansprechens betrug im Median 12,5 Monate.
Beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) sind häufig Gene, die für bestimmte regulatorische Proteine kodieren, verändert und dadurch überaktiv. Ein Beispiel ist der epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR), der bei 10 bis 15 Prozent der Patienten mit NSCLC überexprimiert wird. Diese Patienten können meist erfolgreich mit einem gegen EGFR gerichteten Tyrosinkinasehemmer (TKI) wie Erlotinib, Gefitinib, Afatinib oder Dacomitinib behandelt werden. Allerdings verlieren diese Wirkstoffe oft nach einiger Zeit ihre Wirksamkeit, weil der Tumor weiter mutiert. Häufig kommt es etwa zu einer bestimmten Punktmutation im Exon 20 des EGFR-Gens (T790M), gegen die es auch schon einen TKI gibt: Osimertinib. Ein weiterer häufiger Resistenzmechanismus ist eine Amplifikation des Gens für den mesenchymal-epithelialen Transitionsfaktor (MET). Bei bestimmten Mutationen des EGFR sind TKI von vornherein kaum wirksam, nämlich bei Insertionen im Exon 20 des EGFR-Gens. Sie liegen bei 4 bis 10 Prozent der NSCLC-Patienten mit EGFR-Mutation vor. Die therapeutischen Optionen für diese Patienten waren bislang begrenzt; in Ermangelung zielgerichteter Wirkstoffe kam meist eine platinbasierte Chemotherapie zum Einsatz.
Rybrevant ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C und in der Originalverpackung zu lagern, um das Arzneimittel vor Licht zu schützen. Es darf nicht einfrieren.
Rybrevant ist verschreibungspflichtig.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit Amivantamab und bis drei Monate danach zuverlässig verhüten. Amivantamab darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Nutzen für die Frau überwiegt die potenziellen Risiken für den Fetus. In der Stillzeit muss eine Entscheidung getroffen werden, ob das Stillen unterbrochen oder die Amivantamab-Therapie unterbrochen beziehungsweise abgesetzt werden soll.
Schrittinnovation
Letzte Aktualisierung: 22.11.2022