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ARZNEISTOFFE

Cabozantinib|Cometriq®|86|2014

STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Cabozantinib
FERTIGARZNEIMITTEL
Cometriq®
HERSTELLER

Ipsen Pharma

MARKTEINFÜHRUNG (D)
08/2014
DARREICHUNGSFORM

20 mg Hartkapseln
80 mg Hartkapseln

ATC-CODE
L01XE07
ORPHAN DRUG
Ja

Indikationen

Cometriq ist zur Behandlung des medullären Schilddrüsenkarzinoms zugelassen. Indiziert ist das Orphan Drug bei Erwachsenen mit progredienter, nicht resektabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung.
 
Bei Patienten, deren RET-Mutationsstatus unbekannt oder negativ ist, sollte vor der Entscheidung einer Cabozantinib-Behandlung der potenziell geringere Nutzen berücksichtigt werden.

Wirkmechanismus

Cabozantinib ist ein Multikinase-Hemmer. Er hemmt unter anderem die Rezeptor-Tyrosinkinase RET, den Mesenchymal-Eptihelial Transition Factor MET und den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF)-Rezeptor 2.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Anfangsdosis beträgt einmal täglich 140 mg Cabozantinib, eingenommen als eine 80-mg-Kapsel und drei 20-mg-Kapseln. Die Patienten sollten mindestens zwei Stunden vor und eine Stunde nach der Einnahme nicht essen.

 

Hat der Patient eine Einnahme versäumt, sollte er sie nachholen, wenn der Zeitraum bis zur nächsten geplanten Dosis weniger als 12 Stunden beträgt.

 

Bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Nierenfunktionsstörung sollte Cabozatinib mit Vorsicht angewendet werden. Für Patienten mit leicher oder mittelschwerer Leberfunktionsstörung beträgt die empfohlene Dosis 60 mg Cabozatinib einmal täglich. Eine Anwendung bei Patienten mit schwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung wird nicht empfohlen.

 

Da die meisten Nebenwirkungen zu Beginn der Behandlung auftreten können, müssen die Patienten in den ersten acht Wochen der Therapie engmaschig überwacht werden. Einige schwerwiegende Nebenwirkungen wurden erst später im Verlauf der Behandlung beobachtet. Zu diesen gehören unter anderem gastrointestinale Fisteln.

 

Wichtige Wechselwirkungen

Da Cabozantinib ein CYP3A4-Substrat ist, ist Vorsicht geboten bei der gleichzeitigen Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren wie Ritonavir, Itraconazol, Erythromycin, Clarithromycin und Grapefruitsaft. Gleiches gilt für CYP3A4-Induktoren wie Dexamethason, Phenytoin, Carbamazepin, Rifampicin, Phenobarbital oder Johanniskraut-Präparate.
 
Nicht empfohlen wird die gleichzeitige Anwendung von Protonenpumpen-Hemmern, da die Löslichkeit von Cabozantinib pH-abhängig ist und dementsprechend herabgesetzt werden kann.
 
Cabozantinib ist ein Inhibitor des P-Glykoproteins (PGP). Daher kann der Arzneistoff die Plasmakonzentrationen von gleichzeitig angewendeten PGP-Substraten wie Fexofenadin, Aliskiren, Ambrisentan, Dabigatranetexilat, Digoxin, Colchicin, Maraviroc, Posaconazol, Ranolazin, Saxagliptin, Talinolol und Tolvaptan erhöhen.

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen (bei mehr als 20 Prozent der Patienten) in Studien zu Cabozantinib waren Durchfall, Hand-Fuß-Syndrom (palmar-plantares Erythrodysästhesiesyndrom, das Hautausschlag und Taubheitsgefühl in den Handflächen und Fußsohlen beinhaltet), Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Müdigkeit, Geschmacksstörungen, Veränderungen der Haarfarbe, Hypertonie, Entzündungen der Schleimhaut einschließlich Stomatitis, Verstopfung, Erbrechen, Schwäche und Veränderungen im Klang der Stimme.

 

Sehr häufige schwerwiegende Nebenwirkungen sind Lungenentzündung, Schleimhautentzündung, Hypocalciämie, Dysphagie, Dehydratation, Lungenembolie und Hypertonie.
 

Die häufigsten Laborwert-Anomalien waren erhöhte Werte von Leberenzymen wie Aspartataminotransferase (AST), Alaninaminotransferase (ALT) und alkalischer Phosphatase (ALP), niedrige Zahlen der weißen Blutkörperchen (Lymphopenie oder Neutropenie), Thrombozytopenie, Hypocalciämie, Hypophosphatämie, Hypoalbuminämie und Hyperbilirubinämie.

 

Cabozantinib ist mit Erschöpfung und Schwäche assoziiert. Daher ist beim Führen eines Fahrzeugs oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung von Cometriq basiert auf der EXAM-III-Studie, an der 330 Patienten mit fortgeschrittenem Malignom teilnahmen. Cabozantinib verlängerte im Vergleich zu Placebo das progressionsfreie Überleben signifikant von 4,0 auf 11,2 Monate. Zudem reduzierte sich bei 27 Prozent der Patienten die Tumormasse. In der Kontrollgruppe wurde dieser Effekt nicht beobachtet. Ob Cabozantinib auch Einfluss auf das Gesamtüberleben hat, bleibt abzuwarten. Eine Zwischenanalyse, die 75 Prozent der für die Abschlussanalyse erforderlichen Gesamttodesfälle einschloss, zeigte eine Tendenz zu einem längeren Gesamtüberleben im Cabozantinib-Arm (26 Monate versus 20,3 Monate unter Placebo).

Hintergrundinfos

Unter dem Namen Cabometyx (Ipsen Pharma GmbH) ist Cabozantinib als Monotherapie zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms bei nicht vorbehandelten Patienten mit mittlerem oder hohem Risiko und bei Erwachsenen nach vorangegangener zielgerichteter Therapie gegen VEGF (vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor) sowie in Kombination mit Nivolumab für die Erstlinientherapie zugelassen. Als Monotherapie ist Cabometyx außerdem zugelassen als Monotherapie zur Behandlung von Erwachsenen mit Leberzellkarzinom, die zuvor mit Sorafenib behandelt wurden.

 

Cometriq und Cabometyx sind nicht bioäquivalent und sollten nicht gegeneinander ausgetauscht werden!

Besonderheiten

Cometriq ist bei Temperaturen nicht über 25 °C sowie vor Feuchtigkeit geschützt (Originalverpackung) zu lagern.

Cometriq ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Cabozantinib

Cabozantinib

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Cabozantinib.wrl

Weitere Hinweise

Gebärfähige Frauen sind darauf hinzuweisen, während der Dauer der Anwendung von Cabozantinib und bis mindestens vier Monate nach der Therapie eine Schwangerschaft zu vermeiden. Gleiches gilt für Partnerinnen von Männern, die das Arzneimittel einnehmen. Da die Wirkung des Tyrosinkinase-Hemmers auf orale Kontrazeptiva nicht untersucht wurde, wird während der Dauer der Therapie eine zusätzliche Verhütungsmethode empfohlen. In Tierversuchen zeigte Cabozantinib embryofetale und teratogene Wirkungen. Eine Anwendung während der Schwangerschaft sollte daher nur dann erfolgen, wenn es der klinische Zustand der werdenden Mutter erforderlich macht. Frauen sollten während und bis zu vier Monate nach der Behandlung nicht stillen.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 14.06.2021

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