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ARZNEISTOFFE

Pomalidomid|Imnovid®|86|2013

STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Pomalidomid
FERTIGARZNEIMITTEL
Imnovid®
HERSTELLER

Bristol Myers Squibb

MARKTEINFÜHRUNG (D)
09/2013
DARREICHUNGSFORM

1 mg Hartkapseln

2 mg Hartkapseln

3 mg Hartkapseln

4 mg Hartkapseln

ATC-CODE
L04AX06
ORPHAN DRUG
Ja

Indikationen

Imnovid ist in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason indiziert für die Behandlung des multiplen Myeloms bei erwachsenen Patienten, die mindestens eine vorausgegangene Therapie, darunter Lenalidomid, erhalten haben.

 

Imnovid ist außerdem in Kombination mit Dexamethason zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplen Myelom indiziert, die zuvor mindestens zwei Vortherapien, einschließlich Lenalidomid und Bortezomib, erhalten und die unter der letzten Therapie eine Progression gezeigt haben.

Wirkmechanismus

Pomalidomid hat eine direkt gegen das Myelom gerichtete, tumorizide Wirkung, immunmodulierende Wirkungen, und es hemmt die durch Stromazellen vermittelte Unterstützung des Tumorzellwachstums beim multiplen Myelom. Insbesondere hemmt Pomalidomid die Proliferation und induziert die Apoptose hämatopoetischer Tumorzellen.

Anwendungsweise und -hinweise

Patienten nehmen Pomalidomid peroral ein. Die empfohlene Initialdosis beträgt einmal täglich 4 mg Wirkstoff an den Tagen 1 bis 21 der sich wiederholenden 28-Tage-Zyklen. Patienten sollten das Immunmodulans jeden Tag zur gleichen Zeit, vorzugsweise mit Wasser, einnehmen. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Die Kapseln dürfen nicht geöffnet, zerkaut oder zerbrochen werden.

 

Die Dosierung kann auf Basis von klinischen Befunden und Laborbefunden modifiziert werden. Beim Auftreten von hämatologischen Nebenwirkungen können eine Dosisunterbrechung oder -reduktion notwendig werden. Werden gleichzeitg starke CYP1A2-Inhibitoren (z.B. Ciprofloxacin, Enoxacin und Fluvoxamin)  angewendet, muss die Pomalidomid-Dosis um 50 % zu reduziert werden.

 

Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sind hinsichtlich Nebenwirkungen besonders sorgfältig zu überwachen.

Wichtige Wechselwirkungen

Pomalidomid wird teilweise von CYP1A2 und CYP3A4/5 metabolisiert. Es ist außerdem ein Substrat für PGP. Bei gleichzeitiger Anwendung von Pomalidomid mit starken CYP3A4/5-und PGP-Hemmern oder starken CYP3A4/5-Induktoren wurde bisher keine klinisch relevante Wechselwirkung festgestellt.


Werden gleichzeitig starke CYP1A2-Inhibitoren (z.B. Ciprofloxacin, Enoxacin und Fluvoxamin) angewendet, ist die Pomalidomid-Dosis um 50 % zu reduzieren.


Es wird nicht erwartet, dass Pomalidomid seinerseits klinisch relevante Wechselwirkungen durch CYP-Isoenzym-Inhibition, -Induktion oder Transporterinhibition verursacht

Nebenwirkungen

Die in Studien zu Imnovid in Kombination mit Dexamethason am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems, darunter Anämie (46 Prozent), Neutropenie (45 Prozent) und Thrombozytopenie (27 Prozent); allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort, darunter Fatigue (28 Prozent), Pyrexie (21 Prozent) und peripheres Ödem (13 Prozent) sowie Infektionen und parasitäre Erkrankungen, einschließlich Pneumonie (11 Prozent). Nebenwirkungen wie periphere Neuropathie wurden von 12 Prozent der Patienten gemeldet und venöse embolische oder thrombotische Ereignisse von 3 Prozent der Patienten.

 

Die in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason am häufigsten berichteten Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems waren Neutropenie (47 %), Thrombozytopenie (37 %) und Anämie (29 %). Die am häufigsten berichtete Nebenwirkung war eine periphere sensorische Neuropathie (48 %). Die am häufigsten berichteten Grad-3- oder -4-Nebenwirkungen betrafen Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems wie Neutropenie (42 %), Thrombozytopenie (27 %) und Anämie (14 %). Die am häufigsten berichtete schwerwiegende Nebenwirkung war Pneumonie (12 %).

 

Tendenziell traten Nebenwirkungen häufiger in den ersten zwei Behandlungszyklen mit Pomalidomid auf. In der Fachinformation wird dazu geraten, die Patienten auf hämatologische Nebenwirkungen, insbesondere Neutropenie, zu überwachen und regelmäßig ein komplettes Blutbild zu kontrollieren. Das komplette Blutbild ist in den ersten acht Wochen der Behandlung wöchentlich und danach monatlich zu überprüfen.

 

Unter Pomalidomid wurde über Fatigue, Bewusstseinstrübung, Verwirrtheit und Schwindel berichtet. Patienten, die betroffen sind, sollten während der Behandlung keine Fahrzeuge führen, keine Maschinen bedienen und keine gefährlichen Tätigkeiten ausüben.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Verhütungsmaßnahmen anwenden, sowie Männer, die nicht in der Lage sind, Verhütungsmaßnahmen zu befolgen oder einzuhalten, dürfen nicht mit Pomalidomid behandelt werden.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die EU-Zulassung von Imnovid basiert auf den Ergebnissen einer offenen, randomisierten Phase-III-Studie mit 455 Patienten. Sie verglich die Kombination von Pomalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason gegen eine Monotherapie mit hoch dosiertem Dexamethason. Bei den eingeschlossenen Patienten hatten mindestens zwei Vortherapien, darunter Lenalidomid und Bortezomib, versagt, und unter der letzten Therapie oder innerhalb von 60 Tagen nach Therapieende war es bei den Patienten zum Krankheitsprogress gekommen. Die Patienten erhielten 4 mg Pomalidomid an den Tagen 1 bis 21 eines 28-Tage-Zyklus plus 40 mg Dexamethason an den Tagen 1, 8, 15 und 22. In der Kontrollgruppe nahmen die Patienten 40 mg Dexamethason an den Tagen 1 bis 4, 9 bis 12 und 17 bis 20 eines 28-Tage-Zyklus ein. Über-75-Jährige begannen die Behandlung mit 20 mg des Corticoids. Die Therapie wurde jeweils bis zum Progress oder dem Auftreten einer inakzeptablen Toxizität fortgesetzt.

 

Im primären Endpunkt des medianen progressionsfreien Überlebens (PFS) ergab sich nach einem medianen Follow-up von vier Monaten ein signifikanter Vorteil für die Kombination aus Pomalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason von 1,8 Monaten (3,6 versus 1,8 Monate). Das Gesamtüberleben war der wichtigste sekundäre Studienendpunkt. Auch hier zeigten sich statistisch signifikante Unterschiede in den zwei Behandlungsgruppen zugunsten der Kombinationstherapie. Insgesamt waren etwa drei Viertel der Patienten unter Pomalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason zum Stichtag der Datenerhebung noch am Leben, in der Kontrollgruppe waren es nur 62 Prozent. Die Dauer des medianen Gesamtüberlebens wurde nach den Kaplan-Meier-Projektionen für die erste Gruppe noch nicht erreicht, wird aber mindestens 48 Wochen betragen. Im Kontrollarm betrug die Dauer des medianen Gesamtüberlebens 34 Wochen.

 

Darüber hinaus profitierten laut einer Fragebogen-Erfassung Patienten im Kombinationsarm von einer verbesserten Lebensqualität. Im Vergleich zu Hochdosistherapie mit Dexamethason zeigten sich bei den Parametern körperliche Funktion und Fatigue signifikante Unterschiede zugunsten der Kombination aus Pomalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason.

Besonderheiten

Für Imnovid sind keine speziellen Lagerungsbedingungen einzuhalten.

Wie Thalidomid und Lenalidomid darf auch Pomalidomid nur auf einem T-Rezept verordnet werden.

Formeln

Pomalidomid

Pomalidomid

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Pomalidomid.wrl

Weitere Hinweise

Pomalidomid ist strukturverwandt mit dem Contergan-Wirkstoff Thalidomid. Ein teratogener Effekt der neuen Substanz ist damit zu erwarten. Frauen im gebärfähigen Alter dürfen unter Pomalidomid-Therapie nicht schwanger werden. Sie müssen zuverlässig verhüten und sich vor, während und nach der Therapie Schwangerschaftstests unterziehen. In der Schwangerschaft ist der Wirkstoff kontraindiziert. Männer müssen während der gesamten Dauer der Behandlung, während der Einnahmeunterbrechungen und für sieben Tage nach Beendigung der Behandlung beim Geschlechtsverkehr Kondome verwenden, wenn die Partnerin schwanger oder gebärfähig ist und nicht verhütet.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 25.01.2022

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