Degarelix|Firmagon®|86|2009 |
Ferring
80 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
120 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Firmagon ist zugelassen zur Behandlung von Männern mit fortgeschrittenem hormonabhängigen Prostatakarzinom.
Degarelix ist ein Gonadotropin-Releasing-Hormon-Antagonist (GnRH-Antagonist). Es ist ein Dekapeptid, das mehrere modifizierte D-Aminosäuren enthält; es unterscheidet sich von Abarelix in den Positionen 5 und 6. Die GnRH-Blocker besetzen kompetitiv und reversibel die hypophysären GnRH-Rezeptoren und unterbrechen damit sehr schnell die Hormonkaskade. Es gibt keinen passageren LH-, FSH- und Testosteron-Anstieg.
Firmagon wird einmal monatlich tief subkutan injiziert. Die Startdosis beträgt 240 mg, die Folgedosis 80 mg.
Degarelix kann die QTc-Zeit verlängern. Vorsicht ist daher geboten, wenn Patienten eine Begleitmedikation einnehmen, die ebenfalls das QT-Intervall verlängert oder das Risiko für Torsades de pointes erhöht wie Antiarrhytmika der Klasse IA oder Klasse III.
Degarelix ist kein Substrat des Cytochrom-P-450-Systems.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Degarelix sind Folgen der Androgendeprivation: Hitzewallungen und Gewichtsanstieg. Darüber berichteten 26 und 10 Prozent der Männer bei einjähriger Therapie. Über Schmerzen und Erythem an der Injektionsstelle klagten 28 und 17 Prozent, vor allem bei der ersten Gabe. Bei einigen Patienten stiegen die Leberenzyme an. Bekannte Folgen des Androgenentzugs sind ferner Anämie, Libidoverlust, QT-Zeit-Verlängerung, Nachtschweiß, erektile Dysfunktion, Gynäkomastie und Müdigkeit, über die auch die Studienpatienten berichteten. Gelegentlich lag das QT-Intervall im EKG über 500 ms. Vorsicht ist daher geboten, wenn Patienten Risikofaktoren für Torsades de pointes haben. Selten wurden Rhabdomyolysen berichtet.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In Studien drückte Degarelix die Testosteron-Spiegel schnell und anhaltend unter das (medikamentöse) Kastrationsniveau. Dies zeigte sich auch in der offenen, multizentrischen Parallelgruppenstudie, die für die Zulassung eingereicht wurde. 610 Männer mit Prostatakrebs in allen Stadien bekamen einmal monatlich entweder Degarelix subkutan (240 mg Startdosis, gefolgt von 160 oder 80 mg Erhaltungsdosis) oder 7,5 mg Leuprorelin intramuskulär. Den Patienten in der Leuprorelin-Gruppe konnten die Ärzte zusätzlich Bicalutamid verordnen. 81 Prozent der Patienten (Durchschnittsalter 74 Jahre) beendeten die einjährige Studie. Primärer Endpunkt war die dauerhafte Unterdrückung von Testosteron unter 0,5 ng/ml. Dies erreichten 96 bis 97 Prozent aller Patienten (Tag 28 bis 364). Der Antagonist war somit dem Agonisten nicht unterlegen, wirkte aber deutlich schneller: Bereits drei Tage nach der Degarelix-Startdosis erreichen 96 Prozent der Patienten die Zielwerte, nach 14 Tagen alle. Zum Vergleich: 14 Tage nach Leuprorelin-Injektion hatten nur 18 Prozent der Männer Testosteronspiegel unter Kastrationsniveau, nach 28 Tagen waren es alle. Welchen klinischen Nutzen die Patienten von der Therapie haben, wurde nicht untersucht. Man geht davon aus, dass ein Absinken des PSA-Werts um 95 Prozent indirekt ein günstiges Tumoransprechen anzeigt. Dies war in der Studie gegeben. Die PSA-Spiegel sanken unter Degarelix zwar schneller ab, lagen aber nach 56 Tagen in allen Gruppen dauerhaft auf gleich niedrigem Niveau.
Die meisten Prostatatumoren wachsen Testosteron-abhängig. Ist eine operative Entfernung des Tumors und/oder Bestrahlung nicht möglich oder nicht indiziert, hat sich die Unterdrückung des Sexualhormons bewährt (medikamentöse Kastration). Dies gelingt durch Injektion von GnRH-Analoga (GnRH: Gonadotropin-Releasing Hormon), die in die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse eingreifen. GnRH ist ein neuroendokrines Dekapeptid, das pulsatil aus dem Hypothalamus ausgeschüttet wird und an seine Rezeptoren in der Hypophyse andockt. In der Folge werden dort die beiden Gonadotropine LH und FSH (Luteinisierendes und Follikel-stimulierendes Hormon) freigesetzt, die im Hoden die Produktion und Sekretion von Testosteron anregen. GnRH-Superagonisten wie Leuprorelin führen über die Dauerstimulation zur Down-Regulation der GnRH-Rezeptoren in den Hypophysenzellen. Dadurch nehmen die LH- und FSH-Freisetzung sowie die Testosteron-Spiegel ab. Kurzzeitig steigen jedoch die Hormonspiegel, da die Agonisten das System ankurbeln. Dies kann das Tumorwachstum fördern und bei einigen Patienten Beschwerden wie Knochenschmerzen und Harnwegsobstruktion auslösen. Dem kann man mit Antiandrogenen begegnen.
Für die Lagerung von Firmagon sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Firmagon ist verschreibungspflichtig.
Degarelix
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Letzte Aktualisierung: 11.05.2020