Bexaroten|Targretin®|86|2002 |
Eisai
75 mg Weichkapseln
Targretin ist zugelassen zur Behandlung von Hautmanifestationen bei Patienten mit cutanem T-Zell-Lymphom (CTCL). Es darf nur eingesetzt werden, wenn vorher mindestens eine systemische Behandlung nicht angesprochen hat.
Bexaroten kann aufgrund seiner spezifischen Wirkung an den RX-Rezeptoren als erster Vertreter einer neuen Klasse von RXR-spezifischen Retinoiden eingestuft werden. Es bindet selektiv an die drei RXR (α, β, und γ) und aktiviert sie. Nach der Aktivierung fungieren diese als intrazelluläre Transkriptionsfaktoren, die verschiedene Prozesse regulieren, wie etwa Proliferation und Zelldifferenzierung, Apoptose und Insulinsensibilisierung.
In vitro hemmte Bexaroten das Wachstum entarteter hämatopoetischen Zellen. In vivo verhinderte es in Tierversuchen die Tumorregression beziehungsweise -neubildung.
Die empfohlene tägliche Anfangsdosis von Bexaroten beträgt 300 mg/m2 Körperoberfläche. Bei toxischen Reaktionen kann diese vermindert oder ganz ausgesetzt werden und später wieder erhöht werden. Dosierungen über 650 mg/m2 Körperoberfläche wurden noch nicht an Patienten geprüft. Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, wie sie dem Patienten nützt. Die Kapseln sollten einmal täglich zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen werden.
Bexaroten wird über CYP3A4 abgebaut. Gleichzeitig angewendete CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol, Proteasehemmer oder Erythromycin können die Plasmakonzentration von Bexaroten erhöhen. Umgekehrt können CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin, Phenytoin oder Dexamethason die Bexaroten-Konzentration erniedrigen.
Vorsicht ist insbesondere geboten bei CYP3A4-Substraten mit geringer therapeutischer Breite wie Immunsuppressiva (wie Ciclosporin oder Tacrolimus) oder Zytostatika (wie Cyclophosphamid, Etoposid oder Tamoxifen).
Die gleichzeitige Anwendung von Gemfibrozil wird nicht empfohlen, da hierbei ein wesentlicher Anstieg der Bexaroten-Konzentration beobachtet wurde.
Es gibt Hinweise darauf, das Bexaroten seinerseits CYP-Enzyme aktivieren kann. Es kann so beispielsweise die Wirkung hormoneller Kontrazeptiva herabsetzen.
Bexaroten kann potenziell die Wirkung von Insulin, von Wirkstoffen, die die Insulin-Sekretion erhöhen (wie Sulfonylharnstoffe), und von Insulin-Sensitizern (wie Thiazolidindion) verstärken und so das Risiko von Hypoglykämien erhöhen.
Auf den Genuss von Grapefruitsaft sollten Patienten, die Bexaroten anwenden, besser vermeiden, da dieser möglicherweise die Bexaroten-Plasmakozentrationen erhöhen kann.
Kontrollierte Studien, die die Wechselwirkungen von Bexaroten mit anderen Arzneimitteln untersuchen, fehlen bislang.
Bexaroten hat erwartungsgemäß ein breites Nebenwirkungsspektrum. Im Vordergrund stehen Linsentrübungen sowie Einflüsse auf das blutbildende und endokrine System beziehungsweise den Stoffwechsel. Bei Tagesdosen über 300 mg/m2KO verstärken sich die meisten Nebenwirkungen.
In-vitro-Daten weisen darauf hin, dass Bexaroten photosensibilisierende Eingenschaften besitzt. Patienten sollten daher auf einen ausreichenden Sonnenschutz achten und keine Solarien besuchen.
Die Liste der Gegenanzeigen ist lang. So darf Targretin während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht wirksam verhüten, nicht angewendet werden. Kontraindiziert ist es außerdem bei Patienten mit einer Pankreatitis in der Vorgeschichte, aber auch mit unkontrollierter Hypercholesterin- oder Hypertriglyceridämie sowie mit unkontrollierten Schilddrüsenerkrankungen. Bei Patienten mit Hypervitaminose A, Leberinsuffizienz oder bestehender systemischer Infektion darf es ebenfalls nicht angewendet werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In einer klinischen Studie untersuchte man die Wirkung von Bexaroten bei 94 Patienten mit fortgeschrittenem CTCL, das sich durch andere systemische Therapien nicht mehr beeinflussen ließ. 56 Probanden erhielten täglich 300 mg Bexaroten pro qm Körperoberfläche, 38 eine höhere Dosis. In der 300-mg-Gruppe sprachen 45 Prozent nach globaler Beurteilung des Arztes auf die Therapie an, in der anderen Gruppe 55 Prozent. Eine vollständige klinische Remission beobachteten die Prüfärzte bei 13 Prozent der Patienten, die mehr als 300 mg/m2 Körperoberfläche Bexaroten eingenommen hatten. Die durchschnittliche Ansprechdauer lag bei 299 Tagen.
Beim cutanen T-Zell-Lymphom (CTCL) entarten T-Lymphozyten und befallen die Haut. Die bösartige Hautkrankheit, an der in Deutschland nur sehr wenige Menschen leiden, entwickelt sich normalerweise langsam und über viele Jahre. In frühen Stadien kann die Haut jucken und trocken sein, mitunter entwickeln sich dunklere Flecken. Erst später bilden sich maligne Verdickungen auf der Haut. Dieser Krankheitszustand wird auch als Mycosis fungoides bezeichnet. Im fortgeschrittenen Stadium sind andere Organe wie Milz, Lunge oder Leber befallen. Wenn eine große Zahl bestimmter Tumorzellen im Blut gefunden werden, spricht man vom Sézary-Syndrom.
Targretin ist bei Temperaturen unter 30 °C zu lagern. Die Flasche ist stets fest verschlossen zu halten.
Targretin ist verschreibungspflichtig.
Bexaroten
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Frauen im gebärfähigen Alter müssen bei Einsatz von Bexaroten auf ausreichende empfängnisverhütende Maßnahmen achten. Innerhalb einer Woche vor Beginn der Bexaroten-Therapie sollte ein negativer Schwangerschaftstest vorliegen. Vom Zeitpunkt des negativen Schwangerschaftstests bis zum Beginn der Therapie, im Verlauf der Behandlung und für mindestens einen Monat nach Absetzen der Therapie ist eine effektive Empfängnisverhütung zu praktizieren. Hierzu wird empfohlen, zwei zuverlässige Empfängnisverhütungsmethoden gleichzeitig anzuwenden. Durch eine mögliche Induktion metabolischer Enzyme könnte die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva reduziert werden Ein nicht-hormonelles Verfahren ist daher vorzuziehen.
Männliche Patienten mit sexuellen Partnerinnen, die schwanger sind, möglicherweise schwanger sind oder möglicherweise schwanger werden, müssen im Verlauf der Anwendung von Bexaroten und für mindestens einen Monat nach der letzten Dosis beim Geschlechtsverkehr Kondome benutzen.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist Targretin kontraindiziert.
Letzte Aktualisierung: 06.12.2016