Bevacizumab|Avastin®|86|2005 |
Hoffmann-La Roche
25 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Avastin ist zugelassen
Mit Bevacizumab wurde ein neues Wirkprinzip, die Antiangiogenese, in die Tumortherapie eingeführt. Der monoklonale Antikörper richtet sich gezielt gegen den Wachstumsfaktor VEGF (vascular endothelial growth factor), der vom Tumor produziert wird und eine Schlüsselrolle bei der Angiogenese einnimmt. Bevacizumab bindet an den Wachstumsfaktor und verhindert so dessen Andocken an den VEGF-Rezeptor auf Endothelzellen benachbarter Blutgefäße. Der Tumor wird nicht vaskularisiert, und bereits entwickelte Gefäße bilden sich zurück. Tumorwachstum und Metastasierung werden so gehemmt.
Dosis und Dosisintervall richten sich nach der jeweiligen Diagnose. Die Berechnung erfolgt außerdem anhand des Körpergewichtes des Patienten.
In zwei klinischen Studien zum metastasierten Nierenzellkarzinom, bei denen die Patienten gleichzeitig Bevacizumab und Sunitinib erhielten, wurde das Auftreten einer mikoangiopathischen hämolytischen Anämie (MAHA) berichtet.
Erhöhte Raten von schweren Neutropenien, febrilen Neutropenien oder Infektionen mit oder ohne Neutropenie (einschließlich Todesfällen) wurden hauptsächlich bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom oder metastasiertem Mammakarzinom beobachtet, die gleichzeitig platin- oder taxanhaltige Therapien erhielten.
Bevacizumab zeichnete sich in den Zulassungsstudien durch eine gute Verträglichkeit aus. Bis auf eine mit oralen Antihypertensiva gut beherrschbare arterielle Hypertonie unterschied sich das Nebenwirkungsprofil der Kombination mit dem monoklonalen Antikörper nicht signifikant von der Kontrollgruppe. Von Vorteil ist, dass es unter dem Antikörper weder zu Knochenmarksschädigungen kommt, noch Übelkeit, Erbrechen oder Haarausfall auftreten. Bei 1,5 Prozent der Patienten kam es in der 5-FU/LV/Irinotecan/Bevacizumab-Gruppe zu gastrointestinalen Perforationen.
Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren Hypertonie, Fatigue oder Asthenie, Diarrhö und Bauchschmerzen. Das Auftreten von Hypertonie und Proteinurie ist wahrscheinlich dosisabhängig.
Bevacizumab ist in der Schwangerschaft kontraindiziert. Besondere Vorsicht ist außerdem bei einer ganzen Reihe von Vorerkrankungen geboten, zum Beispiel gastrointestinalen und nicht-gastrointestinalen Fisteln, Hypertonie, arteriellen und venösen Thromboembolien oder Proteinurie.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Bevacizumab beruht auf zwei Studien. Mit einer randomisierten doppelblinden placebokontrollierten Phase-III-Studie (Hurwitz, H., et al., N Engl J Med 350 (2004) 2335 - 2342) wurde erstmals bewiesen, dass die Angiogenese-Hemmung eine wirksame Tumortherapie darstellt. In der Untersuchung erhielten 813 Patienten mit nicht vorbehandeltem metastasiertem kolorektalem Karzinom zusätzlich zur First-Line-Therapie mit 5-FU, Leukovorin (LV) und Irinotecan (IFL-Schema) entweder Bevacizumab (5 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen) oder Placebo. Die wichtigsten Ergebnisse: Das Gesamtüberleben, der primäre Studienendpunkt, konnte unter der Verum-Therapie um 4,7 Monate von 15,6 auf 20,3 Monate signifikant verlängert werden. Das progressionsfreie Überleben verbesserte sich mit der Antikörper-Gabe hochsignifikant von 6,2 auf 10,6 Monate, was einer Steigerung von 71 Prozent entspricht. Das Gesamtansprechen lag bei 45 Prozent im Vergleich zu 35 Prozent im Kontrollarm.
Der Überlebensvorteil von fünf Monaten blieb auch erhalten für Patienten, die nach der Verum-Behandlung in der Zulassungsstudie eine Oxaliplatin-haltige Second-line-Therapie erhielten. Diese Patienten erreichten eine mediane Gesamtüberlebenszeit von 25,1 Monaten. Bislang betrug die durchschnittliche Überlebenszeit 12 Monate.
In der zweiten Zulassungsstudie wurde der Antikörper bei Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom untersucht, bei denen die First-Line-Therapie mit Irinotecan kontraindiziert war, (Kabbinavar, F. F., et al., Proc Am Soc Clin Oncol 23 (2004) 249 Abstract 3516). In dieser randomisierten placebokontrollierten Phase-II-Studie mit 209 Patienten wurde Bevacizumab mit 5-FU/LV (Roswell Park-Regime) kombiniert. Das progressionsfreie Überleben unter 5-FU/LV plus Bevacizumab war mit 9,2 Monaten im Vergleich zu 5,5 Monaten im 5-FU/LV-Arm signifikant länger. Patienten mit zusätzlicher Antikörper-Gabe lebten 16,6 Monate verglichen mit 12,9 Monaten im 5-FU/LV-Arm.
Avastin ist bei 2–8 °C (Kühlschrank) sowie vor Licht geschützt (Umkarton) zu lagern. Es darf nicht einfrieren.
Avastin ist verschreibungspflichtig.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und bis zu 6 Monate nach der Behandlung mit Bevacizumab eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Während der Schwangerschaft ist Bevacizumab kontraindiziert. Während der Therapie und bis zu 6 Monate nach der Behandlung mit Bevacizumab dürfen Frauen nicht stillen. Studien an Tieren weisen darauf hin, dass Bevacizumab die Fertilität von Frauen beeinträchtigen kann.
Letzte Aktualisierung: 25.02.2016