Avapritinib|Ayvakyt®|86|2020 |
Blueprint Medicines
100 mg Filmtabletten
200 mg Filmtabletten
300 mg Filmtabletten
Ayvakyt ist zugelassen als Monotherapie bei Erwachsenen mit inoperablen oder metastasierten gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) und nachgewiesener PDGFRA-D842V-Mutation.
Patienten mit der Mutation D842V im Gen PDGFRA, das für den Thrombozyten-Wachstumsfaktor-Rezeptor-alpha kodiert, sprechen auf keine der bisher zugelassenen Therapien an. Für sie steht mit Avapritinib eine neue Therapieoption zur Verfügung.
Avapritinib hemmt PDGFRA und unterdrückt so das infolge der Mutation D842V überaktive Wachstumssignal. Darüber zeigt es eine Wirksamkeit bei Vorliegen einer anderen Mutation (KIT-D816V), die ebenfalls mit Resistenzen gegen Imatinib, Sunitinib und Regorafenib einhergeht.
Die empfohlene Startdosis beträgt 300 mg Avapritinib. Häufig wird das Medikament jedoch schlecht vertragen, sodass eine Dosisreduktion oder eine Unterbrechung der Therapie notwendig wird. Soll die Dosis reduziert werden, erfolgt das in 100-mg-Schritten bis zu einer Mindestdosis von 100 mg täglich. 100 mg täglich sind auch die Startdosis, wenn sich die gleichzeitige Anwendung eines moderaten CYP3A4-Inhibitors nicht vermeiden lässt, denn Avapritinib wird über dieses Enzym abgebaut.
Die Patienten nehmen Ayvakyt einmal täglich auf nüchternen Magen, also mindestens eine Stunde vor oder mindestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit, mit einem Glas Wasser ein. Kommt es nach der Einnahme zum Erbrechen, soll keine zusätzliche Tablette eingenommen werden. Hat der Patient eine Einnahme vergessen, soll er sie nachholen, falls es bis zur nächsten geplanten Einnahme noch mehr als acht Stunden sind. Ansonsten wird die Therapie ab dem nächsten Einnahmezeitpunkt wie geplant fortgesetzt. Ayvakyt wird so lange gegeben, bis die Erkrankung fortschreitet oder eine nicht akzeptable Toxizität auftritt.
Nicht empfohlen wird Avapritinib bei schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung.
Die gleichzeitige Anwendung von Avapritinib mit starken CYP3A4-Inhibitoren sowie mit starken oder moderaten CYP3A4-Induktoren sollte vermieden werden.
Avapritinib hat sich in In-vitro-Studien als Induktor von CYP3A sowie als Inhibitor von Inhibitor von PGP, BCRP, MATE1, MATE2-K und BSEP erwiesen. Es könnte daher seinerseits die Konzentrationen der entsprechenden Substrate verändern.
Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Avapritinib waren Übelkeit, Ermüdung, Anämie, Ödeme, Hyperbilirubinämie, Durchfall, Erbrechen, vermehrte Tränensekretion, Appetitverlust und Gedächtnisstörungen. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden bei 23 Prozent der Patienten berichtet, am häufigsten Anämie und Pleuraerguss. Avapritinib erhöht das Blutungsrisiko, verlängert die QT-Zeit und ist phototoxisch. Da es zudem kognitive Störungen verursachen kann, müssen Patienten beim Autofahren oder Bedienen von Maschinen besondere Vorsicht walten lassen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit von Avapritinib wurde unter anderem in der offenen, einarmigen Studie NAVIGATOR gezeigt. Darin erhielten 38 Patienten mit inoperablen oder metastasierten GIST und PDGFRA-D842V-Mutation anfangs entweder 300 oder 400 mg Avapritinib täglich. Bei 71 Prozent der Patienten wurde die Dosis im Verlauf auf 200 oder 100 mg gesenkt. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 26 Monaten lebten noch 74 Prozent der Patienten, sodass das mediane Gesamtüberleben noch nicht erreicht war. Das progressionsfreie Überleben (PFS) betrug im Median 24 Monate. 36 Patienten (95 Prozent) sprachen auf die Therapie an, davon 31 partiell (82 Prozent) und 5 vollständig (13 Prozent).
In der noch laufenden offenen, randomisierten Phase-III-Studie VOYAGER wird Avapritinib bei GIST-Patienten mit Regorafenib verglichen. 13 Patienten mit PDGFRA-D842V-Mutation nahmen teil. Vorläufige Ergebnisse nach einer medianen Behandlungsdauer von 8,9 Monaten zeigen, dass bei ihnen 3 von 7 in der Avapritinib-Gruppe, aber 0 von 6 in der Regorafenib-Gruppe auf die Therapie ansprachen. Das mediane PFS betrug unter Regorafenib 4,5 Monate und war unter Avapritinib zum Zeitpunkt der Zulassung noch nicht abschätzbar.
Anders als Darm- oder Magenkrebs entstehen gastrointestinale Stromatumoren (GIST) im nicht aus den Schleimhäuten, sondern aus Binde- oder Stützgewebe. Es handelt sich um Sarkome, also Tumore, die von Zellen des embryonalen Bindegewebes Mesenchym ausgehen. Diese Krebsart ist sehr selten. Laut Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums wird in Deutschland jährlich nur bei 800 bis 1200 Patienten die Diagnose GIST gestellt.
Chemo- oder Strahlentherapie spielen bei GIST eine untergeordnete bis keine Rolle. Wenn möglich, wird ein GIST operativ entfernt. Als Medikament kommt bei Vorliegen der c-Kit-(CD117)-Mutation Imatinib (Glivec®) in Betracht. Bei Imatinib-Versagen kann auf Sunitinib (Sutent®) ausgewichen werden. Regorafenib (Stivarga®), das für Patienten mit Imatinib- und Sunitinib-Unverträglichkeit oder -Unwirksamkeit entwickelt worden war, hat Hersteller Bayer in Deutschland vom Markt genommen, nachdem der Gemeinsame Bundesausschuss keinen Zusatznutzen erkannt hatte.
Bei der Lagerung von Ayvakyt sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Ayvakyt ist verschreibungspflichtig.
Avapritinib
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und bis einen Monat nach der letzten Dosis zuverlässig verhüten. Eine Anwendung von Ayvakyt während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Das Stillen sollte während der Behandlung und bis zwei Wochen danach unterbrochen werden.
Sprunginnovation
Letzte Aktualisierung: 04.12.2020