Cladribin|Leustatin®|86|1997 |
Janssen
10 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Leustatin ist zugelassen zur Therapie von Patienten mit Haarzell-Leukämie.
Wie Fludarabin ist Cladribin ein halogeniertes Nukleosidanalogon, das ähnliche zytotoxische Eigenschaften entwickelt. Der Unterschied zu Fludarabin besteht darin, dass die Adeninbase chloriert und nicht fluoriert ist und der Zuckeranteil eine Hydroxylgruppe weniger aufweist.
Die empfohlene Behandlung besteht aus einem einzigen Zyklus. Dabei erhalten die Patienten an sieben aufeinanderfolgenden Tagen täglich 0,09 mg Cladribin pro kg Körpergewicht beziehungsweise 3,6 mg/m2/Tag als kontinuierliche intravenöse Infusion.
Vorsicht ist geboten, wenn Cladribin gleichzeitig mit oder nach vorausgehender Anwendung von Arzneimitteln gegeben wird, die eine Knochenmarksuppression hervorrufen können, sowie bei gleichzeitiger oder anschließender Gabe anderer immunsuppressiver oder myelosuppressiver Arzneimittel. Eine Anwendung von abgeschwächten Lebendimpfstoffen bei Patienten, die Cladribin erhalten, wird nicht empfohlen.
Aufgrund der ähnlichen intrazellulären Metabolisierung kann mit Nukleosidanaloga wie Fludarabin oder 2‘-Deoxycoformycin eine Kreuzresistenz auftreten. Von der gleichzeitigen Anwendung anderer Nukleosidanaloga mit Cladribin wird deshalb abgeraten.
Die gleichzeitige Anwendung von Cladribin und Substanzen, die einer intrazellulären Phosphorylierung unterliegen, sowie mit Adenosin-Aufnahmehemmern wird nicht empfohlen.
Die in klinischen Studien zur Behandlung der Haarzell-Leukämie mit Cladribin waren Pyrexie (33 %), Fatigue (31 %), Übelkeit (22 %), Hautausschlag (16 %), Kopfschmerzen (14 %) und Reaktionen am Verabreichungsort (11 %) die am häufigsten genannten Nebenwirkungen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In einer vierjährigen Langzeit-Nachbeobachtungsstudie erreichten 80 Prozent der ausgewerteten Patienten zunächst eine vollständige Remission, 18 Prozent eine Teilremission. Innerhalb von 24 Monaten erkrankten allerdings 14 Prozent der Patienten, die eine vollständige Remission erfahren hatten, erneut, sodass ein zweiter Zyklus notwendig wurde. Die Gesamtüberlebensrate nach vier Jahren lag bei 86 Prozent.
Seit September 2017 ist Cladribin auch zur Behandlung erwachsener Patienten mit hochaktiver schubförmiger Multipler Sklerose zugelassen (Mavenclad® 10 mg Tabletten, Merck).
Leustatin Konzentrat und die gebrauchsfertige Lösung sind bei Temperaturen von 2 bis 8 °C (Kühlschrank) sowie vor Licht geschützt (Umkarton) zu lagern. Einmaliges Einfrieren schadet dem Konzentrat nicht.
Leukostatin ist verschreibungspflichtig.
Cladribin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Cladribin kann das Erbgut schädigen. Männer sollten daher während der Behandlung und bis zu sechs Monate nach deren Abschluss kein Kind zeugen. Sie sollten außerdem auf die Möglichkeit einer Spermakonservierung hingewiesen werden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und bis zu sechs Monate nach deren Abschluss eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Cladribin darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Während der Behandlung mit Cladribin und bis zu sechs Monate deren Abschluss soll nicht gestillt werden.
Letzte Aktualisierung: 16.04.2018