Temozolomid|Temodal®|86|1999 |
MSD
5 mg Hartkapseln
20 mg Hartkapseln
100 mg Hartkapseln
140 mg Hartkapseln
180 mg Hartkapseln
250 mg Hartkapseln
2,5 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung
Temodal ist zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit erstmalig diagnostiziertem Glioblastoma multiforme begleitend zur Radiotherapie und anschließend als Monotherapie. Es wird außerdem angewendet bei Kindern ab drei Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen mit einem nach Standardtherapie rezidivierenden oder progredienten malignen Gliom, zum Beispiel Glioblastoma multiforme, oder anaplastischen Astrozytom.
Temozolomid überwindet im Gegensatz zu anderen Zytostatika die Blut-Hirn-Schranke. Deshalb ist der Einsatz zur Behandlung maligner Hirntumore, wie Glioblastoma multiforme, möglich. Wie alle Alkylanzien hemmt auch Temozolomid die Teilungsfähigkeit der Stammzellen im Knochenmark und wirkt damit zusätzlich immunsupprimierend. Die Zytotoxizität von Temozolomid beruht auf der Alkylierung von Guanin.
Erwachsenen Patienten mit einem erstmalig diagnostizierten Glioblastoma multiforme wird Temodal mit einer Dosis von 75 mg/m2 täglich über 42 Tage zusammen mit einer fokalen Radiotherapie oral verabreicht. Vier Wochen danach wird es für bis zu sechs Zyklen als Monotherapie angewendet. Die Dosis in Zyklus 1 (Monotherapie) ist 150 mg/ m2 einmal täglich für 5 Tage, gefolgt von 23 Tagen ohne Behandlung. Zu Beginn von Zyklus 2 wird die Dosis auf 200 mg/m2 erhöht, sofern nichts dagegen spricht. Sobald die Dosierung erhöht wurde, wird sie bei 200 mg/m2 pro Tag über die ersten fünf Tage jedes folgenden Zyklus beibehalten, sofern keine Toxizität auftritt. Für die weiteren Indikationen und Patientengruppen gelten gesonderte Empfehlungen.
Die Einnahme von Temodal-Hartkapseln erfolgt idealerweise im nüchternen Zustand. Die Kapseln sind als Ganze mit einem Glas Wasser zu schlucken und dürfen nicht geöffnet oder zerkaut werden. Tritt nach der Anwendung der Temodal-Dosis Erbrechen auf, sollte an diesem Tag keine zweite Dosis eingenommen werden.
Temozolomid wird nicht über die Leber metabolisiert und zeigt nur geringe Proteinbindung. Daher ist es unwahrscheinlich, dass es die Pharmakokinetik von anderen Arzneimitteln beeinflusst.
Zu den unter der Therapie mit Temozolomid sehr häufig berichteten Nebenwirkungen bei Patienten mit erstmalig diagnostiziertem Glioblastoma multiforme oder rezidivierendem oder progressivem Gliom gehören Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Anorexie, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Über Krampfanfälle wurde sehr häufig berichtet bei Patienten, die eine Monotherapie bei erstmalig diagnostiziertem Glioblastoma multiforme erhielten. Über Ausschlag wurde sehr häufig bei Patienten mit erstmalig diagnostiziertem Glioblastoma multiforme berichtet, die Temozolomid gleichzeitig mit einer Strahlentherapie und auch als Monotherapie erhielten, sowie häufig bei rezidivierendem Gliom. Über die meisten der hämatologischen Nebenwirkungen wurde häufig oder sehr häufig bei den beiden Indikationen berichtet.
Bei Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Dacarbazin oder mit schwerer Myelosuppression darf Temozolomid nicht angewendet werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Überlebenszeit bei Patienten mit Glioblastoma multiforme ist auch unter Therapie begrenzt. In einer Phase-II-Studie, die mit 225 Patienten gegen Procarbazin durchgeführt wurde, konnte gezeigt werden, dass die progressionfreie Überlebenszeit (PFS) nach sechs Monaten für Temozolomid signifikant größer war als für Procarbazin (21 versus 8 Prozent). Die mittlere PFS lag bei 3 versus 2 Monaten. Die mittlere Überlebenszeit betrug 7,34 Monate gegenüber 5,66 Monaten bei Procarbazin. Nach einem halben Jahr lebten noch 60 Prozent der Temozolomid-Patienten gegenüber 44 Prozent in der Procarbazin-Gruppe. Bei fortgeschrittenem Melanom zeigte Temozolomid gegenüber Dacarbazin einen gleichen bis leicht überlegenen Therapieerfolg. Für diese Indikation ist Temozolomid in Deutschland jedoch noch nicht zugelassen.
Temozolomid ist nicht neu. Bereits in den 70er Jahren wurde Dacarbazin (DTIC) entwickelt, das ein Prodrug von Monomethyl-triazeno-imidazol-carboxamid (MTIC) ist, der Wirkform des Temozolomid.
Temodal-Kapseln sind bei Temperaturen nicht über 30 °C lagern.
Bei Verpackungen in Flaschen sind die Kapseln in der Original-Flasche aufzubewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen. Flasche fest verschlossen halten.
Temodal-Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern.
Temodal ist verschreibungspflichtig.
Temozolomid
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/1999/199908183287/anx_3287_de.pdf
Temodal darf nicht bei schwangeren Frauen angewendet werden. Während der Behandlung mit Temozolomid muss abgestillt werden, da nicht bekannt ist, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung mit Temozolomid eine Schwangerschaft zuverlässig verhüten.
Da Temozolomid genotoxische Wirkungen haben kann, sollten Männer während der Zeit der Behandlung und bis zu sechs Monate danach kein Kind zeuge. Sie sollten sich außerdem vor der Behandlung über eine Kryokonservierung von Spermien beraten lassen, da die Behandlung mit Temozolomid zu einer irreversiblen Infertilität führen kann.
Letzte Aktualisierung: 20.10.2017