Bosutinib|Bosulif®|86|2013 |
Pfizer
100 mg Filmtabletten
500 mg Filmtabletten
Bosulif ist zugelassen zur Therapie von Erwachsenen mit Philadelphia-Chromosom-positiver chronischer myeloischer Leukämie (CML) (Ph+ CML). Der Arzneistoff ist indiziert in allen drei Phasen (chronische Phase (CP), akzelerierte Phase (AP) und Blastenkrise (BK)) bei Patienten, die mit mindestens einem Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) vorbehandelt wurden und bei denen Imatinib, Nilotinib und Dasatinib als nicht geeignet erscheinen. Dies kann auf Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber dem bereits eingesetzten TKI, Komorbiditäten des Patienten oder bekannten Resistenzen beruhen, die eine geringere Wirksamkeit des jeweiligen TKI vermuten lassen. Das bedeutet, dass Bosutinib frühestens als Zweitlinien-Therapie eingesetzt werden darf.
Der Tyrosinkinase-Inhibitor Bosutinib hemmt die pathologisch veränderte Bcr-Abl-Kinase, die zur Entwicklung einer CML führt, sowie die Aktivität von Kinasen der Src-Familie. Es wirkt bei den meisten Imatinib-resistenten Formen von Bcr-Abl sowie bei vielen Dasatinib- und Nilotinib-Resistenzen. Andere Tyrosinkinasen wie c-KIT und PDGF-Rezeptoren werden nur minimal gehemmt.
Die empfohlene Dosis von einmal täglich 500 mg Bosutinib soll der Patient zusammen mit Nahrung einnehmen.
Bosutinib wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert. Gemäß In-vitro-Studien ist daran vor allem CYP3A4 beteiligt. Daher sind zahlreiche Interaktionen mit Substanzen möglich, die dieses Isoenzym hemmen oder induzieren.
Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Bosutinib, die bei mehr als 20 Prozent der Patienten auftraten, waren Diarrhö (bei acht von zehn Patienten), Übelkeit, Thrombozytopenie, Erbrechen, Oberbauchschmerzen, Hautausschlag, Anämie, Fieber und erhöhte Leberenzym-Werte (Alanin-Aminotransferase). Sechs von zehn Patienten erlitten mindestens eine schwere Nebenwirkung (Grad 3 oder 4). Am häufigsten waren dies Thrombozytopenie (ein Viertel der Patienten), Anämie, Neutropenie, erhöhte Alanin-Aminotransferase-Werte, Diarrhö, Hautausschlag, erhöhte Lipase- und Aspartat-Aminotransferase-Werte.
Patienten mit Leberinsuffizienz dürfen nicht mit Bosutinib behandelt werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die bedingte EU-Zulassung von Bosutinib basiert auf Daten einer einarmigen offenen multizentrischen Phase-I/II-Studie. Darin erhielten 570 Patienten mit Ph+ CML, die mit mindestens einem TKI (zuerst Imatinib, danach gegebenenfalls Nilotinib und/oder Dasatinib) vorbehandelt waren, Bosutinib. Die Patienten befanden sich in unterschiedlichen Phasen der CML (CP, AP, BK). Von den rund 110 Patienten in der chronischen Phase, die Bosutinib nach Imatinib und Dasatinib oder Nilotinib bekommen hatten, erreichten rund 40 Prozent ein gutes und 31 Prozent ein komplettes zytogenetisches Ansprechen. Letzteres ist als völliges Fehlen des Philadelphia-Chromosoms definiert. Fast drei Viertel erreichten ein komplettes hämatologisches Ansprechen. Das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben nach zwei Jahren betrugen laut Angaben der Fachinformation 75 und 84 Prozent.
Für die Zulassung wurden außerdem die Daten von 52 TKI-vorbehandelten Patienten retrospektiv evaluiert. Bei diesen Patienten bestand eine dokumentierte medizinische Versorgungslücke, da die verfügbaren TKI aufgrund von Resistenzen, Komorbiditäten oder Unverträglichkeiten nicht als angemessene Optionen bewertet wurden.
Bei der Lagerung von Bosulif sind keine besonderen Bedingungen zu berücksichtigen.
Bosulif ist verschreibungspflichtig.
Bosutinib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
Frauen im gebärfähigen Alter, die mit Bosutinif behandelt werden, sollten eine Schwangerschaft zuverlässig verhüten. Patientinnen sollten auch darauf hingewiesen werden, dass Erbrechen und Diarrhö die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva vermindern können. Während der Schwangerschaft und Stillzeit soll Bosutinif nicht angewendet werden. Es ist davon auszugehen, dass Fortpflanzungsfunktion und Fertilität beeinträchtigt werden können.
Letzte Aktualisierung: 18.08.2016