Radium-223-dichlorid|Xofigo®|86|2014 |
Bayer
1000 kBq/ml Injektionslösung
Xofigo wird angewendet zur Behandlung von Erwachsenen mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom und symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasen, bei denen die Erkrankung trotz zweier systemischer Vorbehandlungen fortschreitet oder für die keine andere systemische Therapie zur Verfügung steht. Es kann dabei als Monotherapie oder in Kombination mit einem LHRH-Analogon eingesetzt werden.
Radium-223-dichlorid wird nach intravenöser Gabe aufgrund seiner Calcium-ähnlichen Eigenschaften in neu gebildete Knochengewebe innerhalb von Knochenmetastasen und deren Randzonen eingebaut. Das radioaktive Isotop des Erdalkalimetalls ist nicht stabil, sondern zerfällt über eine mehrstufige Kaskade mit einer Halbwertszeit von 11,4 Tagen und emittiert dabei hauptsächlich α-Partikel. Die emittierte Alphastrahlung zeichnet sich durch eine hohe Energieübertragung auf minimaler Wegstrecke aus. Daraus ergeben sich zwei Vorteile: Zum einen verursacht die Strahlung durch den hohen Energietransfer meistens irreparable DNA-Doppelstrangbrüche und wirkt zelltötend auf Knochenmetastasen. Zum anderen wird das Knochenmark aufgrund der geringen Reichweite der Alphastrahlung von zwei bis zehn Zelldurchmessern (maximal 100 μm) im Vergleich zu Betastrahlern nur gering belastet. Dadurch ist der Schaden am angrenzenden gesunden Gewebe begrenzt.
Xofigo wird als langsame Injektion mit der Dauer von üblicherweise einer Minute intravenös verabreicht. Die Injektionen werden im Abstand von vier Wochen wiederholt, bis insgesamt sechs Gaben erfolgt sind. Pro Kilogramm Körpergewicht ist eine Aktivität von 55 Kilobecquerel (kBq) empfohlen. Dosisanpassungen bei älteren, nieren- oder leberinsuffizienten Patienten sind nicht notwendig.
Vor Behandlungsbeginn und vor jeder Dosisgabe von Radium-223-dichlorid sollte der Arzt bei allen Patienten eine hämatologische Untersuchung durchführen. Der Grund: Bei Patienten, die das Mittel erhielten, wurde von Knochenmarksuppression, insbesondere Thrombozytopenie, Neutropenie, Leukopenie und Panzytopenie, berichtet. Patienten mit nachweislich eingeschränkter Knochenmarkreserve, zum Beispiel nach einer vorherigen zytotoxischen Chemotherapie und/oder externer Strahlentherapie, dürfen nur mit Vorsicht behandelt werden.
Aufgrund der Ausscheidung von Xofigo über den Stuhl kann die radioaktive Strahlung zu einer Verschlimmerung akut entzündlicher Darmerkrankungen führen. Radium-223-dichlorid sollte daher bei Patienten mit akut entzündlichen Darmerkrankungen nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Bewertung angewendet werden.
Bei Patienten, die Bisphosphonate und Radium-223-dichlorid erhalten, kann ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Osteonekrosen des Kiefers nicht ausgeschlossen werden. Da Wechselwirkungen mit Calcium und Phosphat möglich sind, wird dazu geraten, eine zusätzliche Zufuhr dieser Substanzen und/oder von Vitamin D einige Tage vor Beginn der Behandlung mit Radium-223-dichlord zu unterbrechen.
Eine begleitende Chemotherapie zusammen mit Xofigo kann die Knochenmarksuppression verstärken. Die Sicherheit und Wirksamkeit einer begleitenden Chemotherapie zusammen mit Xofigo ist nicht erwiesen.
Nebenwirkungen traten in der Studie unter Radium-223-dichlorid und unter Placebo ähnlich häufig auf. Sehr häufig waren Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, Thrombozytopenie und Knochenfrakturen.
Xofigo ist in der Kombination mit Abirateronacetat und Prednison/Prednisolon kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Xofigo beruht auf den Ergebnissen einer doppelblinden, randomisierten, multizentrischen Phase-III-Studie mit mehr als 900 Männern, die ein kastrationsresistentes Prostatakarzinom und symptomatische Knochenmetastasen hatten. In Abständen von jeweils einem Monat erhielten die Patienten – zusätzlich zur best supportive care (BCS) – bis zu sechs Radium-223-dichlorid-Injektionen oder Placebo. Ab der ersten Injektion wurden sie drei Jahre lang nachbeobachtet. Primärer Wirksamkeitsendpunkt war das Gesamtüberleben. Dabei zeigte sich für die Behandlung mit Xofigo und BCS ein signifikanter Vorteil gegenüber Placebo und BCS von 3,6 Monaten (14,9 versus 11,3 Monate). Bei den Patienten, die das Radioisotop erhalten hatten, dauerte es auch länger, bis Zeichen und Symptome eines Fortschreitens der Erkrankung, etwa Frakturen oder Knochenschmerzen, auftraten.
Xofigo wird als gebrauchsfertige Injektionslösung geliefert. Die radioaktive Konzentration beträgt 1000 kBq/ml zum Referenzdatum. Wird das Präparat an einem anderen Tag appliziert, ist die Aktivität eine andere. Daher muss für die Berechnung des zu injizierenden Volumens auch ein Zerfallsfaktor zur Korrektur der Radioaktivitäts-Konzentration berücksichtigt werden.
Für die Therapie mit Radium-223-dichlorid ist eine Umgangsgenehmigung erforderlich.
Die Lagerung muss den nationalen Bestimmungen für radioaktive Substanzen entsprechen.
Bei der Lagerung von Xofigo sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Xofigo darf nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden, da keine Inkompatibilitätsprüfungen durchgeführt wurden.
Aufgrund der potenziellen Auswirkungen der radioaktiven Strahlung auf die Spermatogenese sollten Männer angewiesen werden, während und bis zu sechs Monate nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anzuwenden.
Xofigo ist nicht zur Anwendung an Frauen zugelassen. Es darf nicht bei Frauen angewendet werden, die schwanger sind oder sein könnten. Auch in der Stillzeit darf das Arzneimittel nicht angewendet werden.
Letzte Aktualisierung: 29.09.2021