Tegafur|UFT®|86|2002 |
Bristol-Myers Squibb
Fertigarzneimittel nicht mehr im Handel.
Wirkstoff verfügbar im Kombinationsarzneimittel Teysuno.
UFT ist zugelassen zur Therapie metastasierter kolorektaler Tumoren.
Tegafur ist ein peroral applizierbares 5-Fluorouracil-Prodrug. Die chemische Bezeichnung lautet (5-Fluoro-1-(tetrahydro-2-furyl)uracil) mit Uracil im molaren Verhältnis von 1 zu 4. Die Wirksamkeit der Kombination geht vom 5-Fluorouracil (5-FU) aus, das in der Leber durch Cytochrom P450 aus Tegafur entsteht. 5-FU, beziehungsweise seine intrazellulär gebildeten aktiven Metaboliten 5-Fluoro-deoxyuridin-monophosphat (FdUMP) und 5-Fluoro-uridin-triphosphat (FUTP) hemmen die DNA-Synthese und stören die RNA-Funktion. FdUMP hemmt die DNA-Synthese durch Bildung von hemmenden Tertiärkomplexen mit der Thymidilat-Synthetase (TS). FUTP wird in die zelluläre RNA integriert und führt zur Störung der RNA-Funktion. Die Kombination mit Uracil hat den Sinn, dass eine rasche Inaktivierung des 5-FU durch die Dihydropyrimidindehydrogenase (DPD) verhindert wird, da Uracil eine höhere Affinität zur DPD hat als 5-FU. Das gleichzeitig verabreichte Calciumfolinat verstärkt die Zytotoxizität von 5-FU über den intrazellulären Metaboliten 5,10-Methylentetrahydrofolat durch Modulation der TS.
Die Dosierungsvorgabe lautet 300 mg/m2/Tag Tegafur und 672 mg/m2/Tag Uracil in Kombination mit 90 mg/Tag Calciumfolinat in drei Einzeldosen peroral verabreicht, vorzugsweise alle acht Stunden mindestens eine Stunde vor oder eine Stunde nach den Mahlzeiten. Die Therapie soll an 28 aufeinander folgenden Tagen durchgeführt werden. Danach sollte eine siebentägige Pause eingelegt werden.
Hauptnebenwirkungen in Studien zu Tegafur waren Mukositis beziehungsweise Stomatitis. Auffällig ist, dass das Fuß-Hand-Syndrom, das bei Capecitabin als unangenehme Nebenwirkung auftritt, bei Tegafur in Kombination mit Uracil nicht beziehungsweise nur in geringem Maße beobachtet wird.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit der Kombination Tegafur/Uracil wurde in der First-line-Therapie des metastasierten Kolorektalkarzinoms in zwei multinationalen, randomisierten Phase-III-Studien mit insgesamt 815 Patienten untersucht. In beiden Studien erwies sich Tegafur/Uracil in Kombination mit Calciumfolinat gleich wirksam wie die parenterale Gabe von 5-FU/Folinsäure nach Mayo-Clinic-Protokoll in Hinblick auf Überlebenszeit und Gesamtmortalität. Gegenüber dem intravenösen Mayo-Clinic-Regime erwies sich die perorale Gabe von Tegafur/Uracil/Calicumfolinat als wesentlich weniger toxisch (1 Prozent versus 13 Prozent beziehungsweise 3 Prozent versus 31 Prozent).
Seit Juli 2012 ist der Wirkstoff im Kombinationspräparat Teysuno in Deutschland auf dem Markt. Dieses enthält neben Tegafur den Dihydropyrimidin-Dehydrogenase(DPD)-Inhibitor Gimeracil und den Orotat-Phosphoribosyl-Transferase(OPRT)-Inhibitor Oteracil. Zugelassen ist Teysuno in Kombination mit Cisplatin zur Behandlung fortgeschrittener Magenkarzinome bei Erwachsenen.
Tegafur
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Letzte Aktualisierung: 17.03.2017