Osimertinib|Tagrisso®|86|2016 |
Astra-Zeneca
40 mg Filmtabletten
80 mg Filmtabletten
Tagrisso ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) und aktivierenden Mutationen des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR) sowie von NSCLC-Patienten mit nachgewiesener T790M-Mutation im EGFR-Rezeptor.
Bei Patienten mit NSCLC und aktivierender Mutation im EGFR ist die Therapie mit einem Tyrosinkinasehemmer (TKI) der Chemotherapie überlegen. Früher oder später verlieren die TKI jedoch in der Regel ihre Wirksamkeit, weil der Tumor Resistenzmechanismen gegen sie entwickelt. Bei etwa 60 Prozent der betroffenen Patienten ist die T790M-Mutation der Grund für die Resistenz. In diesen Fällen kann die TKI-Therapie mit Osimertinib fortgesetzt werden: Der Wirkstoff bindet selektiv und irreversibel an den EGFR mit T790M-Mutation und unterbindet dessen dauerhafte Aktivierung.
Die empfohlene Dosis beträgt eine Tablette à 80 mg Osimertinib. Sie ist einmal täglich immer zur selben Zeit unabhängig von den Mahlzeiten einzunehmen. Die Tablette soll im Ganzen mit Wasser geschluckt werden. Ist das nicht möglich, kann sie auch in stillem Wasser dispergiert und sofort getrunken oder über eine Magensonde gegeben werden. Schwere Nebenwirkungen können eine Dosisreduktion auf 40 mg täglich notwendig machen.
Hat der Patient eine Einnahme vergessen, soll er sie nur dann nachholen, wenn bis zur nächsten planmäßigen Einnahme noch mehr als zwölf Stunden verbleiben.
Der Phase-I-Metabolismus von Osimertinib erfolgt hauptsächlich über CYP3A4 und CYP3A5. Die gleichzeitige Einnahme von Johanniskraut ist daher kontraindiziert. Auch die Anwendung anderer starker CYP3A4-Induktoren zusammen mit Tagrisso ist zu vermeiden. Ein Wirkverlust hormonaler Kontrazeptiva kann nicht ausgeschlossen werden.
Dagegen sind CYP3A4-Inhibitoren unproblematisch, da sie die Osimertinib-Exposition vermutlich nicht beeinflussen. Dasselbe gilt für Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Anders als bei manchen anderen TKI ist die Aufnahme von Osimertinib nicht von einem niedrigen Magen-pH abhängig, sodass PPI und andere Arzneistoffe, die den pH-Wert im Magen erhöhen, zusammen mit Tagrisso angewendet werden können.
Osimertinib kann seinerseits die Exposition von Substraten des Brustkrebsresistenzproteins (breast cancer resistant protein, BCRP) und des P-Glykoproteins (PGP) erhöhen. Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel einnehmen, deren Disposition von BCRP und/oder von PGP abhängt und die eine enge therapeutische Breite haben, sollten engmaschig auf Anzeichen einer veränderten Verträglichkeit der Begleitmedikation überwacht werden.
Häufige Nebenwirkungen von Osimertinib, auf die wegen ihrer Gefährlichkeit besonders geachtet werden soll, sind interstitielle Lungenerkrankung (ILD) und Verlängerung der QT-Zeit. Auf eine ILD können Atemnot, Husten und Fieber hindeuten, eine QT-Zeit-Verlängerung ist im EKG zu erkennen. In den Studien waren die häufigsten Nebenwirkungen Diarrhö (bei 42 Prozent der Patienten) und Hautausschlag (41 Prozent), darüber hinaus kam es sehr häufig zu Blutbildveränderungen.
Die gleichzeitige Einnahme von Johanniskraut ist kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Tagrisso basiert auf dem AURA-Studienprogramm mit der Phase-I-Expansionsstudie AURA und den beiden Phase-II-Studien AURAex und AURA2. Darin erhielten insgesamt 411 Patienten Osimertinib, eine Placebogruppe gab es nicht. Insgesamt betrugen das progressionsfreie Überleben im Median 9,7 Monate und die objektive Ansprechrate 66 Prozent. Bei 78 Prozent der Patienten lag die Dauer des Ansprechens höher als sechs Monate.
Bei der Lagerung von Tagrisso sind keine besonderen Lagerungsbedingungen einzuhalten.
Tagrisso ist verschreibungspflichtig.
Osimertinib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 10.06.2016 (Lungenkarzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.07.2017 (nicht kleinzelliges Lungenkarzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.10.2018 (nicht kleinzelliges Lungenkarzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 29.09.2021 (NSCLC, adjuvant)
Schwangere Frauen sollten Tagrisso nicht einnehmen, da Osimertinib den Fötus schädigen könnte. Frauen sollten während der Therapie und danach noch mindestens zwei Monate lang vermeiden, schwanger zu werden. Auf die Pille allein sollten sie sich dabei nicht verlassen, da diese möglicherweise aufgrund der Interaktion über CYP3A4 nicht wirkt. Männer sollten während und nach Abschluss einer Osimertinib-Therapie mindestens vier Monate lang kein Kind zeugen. Das Stillen sollte während der Behandlung mit Tagrisso unterbrochen werden.
Letzte Aktualisierung: 24.06.2020