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ARZNEISTOFFE

Regorafenib|Stivarga®|86|2013

STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Regorafenib
FERTIGARZNEIMITTEL
Stivarga®
HERSTELLER

Bayer

MARKTEINFÜHRUNG (D)
10/2013
DARREICHUNGSFORM

Marktrücknahme in Deutschland, nachdem der G-BA keinen Zusatznutzen bescheinigt hatte.

ATC-CODE
L01XE05
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Stivarga ist zugelassen für erwachsene Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom (mCRC), bei denen Standardtherapien versagt haben oder die für solche nicht geeignet sind. Bereits vor der europäischen Zulassung war Regorafenib in die Konsensus-Behandlungsrichtlinien der ESMO (European Society für Medical Oncology) für das nicht-resektable mCRC aufgenommen worden.

 

Stivarga ist außerdem zur Behandlung Erwachsener mit nicht resezierbaren oder metastasierten Stromatumoren (GIST), die unter einer früheren Behandlung mit Imatinib und Sumatinib progredient waren oder diese nicht vertragen haben, zugelassen.

 

Stivarga ist auch zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit hepatozellulärem Karzinom (HCC), die zuvor mit Sorafenib behandelt wurden.

Wirkmechanismus

Regorafenib und seine aktiven Metaboliten hemmen eine lange Liste von membrangebundenen oder intrazellulären Proteinkinasen. So hemmt der Wirkstoff nicht nur Kinasen, die eine essenzielle Rolle in den Signalwegen der Angiogenese spielen (VEGF1, -2, und -3), sondern auch solche, die für die Onkogenese (KIT, RET, RAF-1, BRAF, BRAFV600E) und die Mikroumgebung des Tumors (FGFR, PDGFR) von wesentlicher Bedeutung sind. Insofern bietet sich Regorafenib als Therapie für Patienten an, deren Tumoren eine Resistenz gegen einzelne Kinase-Inhibitoren entwickelt haben.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis beträgt täglich 160 mg Regorafenib, das heißt vier Tabletten Stivarga. Die Einnahme sollte unzerkaut mit Wasser nach einer fettarmen Mahlzeit jeweils zur gleichen Tageszeit erfolgen. Ein Einnahmezyklus besteht aus vier Wochen. Drei Wochen lang werden die Tabletten in der empfohlenen Dosierung eingenommen, dann folgt eine Woche Pause.

 

Hat der Patient die Einnahme vergessen, sollte er sie am selben Tag nachholen, sobald er dies bemerkt. Nicht eingenommen werden sollten zwei Dosen am selben Tag, um eine vergessene Einnahme nachzuholen. Falls es nach der Einnahme zu Erbrechen kommt, darf der Patient keine zusätzliche Tablette einnehmen.

 

Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, wie ein Nutzen besteht oder bis inakzeptable Toxizitäten auftreten. Da während der Behandlung Veränderungen der Leberwerte beobachtet wurden, sollten diese vorab bestimmt und während der Therapie engmaschig überwacht werden.

 

Patienten mit mittelschwerer Leberfunktionsstörung sollten engmaschig überwacht werden. Nicht empfohlen wird die Anwendung von Regorafenib bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung.

 

Bei Patienten, die Antikoagulanzien einnehmen oder Merkmale für ein Blutungsrisiko aufweisen, müssen Blutbild und Gerinnungsparameter kontrolliert werden. Hintergrund ist, dass Regorafenib mit einer erhöhten Inzidenz hämorrhagischer Ereignisse assoziiert war. Bei Patienten mit ischämischen Herzerkrankungen in der Anamnese wird empfohlen, sie auf klinische Anzeichen und Symptome einer Myokardischämie zu überwachen.

 

Regorafenib wird auch mit dem Auftreten von Bluthochdruck in Zusammenhang gebracht. Eine Hypertonie sollte vor Einleitung einer Behandlung mit Regorafenib kontrolliert werden. Es wird empfohlen, den Blutdruck zu überwachen und eine Hypertonie entsprechend der üblichen medizinischen Praxis zu behandeln.

 

Da Regorafenib die Wundheilung stören kann, muss der Arzt bei größeren chirurgischen Eingriffen über ein vorübergehendes Aussetzen der Therapie nachdenken.

Wichtige Wechselwirkungen

Regorafenib wird hauptsächlich in der Leber durch CYP3A4, aber auch durch Glucuronidierung mittels UGT1A9 metabolisiert. Demzufolge wird von der gleichzeitigen Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren wie Clarithromycin, Grapefruitsaft, Itraconazol, Ketoconazol, Posaconazol, Telithromycin und Voriconazol abgeraten. Gleiches gilt für starke CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin, Phenobarbital und Johanniskraut. Analog ist die gleichzeitige Gabe starker UGT1A9-Inhibitoren wie Mefenaminsäure, Diflunisal und Nifluminsäure zu vermeiden.

 

Regorafenib kann außerdem die Plasmakonzentrationen von gleichzeitig verabreichten BCRP-Substraten erhöhen. Zu diesen gehören unter anderem Methotrexat, Fluvastatin und Atorvastatin. Die Patienten sollten daher engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer erhöhten Exposition mit BCRP-Substraten zu überwacht werden.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen im Rahmen von Studien zu Stivarga traten zumeist während der ersten beiden Behandlungszyklen auf.

 

Am häufigsten (≥ 30 %) beobachtet wurden Schmerzen, HFHR, Asthenie/Müdigkeit, Diarrhö, verminderter Appetit und verminderte Nahrungsaufnahme, Hypertonie und Infektionen.

 

Die schwerwiegendsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen waren schwere Leberschäden, Hämorrhagie, Magen-Darmperforation und Infektion.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung von Regorafenib basiert auf den Ergebnissen der randomisierten Phase-III-Studie CORRECT (Colorectal cancer treated with regorafenib or placebo after failure of standard therapy). Bei den 760 Patienten mit fortgeschrittenem Kolorektalkarzinom waren die gängigen Standardbehandlungen (5-Fluorouracil, Oxaliplatin, Irinotecan, Bevacizumab sowie Cetuximab/Panitumumab bei Patienten mit KRas-Wildtyp) ausgereizt. Die Patienten wurden im Verhältnis 2 zu 1 auf Regorafenib (160 mg/Tag für 21 Tage des 28-tägigen Zyklus) plus bestmöglicher unterstützender Behandlung (BSC) oder auf Placebo plus BSC randomisiert. Regorafenib verbesserte sowohl das progressionsfreie Überleben als auch das Gesamtüberleben. Letzteres verlängerte sich signifikant um 1,4 Monate (6,4 versus 5,0 Monate). Beim progressionsfreien Überleben betrug der Gewinn 0,2 Monate (1,9 versus 1,7 Monate).

Besonderheiten

Stivarga ist in der Originalverpackung aufzubewahren. Um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen, ist die Flasche gut verschlossen zu halten und das Trockenmittel in der Flasche zu belassen.
Nach Anbruch der Flasche ist Stivarga sieben Wochen verwendbar.
Stivarga ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Regorafenib

Regorafenib

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Regorafenib.wrl

Weitere Hinweise

Frauen im gebärfähigen Alter und Männer müssen während der Behandlung mit Regorafenib und bis acht Wochen nach Behandlungsende eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Regorafenib darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich und geschieht nach sorgfältiger Abwägung des Nutzens für die Mutter und der Risiken für das ungeborene Kind. Das Stillen müssen Frauen während der Behandlung mit Regorafenib unterbrechen.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 28.01.2022

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