Ramucirumab|Cyramza®|86|2015 |
Lilly
10 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Cyramza ist in Kombination mit Paclitaxel für die Secondline-Therapie von Patienten mit fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs zugelassen. Gleichzeitig wurde der Angiogenese-Hemmer in dieser Indikation als Monotherapie für Patienten zugelassen, für die eine Kombinationstherapie mit Paclitaxel nicht geeignet ist.
Außerdem ist Cyramza in Kombination mit Docetaxel zur Behandlung vorbehandelter erwachsener Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom, unabhängig vom histologischen Subtyp zugelassen. Ebenso darf es in Kombination mit FOLFIRI (5-Fluorouracil, Folinsäure, Irinotecan) zur Behandlung erwachsener Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom, deren Erkrankung progredient geworden ist, eingesetzt werden.
In Kombination mit FOLFIRI (Irinotecan, Folinsäure und 5-Fluorouracil) ist Cyramza außerdem zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit einem metastasierten Kolorektalkarzinom (mKRK) mit Tumorprogress während oder nach vorausgegangener Therapie mit Bevacizumab, Oxaliplatin und einem Fluoropyrimidin.
Als Monotherapie ist Cyramza zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem oder inoperablem hepatozellulärem Karzinom, die ein Serum-Alpha-Fetoprotein (AFP) von ≥ 400 ng/ml aufweisen und die zuvor mit Sorafenib behandelt wurden.
Ramucirumab ist ein monoklonaler IgG1-Antikörper, der sich spezifisch gegen die extrazelluläre Domäne des VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor)-Rezeptors 2 richtet. Dieser gilt als wichtigster Mediator der Angiogenese. Durch seine Stimulierung werden zudem Faktoren gefördert, die das Tumorwachstum und die Metastasierung begünstigen. Anders als zum Beispiel Bevacizumab, das nur gegen den Rezeptorliganden VEGF gerichtet ist, blockiert Ramucirumab komplett den VEGF-Rezeptor 2. Durch die spezifische Rezeptorblockade kommt es zur Senkung der VEGF-A-vermittelten Tumorangiogenese, zur Gefäßnormalisierung und zu einer Hemmung der VEGF-induzierten Immunsuppression.
Die empfohlene Dosis von Ramucirumab richtet sich nach der Indikation und nach dem Therapieschema. Sie wird als intravenöse Infusion verabreicht.
Bei Adenokarzinomen des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs (GEJ) beträgt sie 8 mg pro kg Körpergewicht alle zwei Wochen, wenn der Antikörper als Monotherapeutikum zum Einsatz kommt. Wird er mit Paclitaxel kombiniert, beträgt die empfohlene Dosis 8 mg pro kg Körpergewicht an den Tagen 1 und 15 eines 28-Tage-Zyklus. Ramucirumab wird dabei jeweils vor der Paclitaxel-Infusion verabreicht.
Beim Kolorektalkarzinom beträgt die empfohlene Dosis Ramucirumab ebenfalls 8 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen als intravenöse Infusion vor der Gabe von FOLFIRI. Vor Beginn der Chemotherapie sollte das vollständige Blutbild des Patienten vorliegen.
Beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) beträgt die empfohlene Dosis von Ramucirumab in Kombination mit Erlotinib 10 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen. Der Status der EGFR-Mutation sollte vor Behandlungsbeginn mit einer validierten Testmethode bestimmt werden. Zur Behandlung des NSCLC nach platinbasierter Chemotherapie in Kombination mit Docetaxel beträgt empfohlene Dosis von Ramucirumab beträgt 10 mg/kg Körpergewicht an Tag 1 eines 21-Tage-Zyklus, vor der Docetaxel-Infusion.
Beim hepatozellulären Karzinom (HCC) beträgt die empfohlene Dosis als Monotherapie 8 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen.
Eine Prämedikation mit einem H1-Rezeptorantagonisten, etwa Diphenhydramin, wird empfohlen. Kam es bei einem Patienten bereits zu infusionsbedingten Reaktionen von Grad 1 oder 2, muss vor allen weiteren Infusionen eine Prämedikation verabreicht werden. Nach einer zweiten infusionsbedingten Reaktion der Grade 1 oder 2 sollte Dexamethason oder ein Äquivalent gegeben werden. Vor allen weiteren Infusionen müssen dann ein H1-Rezeptorantagonist, Paracetamol und Dexamethason verabreicht werden.
Ramucirumab darf nicht mit Dextrose-Lösungen verabreicht oder gemischt werden.
Sehr häufige Nebenwirkungen in Studien mit Ramucirumab waren unter anderem Fatigue, Leukopenie, Neutropenie, Durchfall, Nasenbluten und Hypertonie. Die berichteten schwerwiegendsten Nebenwirkungen waren unter anderem gastrointestinale Perforationen, Blutungen im Magen-Darm-Bereich sowie arterielle thromboembolische Ereignisse. In klinischen Studien sowie in Berichten nach der Markteinführung wurden die Nebenwirkungen Hämangiom häufig (1,5%) und thrombotische Mikroangiopathie selten (0,03%) berichtet.
Für Patienten mit kleinzelligem Lungenkarzinom, bei denen einen Tumorkavitation oder eine Tumorbeteiligung an großen Gefäßen vorliegt, ist Ramucirumab kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Grundlage der Zulassung von Ramucirumab sind die Ergebnisse der randomisierten Phase-III- Doppelblindstudien REGARD (n = 355) und RAINBOW (n = 665). In REGARD wurde untersucht, ob Patienten mit fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs von einer Monotherapie mit Ramucirumab plus bestmöglicher supportiver Therapie (BSC) in der Zweitlinie profitieren. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben (OS). Unter der Behandlung mit Ramucirumab plus BSC verlängerte sich im Vergleich zu BSC allein das OS signifikant (5,2 versus 3,8 Monate). Darüber hinaus konnte im Ramucirumab-Arm im Vergleich zur Kontrollgruppe auch das progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant verlängert werden (2,1 versus 1,3 Monate).
In der randomisierten RAINBOW-Studie erhielten die Patienten entweder Ramucirumab plus Paclitaxel oder Paclitaxel plus Placebo. Das Ergebnis: Unter Ramucirumab/Paclitaxel wurde im Vergleich zu Paclitaxel/Placebo eine signifikante Verlängerung des OS erreicht (9,6 versus 7,4 Monate). Auch das PFS war in der Kombinationsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verlängert (4,4 versus 2,9 Monate).
Das Magenkarzinom ist ein relativ aggressiver Tumor. In der Erstlinien-Therapie setzen Ärzte häufig Zweifach-Kombinationen aus einer Platin-Verbindung und einem Fluoropyrimidin ein, manchmal sogar eine Dreifach-Therapie mit zusätzlich Docetaxel oder Epirubicin. Mit Ramucirumab wurde in der EU erstmals eine Therapie für die Zweitlinie zugelassen.
Cyrymza ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) sowie vor Licht geschützt (Originalverpackung) zu lagern.
Die chemische und physikalische Stabilität von Ramucirumab nach Zubereitung in einer 0,9-prozentigen Kochsalzlösung wurde für 24 Stunden bei 2 bis 8 °C und vier Stunden bei 25 °C gezeigt.
Cyramza ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des G-BA vom 04.05.2015 (aufgehoben)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 30.05.2016 (Lungenkarzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 30.05.2016 (Kolorektalkarzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 27.07.2016 (Magenkarzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 26.11.2019 (hepatozelluläres Karzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 13.05.2020 (NSCLC, Kombination mit Erlotinib)
Gebärfähige Frauen müssen effektive Maßnahmen zur Kontrazeption während und bis zu drei Monate nach der Behandlung mit Ramucirumab anwenden. In der Schwangerschaft darf Ramucirumab nur zum Einsatz kommen, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter das Risiko während der Schwangerschaft rechtfertigt. Frauen sollten während der Therapie das Stillen abbrechen und auch nach Therapieende mindestens drei Monate nicht stillen.
Letzte Aktualisierung: 22.03.2021