Darolutamid|Nubeqa®|86|2020 |
Bayer
300 mg Filmtabletten
Nubeqa ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Männer mit nicht-metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (nnmCRPC), die ein hohes Risiko für die Entwicklung von Metastasen haben.
In Kombination mit Docetaxel und einer Androgendeprivationstherapie ist es außerdem zugelassen zur Behandlung erwachsener Männer mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (mHSPC).
Darolutamid zählt zu den Antiandrogenen (Androgenrezeptor-Inhibitoren, ARI). Es hat eine flexible, polar substituierte Pyrazolstruktur und bindet mit hoher Affinität direkt an die Liganden-bindende Domäne des Androgenrezeptors (AR). Damit blockiert es kompetitiv die Androgenbindung, die Translokation des AR in den Zellkern sowie die AR-vermittelte Transkription. Dies wiederum hemmt die Proliferation der Karzinomzellen. Ein Hauptmetabolit, Keto-Darolutamid, zeigt in vitro eine ähnliche Aktivität.
Der Patient nimmt zweimal täglich 600 mg Darolutamid zu einer Mahlzeit ein. Hat er eine Dosis vergessen, sollte er diese vor dem nächsten Einnahmezeitpunkt nachholen, aber nicht zwei Dosen auf einmal einnehmen.
Patienten mit mHSPC sollten die Behandlung mit Darolutamid in Kombination mit Docetaxel beginnen. Der erste von sechs Behandlungszyklen mit Docetaxel sollte innerhalb von sechs Wochen nach Beginn der Darolutamid-Behandlung verabreicht werden. Die Behandlung mit Darolutamid ist bis zur Krankheitsprogression oder bis zum Auftreten einer inakzeptablen Toxizität fortzusetzen, selbst wenn ein Docetaxel-Zyklus aufgeschoben, unterbrochen oder abgebrochen wird.
Bei älteren Männern, bei leichter bis mäßiger Nierenfunktionsstörung sowie leichter Leberinsuffizienz muss die Dosis nicht angepasst werden. Sind die Organe höhergradig eingeschränkt, wird mit zweimal täglich 300 mg gestartet. Eine medikamentöse Kastration mit einem Luteinisierenden-Hormon-Releasing-Hormon-Analogon soll bei Patienten, die nicht chirurgisch kastriert sind, fortgeführt werden.
Darolutamid ist ein Substrat von CYP3A4, PGP und BCRP. Die Anwendung von starken und moderaten CYP3A4- und PGP-Induktoren wie Carbamazepin, Phenobarbital, Johanniskraut, Phenytoin und Rifampicin wird während der Therapie mit Darolutamid nicht empfohlen. Bei Verabreichung von CYP3A4-, PGP- oder BCRP-Inhibitoren sind jedoch keine klinisch bedeutsamen Wechselwirkungen zu erwarten. Insgesamt ist Darolutamid in puncto Wechselwirkungspotenzial weitgehend unproblematisch.
Häufigste Nebenwirkungen in Studien zu Darolutamid waren Fatigue und Erschöpfung (15,8 Prozent) sowie veränderte Laborwerte, darunter Neutropenie, erhöhte Bilirubin- und Aspartat-Aminotransferase-Spiegel. Häufig waren Muskel- und Skelettschmerzen, Ausschlag sowie ischämische Herzkrankheit und Herzinsuffizienz. 4,2 Prozent der mit Verum behandelten Patienten erlitten Knochenbrüche (3,6 Prozent unter Placebo).
Bei Frauen, die schwanger sind oder es werden können, ist Darolutamid kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Dass Darolutamid das metastasenfreie Überleben (MFS) verlängern kann, wurde in der randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie ARAMIS mit rund 1500 Männern mit nmCRPC gezeigt. Bei diesen verdoppelte sich der PSA-Wert trotz Androgendeprivationstherapie (ADT) in weniger als zehn Monaten, ohne dass Fernmetastasen nachweisbar waren. Sie bekamen zusätzlich zur ADT randomisiert entweder zweimal täglich 600 mg Darolutamid (n = 955) oder Placebo (n = 554).
Das MFS (primärer Endpunkt) verlängerte sich unter Verum median um 22 Monate (40,4 versus 18,4 Monate). Der Vorteil war in allen Subgruppen nachweisbar. Ebenso wurde die Zeit bis zur Schmerzprogression von 25,4 auf 40,3 Monate verlängert. Beim Gesamtüberleben gab es einen positiven Trend. Die Behandlung mit Darolutamid verlängerte zudem das progressionsfreie Überleben (median 36,8 versus 14,8 Monate) und die Zeit bis zur PSA-Progression (median 33,2 versus 7,3 Monate). Über alle Überlebensparameter hinweg wurde eine konsistente Wirkung beobachtet, heißt es in der Fachinformation.
Prostatakrebs gehört nach Brust- und vor Dickdarm- und Lungenkrebs zu den häufigsten Tumoren in Deutschland. Jährlich erkranken rund 58.800 Männer neu daran (RKI-Krebsdaten 2016). Etwa 2 bis 8 Prozent der Männer mit Prostatakrebs sind im sogenannten nmCRPC-Stadium, haben also ein nicht metastasiertes, kastrationsresistentes Prostatakarzinom. Das bedeutet, dass der Tumor trotz Absenkung der endogenen Testosteronspiegel auf Kastrationsniveau weiterwächst (erkennbar am erneuten Anstieg des Prostata-spezifischen Antigens, PSA), aber keine Fernmetastasen in der konventionellen Bildgebung nachweisbar sind.
Der Androgenentzug erfolgt meist medikamentös mit GnRH-Agonisten oder -Antagonisten sowie Antiandrogenen (Androgenrezeptor-Inhibitoren, ARI). Primäres Therapieziel ist, das metastasenfreie Überleben zu verlängern, da eine Metastasierung die Prognose und Lebensqualität des Mannes verschlechtert.
Für die Lagerung von Nubeqa sind keine besonderen Bedingungen zu berücksichtigen.
Nubeqa ist verschreibungspflichtig.
Darolutamid
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Nubeqa ist nicht zur Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter zugelassen und ist für Frauen, die schwanger sind oder es werden können kontraindiziert.
Schrittinnovation
Letzte Aktualisierung: 12.04.2023