Tasonermin|Beromun®|86|1999 |
Boehringer Ingelheim
1 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung
Beromun wird bei nicht resezierbaren Weichteilsarkomen der Extremitäten in Kombination mit dem Zytostatikum Melphalan (Alkeran®) über eine isolierte Extremitäten-Perfusion (ILP, isolated limb perfusion) eingesetzt, um eine Amputation zu vermeiden oder hinauszuzögern sowie zur palliativen Behandlung.
Tasonermin ist ein rekombinanter Tumornekrosefaktor TNFα-1a. Das Zytokin TNFα hemmt die Tumorzellproliferation, schädigt das Tumorgefäßsystem, fördert die Infiltration des Tumors mit Lymphozyten, Monozyten und Granulozyten und wirkt direkt und indirekt immunmodulierend.
Da Tasonermin für eine systemische Anwendung viel zu toxisch ist, wird es über eine isolierte Extremitäten-Perfusion (ILP) unter Vollnarkose gegeben. Diese Behandlung ist nur in Spezialkliniken möglich.
Bei der ILP werden oberhalb der je nach Lokalisation des Tumors ausgewählten Gelenkbeuge zu- und abführende Blutgefäße abgeklemmt und Tasonermin zunächst alleine, dann kombiniert mit Melphalan in die isolierte Extremitätenzirkulation injiziert. Die Perfusion dauert insgesamt 90 Minuten. Abfließendes venöses Blut wird über einen Oxygenator wieder der abgetrennten Hauptarterie zugeführt. Während der ILP wird eine Reihe weiterer Arzneimitteln routinemäßig eingesetzt. Durch die Abtrennung des Kreislaufs in der Extremität werden hier etwa 200-mal höhere TNF-Konzentrationen erreicht als im Körperkreislauf.
Beromun sollte nicht gleichzeitig mit kardiotoxischen Arzneimitteln (zum Beispiel Anthrazykline) angewendet werden, da Tasonermin zu einer Verstärkung der kardiotoxischen Wirkungen führen kann. Nicht zu empfehlen ist zudem die gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die zu einem starken Blutdruckabfall führen können.
Die ILP mit Tasonermin kann mit einem breiten Spektrum an lokalen und systemischen Nebenwirkungen einher gehen. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen in klinischen Studien waren Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Abgeschlagenheit, Arrhythmien, Schüttelfrost, Schmerzen, Wundinfektionen und Hautreaktionen. Die Nebenwirkungen können lokal an der mit ILP behandelten Extremität oder systemisch auftreten. Systemische Nebenwirkungen reichen von leichten Allgemeinreaktionen bis hin zu toxischen Effekten auf verschiedene Organsysteme.
Die Liste der Kontraindikationen ist lang. Neben den Gegenanzeigen für Beromun müssen auch die des Applikationsverfahrens ILP sowie die der ebenfalls verabreichten Arzneimittel (unter anderem Melphalan) beachtet werden.
Beromun ist kontraindiziert bei Patienten mit schweren Herz-Kreislauferkrankungen, wie Herzinsuffizienz ab NYHA II, schwerer Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen, Myokardinfarkt in den letzten drei Monaten vor der Behandlung, Venenthrombose, peripherer arterieller Verschlusskrankheit und kürzlich überstandener Lungenembolie.Es darf ebenfalls nicht gegeben werden bei Patienten mit schweren Lungenfunktionsstörungen, Magengeschwür (entweder aktiv oder in der jüngeren Anamnese) sowie schwerem Aszites.
Schwerwiegende Veränderungen im Blutbild, wie Leukozytenzahl < 2,5 × 109/l, Hämoglobin < 9 g/dl, Thrombozytenzahl < 60 × 109/l, erhöhte Blutungsneigung oder akute Gerinnungsstörungen sind weitere Kontraindikationen.Ebenfalls kontraindiziert ist Beromun bei schweren Nierenfunktionsstörungen mit Serumkreatinin > 150 μmol/l oder Kreatinin-Clearance < 50 ml/Minute, wie zum Beispiel einem nephrotischen Syndrom, sowie bei schweren Leberfunktionsstörungen, wie > 2 x oberer Grenzwert für Aspartataminotransferase, Alaninaminotransferase oder alkalischer Phosphatase oder Bilirubinspiegeln > 1,25 x oberer Normalgrenzwert, Hypercalcämie > 12 mg/dl (2,99 mmol/l) sowie bei Patienten mit Gegenanzeigen für Vasopressoren, Patienten mit Gegenanzeigen für Antikoagulanzien, bei gleichzeitiger Behandlung mit kardiotoxischen Arzneimitteln (zum Beispiel Anthrazykline) und in Schwangerschaft und Stillzeit. Gegenanzeigen für das ILP-Verfahren sind schwerer Aszites und hochgradige Lymphödeme in der zu behandelnden Extremität. Das Verfahren ist außerdem kontraindiziert bei Patienten mit Gegenanzeigen für Vasopressoren, Antikoagulanzien, eine quantitative Leckkontrolle mit Radionukliden oder für eine Extremitätenhyperthermie sowie bei Patienten, bei denen der Verdacht besteht, dass die Blutzufuhr zum distal vom Tumor gelegenen Teil der Extremität stark von Blutgefäßen abhängt, die mit dem Tumor in Verbindung stehen sowie in Schwangerschaft und Stillzeit.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Grundlage für die Zulassung von Beromun waren vier klinische Studien mit 260 Patienten mit nicht resezierbaren Weichteilsarkomen. Da alle anderen Behandlungsmethoden versagt hatten, war eine Amputation geplant. Bei 80 Prozent der Patienten konnten die Gliedmaßen dauerhaft gerettet werden. Das Tumorgewebe reagierte innerhalb von 2 bis 30 Tagen auf die ILP mit hämorrhagischen Nekrosen und dem Verschwinden der Tumorblutgefäße. Bei 70 Prozent der Patienten schrumpfte der Tumor um mehr als die Hälfte.
Beromun ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern.
Beromun ist verschreibungspflichtig. Es wird nur an krankenhausversorgende oder Krankenhausapotheken abgegeben.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
Beromun ist in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
Letzte Aktualisierung: 20.10.2017