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ARZNEISTOFFE

Catumaxomab|Removab®|86|2009

STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Catumaxomab
FERTIGARZNEIMITTEL
Removab®
HERSTELLER

Neovii Biotech GmbH

MARKTEINFÜHRUNG (D)
06/2009
DARREICHUNGSFORM

10 µg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
50 µg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
L01FX03
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Removab ist zugelassen zur Behandlung einer krebsbedingten Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle, sofern der Tumor EpCAM-positiv und keine Standardtherapie mehr verfügbar ist. Als EpCAM-positiv bezeichnet man Karzinome, die auf ihrer Zelloberfläche in großen Mengen das sogenannte Transmembranprotein Epithelial Cell Adhesion Molecule (EpCAM) tragen. Etwa 80 Prozent aller bösartigen Tumoren überexprimieren dieses Protein.

Wirkmechanismus

Catumaxomab ist mit seinem trifunktionalen Wirkprinzip der erste Antikörper einer neuen Generation. Ziel der Therapie ist es, eine verstärkte Immunreaktion gegen die Krebszellen zu erreichen, die Hauptursache der Aszitesbildung sind. Das Wirkprinzip beruht auf der gleichzeitigen Bindung an drei unterschiedliche Zelltypen: Erstens an EpCAM auf Karzinomzellen, zweitens an das CD3-Molekül auf T-Zellen und drittens an die intakte Fc-Region von akzessorischen Immuneffektorzellen wie Makrophagen, Monozyten, dendritischen Zellen und natürlichen Killerzellen. Resultierend aus dieser simultanen Bindung erfolgt die gegenseitige Stimulierung und Aktivierung von T-Zellen und akzessorischen Zellen. Dadurch werden eine verstärkte Immunantwort und eine Zerstörung der Krebszellen ermöglicht.

Anwendungsweise und -hinweise

Removab wird mithilfe eines Pumpensystems als Infusion in die Bauchhöhle appliziert. In der Regel werden vier Infusionen über einen Zeitraum von elf Tagen in ansteigender Dosis von 10 bis 150 µg verabreicht. Zwischen den Infusionen müssen mindestens zwei Tage liegen. Insgesamt sollte die Behandlung nicht länger als 20 Tage dauern. Die Patienten müssen nach jeder Infusion überwacht werden. Niemals darf die Gesamtmenge Catumaxomab als Bolus oder eine andere Verabreichungsart als die intraperitoneale Infusion gewählt werden. Es wird empfohlen, dass die Patienten zur Schmerz- und Fieberkontrolle vor der Behandlung Analgetika, Antipyretika  oder nicht-steroidale Antirheumatika erhalten.

Nebenwirkungen

Bei etwa 90 Prozent der mit Catumaxomab behandelten Patienten traten unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf. Die häufigsten Nebenwirkungen wie Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Schüttelfrost stehen im Zusammenhang mit dem postulierten Wirkprinzip des Antikörpers. Sie sind daher erwartet, zumeist von geringer bis mittlerer Intensität, symptomatisch behandelbar und in der Regel zeitlich begrenzt.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung beruht auf einer Phase-III-Studie an 258 Patientinnen und Patienten mit malignem Aszites aufgrund verschiedener Tumorerkrankungen. 129 waren an Eierstockkrebs und weitere 129 an anderen Krebsarten erkrankt. Die Catumaxomab-Behandlung umfasste eine Punktion der Bauchhöhle mit Ablassen der Aszitesflüssigkeit, gefolgt von vier intraperitonealen Infusionen. Sie erfolgten mit steigender Dosierung von 10, 20, 50 und 150 µg an den Tagen 0, 3, 7 und 10 (Catumaxomab-Gruppe).  Die Kontrollgruppe wurde durch alleinige Punktion und Ablassen der Flüssigkeit behandelt. Der primäre Endpunkt »punktionsfreies Überleben« wurde in der Catumaxomab-Gruppe mit hoher statistischer Signifikanz erreicht. Die Patienten erreichten ein punktionsfreies Überleben von 46 Tagen gegenüber elf Tagen in der Kontrollgruppe (p < 0,0001). Dabei war das punktionsfreie Überleben definiert als die Zeit zwischen der letzten Infusion und der ersten nötigen Punktion danach oder dem Eintreten des Todes, je nachdem was zuerst eintrat.

Hintergrundinfos

Eine Folgeerkrankung von Krebs im fortgeschrittenen Stadium ist maligner Aszites, die Ansammlung großer Flüssigkeitsmengen in der Bauchhöhle. Die »Bauchwassersucht« kann von unterschiedlichen Tumoren verursacht werden, wobei der Ursprungstumor selbst selten im Bauchfell zu finden ist. Vielmehr sind dessen metastasierte Tochterzellen verantwortlich. In 20 bis 50 Prozent der Fälle liegen Ovarialkarzinome oder gastrointestinale Tumoren zugrunde. Patienten mit malignem Aszites haben in der Regel eine äußerst ungünstige Prognose. Die häufigsten Behandlungsmethoden sind die Punktion der Bauchhöhle sowie eine systemische oder intraperitoneale (Infusion in die Bauchhöhle) Chemotherapie. Beide erwirken jedoch lediglich eine vorübergehende Linderung der Symptome.

Besonderheiten

Removab ist im Kühlschrank (2–8 °C) sowie in der Originalverpackung (Lichtschutz) zu lagern.
Removab ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Eine Anwendung während der Schwangerschaft und der Stillzeit wird mangels Erfahrungen nicht empfohlen. Unter Abwägung von Nutzen und Risiken sollte entschieden werden, ob die Therapie mit Catumaxomab oder das Stillen zu unterbrechen ist.

Letzte Aktualisierung: 27.11.2015

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