Eribulin|Halaven®|86|2011 |
Eisai
0,44 mg/ml Injektionslösung
Halaven ist als Monotherapie für erwachsene Patienten mit Brustkrebs zugelassen, bei denen die Erkrankung trotz mehrfacher Therapien fortgeschritten oder metastasiert ist. Die Vortherapien sollten möglichst ein Anthrazyklin und ein Taxan enthalten haben.
Halaven ist außerdem zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit nicht resezierbarem Liposarkom, die wegen einer fortgeschrittenen oder metastasierten Tumorerkrankung eine Vorbehandlung mit einer Anthrazyklin enthaltenden Therapie (sofern sie geeignet war) erhalten haben.
Eribulin-Mesilat ist ein Analogon von Halichondrin B, das 1986 aus dem giftigen pazifischen Meeresschwamm Halichondria okadai isoliert wurde. Halichondrin B hat eine deutliche antitumorale Aktivität. Das synthetisch gewonnene Eribulin hat eine einfachere, aber immer noch komplexe Molekülstruktur. Wie Taxane hemmt es den Spindelapparat der Zelle, allerdings greift es auf andere Weise ein. Die Substanz inhibiert die Polymerisation von Tubulin-Molekülen zu Mikrotubuli und kapselt Tubulin in nicht produktive Aggregate ab. Die fehlende Ausbildung des Spindelapparats blockiert die Mitose und induziert letztlich die Apoptose der Zelle. Eribulin unterscheidet sich von bekannten Mikrotubuli-Inhibitoren wie Taxanen und Vinca-Alkaloiden durch die Bindungsstelle an den Mikrotubuli; zudem hat es keinen Einfluss auf deren Verkürzung. Dies erklärt die Wirksamkeit des neuen Zytostatikums in Taxan-resistenten Tumorzelllinien mit bestimmten-Tubulin-Mutationen.
Eribulin wird als zwei- bis fünfminütige intravenöse Infusion an den Tagen 1 und 8 in einem 21-Tage-Zyklus gegeben. Die empfohlene Dosis beträgt 1,23 mg/m2 (entsprechend 1,4 mg/m2 Mesilat).
Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion aufgrund von Metastasen oder schweren Nebenwirkungen im vorangegangenen Therapiezyklus muss die Dosis reduziert werden. Auch bei Patienten mit mittlerer Nierenfunktionsstörung kann eine Dosisreduktion erforderlich sein. Eine Anwendung sollte bei allen Patienten mit Nierenfunktionsstörung mit Vorsicht erfolgen.
Da Eribulin Blutbildstörungen, vor allem eine Neutropenie, auslösen kann, sollte das Blutbild vor jeder Infusion überwacht werden. Eine antiemetische Prophylaxe, einschließlich Corticosteroiden, ist zu erwägen, um Übelkeit und Erbrechen zu vermeiden.
Eribulin wird vorwiegend über die Galle ausgeschieden. Welches Transportprotein daran beteiligt ist, ist bisher nicht bekannt.
Eribulin ist kein Substrat von Transportern wie BCRP, organischen Anionentransportern (OAT1, OAT3, OATP1B1, OATP1B3), MRP2 und MRP4 oder BSEP. In klinisch relevanten Konzentrationen übt Eribulin keine hemmende Wirkung auf CYP1A2, -2B6, -2C8, -2C9, -2C19, -2D6 oder -2E1 aus.
Mit CYP3A4-Hemmern und -Induktoren sind keine Arzneimittelwechselwirkungen zu erwarten. In-vitro-Daten haben jedoch gezeigt, dass Eribulin seinerseits eine schwache Hemmwirkung auf CYP3A4 hat. Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneistoffen mit enger therapeutischer Breite, die hauptsächlich über CYP3A4 eliminiert werden, ist daher Vorsicht geboten. Zu diesen gehören unter anderem Alfentanil, Ciclosporin, Ergotamin, Fentanyl, Pimozid, Chinidin, Sirolimus und Tacrolimus.
In der Studie zu Halaven litt mehr als die Hälfte der Frauen an Müdigkeit und Schwäche. Bei 54 Prozent kam es zu einer Neutropenie, bei jeder fünften Frau zu Leukopenie und Anämie. Weiterhin sehr häufig waren Appetitminderung, periphere Neuropathie und Kopfschmerzen, gastrointestinale Probleme, Alopezie, Arthralgie und Myalgie. In Bezug auf Therapieabbrüche, Dosisreduktionen oder -verzögerungen gab es keine Unterschiede zwischen beiden Studienarmen.
Eribulin ist in der Stillzeit kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Halaven hat seine Wirksamkeit in zwei einarmigen Phase-2-Studien und einer randomisierten Vergleichsstudie der Phase III gezeigt. In diese EMBRACE-Studie (Eisai Metastatic Breast Cancer Study Assessing Physician’s Choice versus Eribulin) wurden weltweit 762 Brustkrebs-Patientinnen aufgenommen und randomisiert. Die Frauen im Alter von 27 bis 85 Jahren hatten im Median bereits vier Chemotherapieregime erhalten, darunter in jedem Fall ein Anthrazyklin und ein Taxan. Dennoch war die Krebserkrankung fortgeschritten. In der Studie erhielten zwei Drittel der Frauen Eribulin als Monotherapie, ein Drittel eine Therapie nach Wahl des Prüfzentrums (Treatment of Physician’s Choice, TPC). Im TPC-Arm bekamen 97 Prozent der Frauen eine Chemo- und 3 Prozent eine Hormontherapie. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Patientinnen im TPC-Kontrollarm überlebten median 10,6 Monate, mit Eribulin behandelte Frauen 13,1 Monate. Der Unterschied von 2,5 Monaten war statistisch signifikant. Die Ein-Jahres-Überlebensrate stieg von 43,7 Prozent im Kontrollarm auf 53,9 Prozent mit Eribulin. Auch bei den sekundären Endpunkten (progressionsfreies Überleben und Gesamtansprechrate) war der Wirkstoff überlegen.
Bei der Lagerung von Halaven sind keine speziellen Bedingungen einzuhalten.
Halaven ist verschreibungspflichtig.
Eribulin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und bis zu drei Monate nach Beendigung einer Therapie mit Halaven zuverlässig verhüten. Dasselbe gilt auch für Männer, die mit dem Arzneimittel behandelt werden. Während einer Schwangerschaft sollte Halaven nur angewendet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. In der Stillzeit ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022