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ARZNEISTOFFE

Axitinib|Inlyta®|86|2012

STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Axitinib
FERTIGARZNEIMITTEL
Inlyta®
HERSTELLER

Pfizer

MARKTEINFÜHRUNG (D)
10/2012
DARREICHUNGSFORM

1 mg Filmtabletten

3 mg Filmtabletten

5 mg Filmtabletten

7 mg Filmtabletten

ATC-CODE
L01EK01
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Inlyta ist zugelassen zur Therapie von Erwachsenen mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom nach Versagen einer vorangegangenen Therapie mit Sunitinib oder einem Zytokin.

Wirkmechanismus

Zielstruktur für eine Arzneistofftherapie ist unter anderem der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor-Rezeptor VEGFR (Vascular Endothelial Growth Factor Receptor), da dieser in Nierenzellkarzinomen hochreguliert ist. Wie Sorafenib und Sunitinib greift auch Axitinib hier an: Seine Wirkung beruht auf der Hemmung der Wachstumsfaktoren VEGFR 1, 2 und 3, die an der pathologischen Gefäßneubildung, dem Tumorwachstum und der Metastasierung beteiligt sind. In den Zulassungsstudien führte der neue Tyrosinkinasehemmer zu einer Verzögerung des Wachstums, zu Tumorregression und zur Hemmung der Metastasenbildung.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Anfangsdosis ist zweimal täglich 5 mg Axitinib unabhängig von den Mahlzeiten. Wird diese vom Patienten gut vertragen, kann sie auf zunächst 7 mg und dann auf die Höchstdosis von 10 mg zweimal täglich erhöht werden – sofern der Patient keinen Bluthochdruck hat und keine Antihypertensiva einnimmt. Sollte aufgrund von Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen eine Dosisreduktion erforderlich sein, kann diese auf zweimal 3 mg beziehungsweise 2 mg herabgesetzt werden. Prinzipiell sollte die Behandlung so lange fortgesetzt werden, wie sich ein klinischer Vorteil zeigt oder inakzeptable, nicht beherrschbare Nebenwirkungen auftreten.

 

Wie auch bei den anderen Tyrosinkinase-Hemmern gibt es bei der Therapie mit Inlyta einiges zu beachten. So muss vor und während der Behandlung der Blutdruck überprüft werden, da während der Studien häufig eine Hypertonie beobachtet wurde. Bei Bedarf benötigen die Patienten eine Standard-Hypertoniebehandlung, und die Axitinib-Dosis muss eventuell reduziert werden. Ist der Blutdruck nicht in den Griff zu bekommen, muss die Behandlung vorübergehend unterbrochen und mit einer niedrigeren Dosis erneut gestartet werden, wenn sich der Blutdruck stabilisiert hat.

 

Vor und während der Therapie muss die Schilddrüsenfunktion überprüft werden, da unter der Therapie eine Hypothyreose, seltener eine Hyperthyreose, auftreten kann. Vorsicht ist geboten bei Patienten, die ein Risiko für arterielle beziehungsweise venöse embolische und thrombotische Ereignisse haben. Bei ihnen müssen regelmäßig die Werte für Hämoglobin und Hämatokrit überprüft werden, da diese ein Anzeichen für eine Zunahme an Erythrozyten sind (Polyzythämie).

 

Auch die Leberwerte müssen vor und während der Behandlung überprüft werden. Bei Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung ist eine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit schwerer Störung sollte Axitinib nicht angewendet werden. Da unter der Therapie Blutungen im Darm und die Bildung von Fisteln beobachtet wurden, ist auch der Gastrointestinaltrakt zu überwachen.

 

Die gleichzeitige Gabe von Axitinib mit starken CYP3A4/5-Inhibitoren kann die Axitinib-Plasmakonzentrationen erhöhen. Es wird daher empfohlen, ein alternatives gleichzeitig angewendetes Arzneimittel auszuwählen, das CYP3A4/5 nicht oder nur geringfügig hemmt. Entsprechendes gilt für die gleichzeitige Anwendung mit starken CAP3A4/5-Induktoren.

Wichtige Wechselwirkungen

Axitinib wird hauptsächlich von CYP3A4/5 und zu einem geringeren Anteil von CYP1A2, CYP2C19 und UGT1A1 metabolisiert. Entsprechende Interaktionen mit CYP-Hemmern und -Induktoren sind möglich. So erhöht die gleichzeitige Gabe starker CYP3A4/5-Inhibitoren wie Ketoconazol, Itraconazol, Clarithromycin, Erythromycin, Atazanavir, Indinavir, Nefazodon, Nelfinavir, Ritonavir, Saquinavir und Telithromycin die Axitinib-Plasmakonzentration. Gleiches gilt für Grapefruit. Die gleichzeitige Gabe von CYP3A4/5-Induktoren wie Rifampicin, Dexamethason, Phenytoin, Carbamazepin, Rifabutin, Rifapentin und Phenobarbital setzt die Plasmakonzentration herab. Dies gilt auch für Johanniskraut. Es wird empfohlen, ein alternatives gleichzeitig angewendetes Arzneimittel auszuwählen, das CYP3A4/5 nicht oder nur geringfügig hemmt. Entsprechendes gilt für die gleichzeitige Anwendung mit starken CAP3A4/5-Induktoren.

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen (bei mehr als 20 Prozent) in Studien zu Axitinib gehören Durchfall, hoher Blutdruck, Müdigkeit, Appetitmangel, Übelkeit, Stimmstörungen, Hand-Fuß-Syndrom, reduziertes Körpergewicht, Erbrechen und Verstopfung. Die wichtigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen sind arterielle oder venöse embolische und thrombotische Ereignisse, Blutungen, gastrointestinale Perforationen und Fistelbildung, eine hypertensive Krise und PRES.

 

In Studien trat unter Axitinib ein sogenanntes posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom (PRES) auf. Dabei handelt es sich um eine neurologische Erkrankung, bei der Kopfschmerzen, Krämpfe, Lethargie, Verwirrtheit, Blindheit und andere visuelle und neurologische Störungen auftreten. Zeigt ein Patient diese Symptome, muss die Diagnose mittels MRT abgeklärt und die Axitinib-Dosis angepasst werden.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung von Inlyta basiert auf den Daten der Phase-III-Studie AXIS mit 723 Nierenzellkrebs-Patienten, deren Erkrankung unter den vorangegangenen systemischen Therapien einschließlich Sunitinib (53,8 Prozent), Bevacizumab (8,2 Prozent), Temsirolimus (3,3 Prozent) oder Zytokinen wie Interleukin-2 oder Interferon-α (34,7 Prozent) progredient war. Sie erhielten randomisiert entweder Axitinib (n=361) oder Sorafenib (n=362). Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben. Dieses verlängerte Axitinib mit 6,8 Monaten im Vergleich zu 4,7 Monaten unter Sorafenib in den Subgruppen »Vorbehandlung Sunitinib« und »Vorbehandlung Zytokine« signifikant. Die zwei anderen Subgruppen waren zu klein, um verlässliche Daten zu liefern.

Besonderheiten

Es sind keine speziellen Lagerungsbedingungen einzuhalten.

 

Inlyta ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Axitinib

Axitinib

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Axitinib.wrl

Weitere Hinweise

Während der Schwangerschaft und Stillzeit soll Inlyta nicht angewendet werden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und bis zu einer Woche nach deren Ende zuverlässig verhüten.

Letzte Aktualisierung: 30.04.2022

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