Arsentrioxid|Trisenox®|86|2002 |
Teva
1 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
2 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Trisenox ist zugelassen zur Behandlung von Patienten mit rezidivierender beziehungsweise refraktärer akuter Promyelozyten-Leukämie (APL). Diese ist eine von acht Unterarten der akuten myeloischen Leukämie (AML). Die bösartige Krankheit ist durch eine abnormale Translokation von genetischem Material von Chromosom 17 auf 15 charakterisiert. In der Folge unterdrückt ein entartetes Protein die Ausreifung der Leukozyten im Knochenmark.
Trisenox ist außerdem zugelassen zur Behandlung von Patienten mit neu diagnostizierter akuter Promyelozytenleukämie (APL) mit niedrigem bis mittlerem Risiko (Leukozytenzahl ≤ 10 × 103/μl) in Kombination mit all-trans-Retinsäure (ATRA).
Der genaue Wirkmechanismus von Arsentrioxid ist noch nicht geklärt. Es existieren zwei Hypothesen: Einerseits soll die Substanz das abnormale Protein zerstören, das die Ausreifung der Leukozyten behindert. Andererseits soll Arsentrioxid den programmierten Zelltod ankurbeln, indem die Freisetzung von Caspase-Enzymen gefördert wird.
Die empfohlene Dosis Arsentrioxid zur Induktionstherapie beträgt in beiden Anwendungsgebieten 0,15 mg/kg KG/Tag.
Bei neu diagnostizierter APL erfolgt die Induktionstherapie täglich, bis eine Vollremission erreicht wird. Tritt diese bis zum 60. Tag nicht ein, muss die Therapie abgesetzt werden. In der Konsolidierungstherapie derfolgt die Gabe an fünf Tagen pro Woche. Die Behandlung ist für die Dauer von vier Wochen fortzusetzen, gefolgt von vier Wochen Pause, über insgesamt vier Behandlungszyklen.
Bei rezidivierender/refraktärer APL erfolgt die Induktionstherapie täglich, bis eine Vollremission erreicht wird (Blastenanteil weniger als 5 % der Knochenmarkzellen und keine leukämischen Zellen mehr nachweisbar). Tritt bis zum 50. Tag keine Vollremission ein, muss die Therapie abgesetzt werden. Die Konsolidierungstherapie wird drei bis vier Wochen nach Beenden der Induktionstherapie eingeleitet. Die Infusion wird dabei täglich an fünf Tagen pro Woche, gefolgt von zwei Tagen Pause für die Dauer von fünf Wochen angewendet.
Die Lösung wird mit 5-prozentiger Glucoselösung oder physiologischer Kochsalzlösung verdünnt und über ein bis zwei Stunden infundiert. Die Infusion darf nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt oder gleichzeitig verabreicht werden.
Kommt es zu toxischen Reaktionen ab Grad 3, ist die Behandlung auszusetzen, bis sich diese zurückgebildet haben.
Vorsicht ist geboten, wenn Trisenox bei Patienten mit eingeschränkter Leber- und/oder Nierenfunktion sowie bei älteren Patienten angewendet wird.
Es wurden keine Studien zu Wechselwirkungen zwischen Trisenox und anderen Arzneimitteln durchgeführt. Da Arsentrioxid die QT/QTc-Zeit verlängert, ist bei ähnlich wirkenden Arzneistoffen wie Makroliden oder dem Neuroleptikum Thioridazin extreme Vorsicht geboten.
Das Nebenwirkungsspektrum von Arsentrioxid ist vielschichtig. Die Symptome reichen von Fieber, Dyspnoe und Leukozytose bis hin zu Herzrhythmusstörungen und einem gestörten Elektrolythaushalt.
Bei der Anwendung von Trisenox bei Patienten mit Nieren- und/oder Leberfunktionsstörungen ist mangels Daten Vorsicht geboten. Für Patienten unter 18 Jahren sind Sicherheit und Wirksamkeit von Trisenox nicht erwiesen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Arsentrioxid wurde in zwei offenen Studien ohne Vergleichsgruppe an 52 APL-Patienten geprüft, die zuvor Anthrazyklin und ein Retinoid erhalten hatten. Die Studienteilnehmer bekamen intravenös eine mittlere Tagesdosis von 0,15 bis 0,16 mg pro kg Körpergewicht. Je nach Ansprechrate schloss sich nach erfolgreicher Vollremission und einer Konsolidierungstherapie eine Erhaltungstherapie an. Bei 85 beziehungsweise 92 Prozent der Patienten konnten zunächst keine sichtbaren Leukämiezellen mehr im Knochenmark nachgewiesen werden (Vollremission). Bis zur Vollremission vergingen im Schnitt 35 Tage. Diese Remission hielt rund 55 Tage an. Die Überlebensrate nach 18 Monaten lag bei 67 Prozent.
Trisenox darf nicht einfrieren.
Trisenox ist verschreibungspflichtig und wird nur an Krankenhaus- und krankenhausversorgende Apotheken geliefert.
Frauen und Männer, die mit Trisenox behandelt werden, müssen zuverlässige Verhütungsmethoden anwenden.
Arsentrioxid hat sich im Tiermodell als embryotoxisch und teratogen erwiesen. Wenn es erforderlich ist, Trisenox während einer Schwangerschaft einzusetzen, muss die Patientin über die möglichen Risiken aufgeklärt werden.
Arsentrioxid wird in die Muttermilch abgegeben. Daher darf vor und während der Behandlung mit Trisenox nicht gestillt werden.
Letzte Aktualisierung: 22.04.2022