Enzalutamid|Xtandi™|86|2013 |
Astellas Pharma
40 mg Filmtabletten
80 mg Filmtabletten
Xtandi ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Männer mit
metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (metastatic hormone-sensitive prostate cancer, mHSPC) in Kombination mit einer Androgenentzugstherapie.
Xtandi ist auch zugelassen zur Behandlung erwachsener Männer mit nicht metastasiertem kastrationsresistentem Hochrisiko-Prostatakarzinom (castration-resistant prostate cancer, CRPC).
Xtandi ist außerdem zugelassen zur Behandlung erwachsener Männer mit metastasiertem CRPC mit asymptomatischem oder mild symptomatischem Verlauf nach Versagen der Androgenentzugstherapie, bei denen eine Chemotherapie klinisch noch nicht indiziert ist.
Xtandi ist außerdem zugelassen für Patienten mit metastasiertem CRPC, bei denen die Erkrankung während oder nach einer Chemotherapie mit Docetaxel fortschreitet.
Enzalutamid bindet stärker an den Androgenrezeptor als Flutamid, Nilutamid und Bicalutamid und blockiert mehrere Schritte im betreffenden Signalweg. So hemmt es kompetitiv die Bindung von Androgenen an ihren Rezeptor, unterbindet die Translokation aktivierter Rezeptoren in den Nukleus und hemmt die Bindung an die DNA. Dies geschieht sogar bei einer Überexpression von Androgenrezeptoren und in Prostatakarzinomzellen, die resistent gegenüber anderen Antiandrogenen sind. Unter der Therapie nimmt das Wachstum der Krebszellen ab. Enzalutamid kann deren Zelltod und eine Tumorregression induzieren.
Die empfohlene Dosis beträgt 160 mg Enzalutamid oral als tägliche Einmalgabe. Der Patient schluckt die Filmtabletten als Ganzes mit Wasser, unabhängig von den Mahlzeiten.
Hat der Patient die Einnahme zur üblichen Zeit vergessen, sollte er sie möglichst zeitnah zur üblichen Zeit nachholen. Ist dies nicht möglich, sollte er am nächsten Tag mit der üblichen Tagesdosis fortfahren.
Die gleichzeitige Anwendung von starken CYP2C8-Inhibitoren während der Behandlung mit Enzlutamid sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
Bei schweren Nebenwirkungen sollte die Behandlung unterbrochen und später mit der gleichen oder einer niedrigeren Dosis fortgesetzt werden (120 oder 80 mg).
Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung wurde eine verlängerte Halbwertszeit von Enzlutamid beobachtet. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung oder terminaler Niereninsuffizienz.
Enzlutamid wird vor allem über CYP2C8 verstoffwechselt. Starke Inhibitoren dieses Enzyms sollten vermieden oder mit Vorsicht angewendet werden. Bei der gleichzeitigen Anwendung von Induktoren ist keine Dosisanpassung erforderlich. CYP3A4 spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Vor Therapiebeginn sollte eine umfassende Medikationsanalyse durchgeführt werden, da Enzalutamid ein potenter Enzyminduktor ist und die Wirksamkeit vieler anderer Arzneistoffe verändern kann. Zu den betroffenen Enzymen gehören CYP3A4 in der Leber und im Darm, CYP2B6, CYP2C9, CYP2C19 und UGT. Das Transportprotein PGP könnte ebenso induziert werden und möglicherweise auch andere Transporter, z. B. MRP2, BCRP und OATP1B1. Unter anderem können folgende Arzneimittelgruppen beeinflusst werden:
Ist die Therapie mit einem starken Inhibitor jedoch erforderlich, wird die Tagesdosis von Enzalutamid auf 80 mg reduziert.
Die Anwendung von Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern können, sollte sorgfältig erwogen werden, da die Androgenentzugstherapie ihrerseits das QT-Inervall verlängern kann.
Das volle Wechselwirkungspotenzial zeigt sich unter Umständen erst nach einem Monat Therapie, da dann erst die Steady-state-Plasmakonzentration von Enzalutamid erreicht ist.
Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Enzalutamid waren Asthenie/Fatigue, Hitzewallungen, Kopfschmerzen und Hypertonie. Weitere wichtige mögliche Nebenwirkungen sind Stürze, nicht-pathologische Frakturen, kognitive Störungen und Neutropenie.
In den Zulassungsstudien traten bei 8 von 1000 Patienten Krampfanfälle auf, obwohl für einen Krampfanfall prädisponierte Personen von der Studie ausgeschlossen waren. Ebenso waren Männer mit schweren kardiovaskulären Erkrankungen ausgeschlossen.
Bei Frauen, die schwanger sind oder werden können, darf Enzalutamid nicht angewendet werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirkung von Enzalutamid wurde in einer multizentrischen Phase-III-Studie mit fast 1200 Männern mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom nachgewiesen. Bei allen war der Tumor unter einer Chemotherapie mit Docetaxel erneut gewachsen. In der Studie erhielten die Patienten (randomisiert im Verhältnis 2:1) entweder täglich 160 mg Enzalutamid oder Placebo. Mehr als 70 Prozent der 800 Männer, die das Medikament erhielten, waren älter als 65 Jahre.
Die Studie wurde nach einer geplanten Zwischenanalyse, als 520 Patienten gestorben waren, gestoppt. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich ein deutlicher Vorteil für Enzalutamid. Die damit behandelten Patienten hatten im Vergleich zu Placebo eine statistisch signifikant längere Gesamtüberlebenszeit (18,4 versus 13,6 Monate). Auch bei den sekundären Endpunkten (Progression von prostataspezifischem Antigen – PSA, radiologisch progressionsfreies Überleben und Zeit bis zum ersten skelettbezogenen Ereignis) war Enzalutamid überlegen.
Bei der Lagerung von Xtandi sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Xtandi ist verschreibungspflichtig.
Enzalutamid
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.11.2013
Nutzenbewertung des IQWiG vom 30.03.2015 (neues Anwendungsgebiet)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 26.02.2019 (Prostakarzinom) (aufgehoben)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 12.08.2020 (Prostatakarzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 30.08.2021 (Prostatakarzinom)
Patienten, die mit Enzalutamid behandelt werden und deren Sexualpartnerin schwanger ist, sollten während der Zeit der Behandlung und für drei Monate nach Abschluss der Therapie beim Sex ein Kondom verwenden. Beim Geschlechtsverkehr mit einer Frau im gebärfähigen Alter sollte während der Therapiedauer und für drei Monate danach zusätzlich zu einem Kondom eine weitere zuverlässige Verhütungsmethode zum Einsatz kommen. Der Hintergrund: Es ist nicht bekannt, ob Enzalutamid oder seine Metaboliten in das Sperma abgegeben werden. Tierexperimente haben jedoch eine Reproduktionstoxizität gezeigt.
Letzte Aktualisierung: 26.10.2021