Streptozocin|Zanosar®|86|2018 |
Riemser
1 g Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Zanosar ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit inoperablen, fortgeschrittenen oder metastasierten, progressiven und/oder symptomatischen, gut differenzierten, neuroendokrinen Pankreastumoren. Es muss immer mit 5-Fluorouracil kombiniert werden.
Streptozocin besitzt eine antineoplastische Aktivität, die in vitro und in vivo an Mäusen mit unterschiedlichen Tumoren untersucht wurde. Es zerfällt spontan zu reaktiven Methylcarbonium-Ionen. Diese alkylieren die DNA und verursachen Quervernetzungen zwischen den DNA-Strängen. Die schweren DNA-Schäden führen letztlich zum Zelltod durch Apoptose oder Nekrose. Des Weiteren können die DNA-Strangbrüche zu chromosomalen Umlagerungen führen.
Chemisch betrachtet gehört Streptozocin zu den Nitrosoharnstoffen: Es enthält Methylnitrosoharnstoff gebunden an die C2-Position von Glucose. Im Vergleich zu anderen Nitrosoharnstoffen ist seine alkylierende Wirkung schwach. Der Methylnitrosoharnstoff-Metabolit hat die drei- bis vier-fache alkylierende Wirkung der Ausgangssubstanz. Die Glucoseeinheit reduziert die alkylierende Wirkung, aber auch die Knochenmarkstoxizität.
Die Dosierung von Streptozocin richtet sich nach der Körperoberfläche. Möglich sind zwei Schemata, eines über einen Zeitraum von drei und eines über sechs Wochen. Bei letzterem erhalten die Patienten 500 mg/m2 Körperoberfläche pro Tag als intravenöse Gabe an fünf aufeinanderfolgenden Tagen alle sechs Wochen. Die Therapie wird bis zum Erreichen eines maximalen Nutzens oder bis zur behandlungslimitierenden Toxizität fortgeführt. Im Fall des Drei-Wochen-Schemas erhalten die Patienten 500 mg/m2 Körperoberfläche pro Tag als intravenöse Gabe an fünf aufeinanderfolgenden Tagen im ersten Zyklus. Anschließend wird mit 1000 mg/m2 Körperoberfläche pro Tag jede dritte Woche in den Folgezyklen weiterbehandelt. Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion muss die Dosis angepasst beziehungsweise reduziert werden.
Die Anwendung erfordert eine Hydratation sowie eine antiemetische Prämedikation. Die Dauer der intravenösen Infusion sollte zwischen 30 Minuten und vier Stunden liegen. Vor, während und nach der Behandlung müssen die Nieren-, Leber- und hämatologischen Funktionen sowie der Blutzuckerspiegel sorgfältig überwacht werden.
Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Anwendung von Streptozocin mit Vitamin-K-Antagonisten. In diesem Fall müssen die INR-Werte engmaschiger überwacht werden. Nephrotoxische Arzneimittel dürfen nicht gleichzeitig mit Zanosar zum Einsatz kommen.
Streptozocin kann Verwirrtheit, Lethargie oder Depression hervorrufen. Als häufigste Nebenwirkungen traten unter Zanosar gastrointestinale und Nierenfunktionsstörungen auf.
Nicht angewendet werden darf Streptozocin bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz mit einer glomerulären Filtrationsrate kleiner als 30 ml/min. Gleiches gilt für die Gabe von Lebendimpfstoffen und attenuierten Lebendimpfstoffen sowie für die Stillzeit.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit von Zanosar wurde in drei randomisierten klinischen Studien bestätigt, in zwei davon wurde auch die Kombination mit 5-Fluorouracil untersucht. Sie erzielte hohe Ansprechraten, die in späteren Untersuchungen allerdings nicht mehr erreicht wurden. Grund dafür sind striktere Wirksamkeitskriterien.
In der ersten Studie wurde Streptozocin als Monotherapie versus Streptozocin plus 5-Fluorouracil untersucht (New England Journal of Medicine 1980, DOI: 10.1056/NEJM198011203032101). Eingeschlossen waren 84 Probanden. Die Ansprechraten lagen bei 36 Prozent mit Streptozocin allein, verglichen mit 63 Prozent unter der Kombination.
In der zweiten Studie wurde die Wirksamkeit von Streptozocin plus Doxorubicin im Vergleich zu Streptozocin plus 5-Fluorouracil verglichen (New England Journal of Medicine 1992, DOI: 10.1056/NEJM199202203260804). Eingeschlossen waren 105 Probanden. Die Ansprechrate lag bei 69 Prozent mit Streptozocin plus Doxorubicin, verglichen mit 45 Prozent bei Streptozocin plus 5-Fluorouracil. Das mediane Überleben betrug 2,2 beziehungsweise 1,4 Jahre.
In den USA ist Zanosar bereits seit 1982 zugelassen. Auch in Deutschland wird das Präparat standardmäßig zur Chemotherapie bei neuroendokrinen Pankreastumoren eingesetzt, musste jedoch bisher aus dem Ausland importiert werden.
Zanosar ist im Kühlschrank zu lagern (2–8 °C). Die Durchstechflasche muss im Umkarton aufbewahrt werden, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Zanosar ist verschreibungspflichtig.
Streptozocin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Die Anwendung von Streptozocin während der Schwangerschaft sowie bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Während der Behandlung sollte eine wirksame Verhütungsmethode angewendet werden. Nach der Therapie sollten Männer für 90 Tage und Frauen für 30 Tage eine Verhütungsmethode anwenden.
Letzte Aktualisierung: 14.02.2019