Sacituzumab Govitecan|Trodelvy®|86|2021 |
Gilead
200 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Trodelvy ist als Monotherapie zur Behandlung erwachsener Patienten mit nicht resezierbarem oder metastasiertem triple-negativem Mammakarzinom (metastatic Triple-Negative Breast Cancer, mTNBC) indiziert, die zuvor zwei oder mehr systemische Therapien erhalten haben, darunter mindestens eine gegen die fortgeschrittene Erkrankung.
Sacituzumab Govitecan zählt zu den Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten. Diese bestehen aus einem monoklonalen Antikörper, der über einen Linker mit einem zytotoxischen Wirkstoff verbunden ist. Im Fall von Trodelvy ist Sacituzumab der gegen das Oberflächenantigen Trop-2 gerichtete Antikörper, das bei vielen Tumoren auf der Oberfläche vorhanden ist. Govitecan ist die aus Linker und SN-38 bestehende chemische Einheit. SN-38 ist der aktive Metabolit von dem Topoisomerase-I-Inhibitor Irinotecan. Nach Bindung an Trop-2 wird der gesamte Komplex in die Krebszelle aufgenommen und zu den Lysosomen transportiert. Dort wird durch hydrolytische Spaltung SN-38 freigesetzt. Dieses verhindert die Reparatur von DNA-Schäden und führt so zum Tod der Krebszelle.
Die empfohlene Sacituzumab-Govitecan-Dosis beträgt 10 mg/kg Körpergewicht, verabreicht als intravenöse Infusion einmal wöchentlich, jeweils an Tag 1 und 8 eines 21-tägigen Behandlungszyklus. Um infusionsbedingte Reaktionen und Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen zu vermeiden, wird vor jeder Behandlung eine entsprechende Prämedikation empfohlen. Die erste Infusion soll über einen Zeitraum von drei Stunden verabreicht werden. Wurde diese gut vertragen, können die folgenden Infusionen über einen Zeitraum von ein bis zwei Stunden gegeben werden. Die Patienten müssen während jeder Infusion und mindestens 30 Minuten danach überwacht werden.
Die Behandlung sollte so lange fortgeführt werden, bis eine Progression der Grunderkrankung oder eine inakzeptable Toxizität auftritt. Nebenwirkungen können eine Dosisanpassung erforderlich machen. Wurde die Dosis aufgrund von Nebenwirkungen reduziert, sollte sie nicht wieder erhöht werden.
Da Sacituzumab Govitecan eine schwere oder lebensbedrohliche Neutropenie sowie schwere Diarrhö verursachen kann, sollte es nicht angewendet werden, wenn die absolute Neutrophilenzahl an Tag 1 eines beliebigen Zyklus unter 1500/mm³ liegt oder wenn die Neutrophilenzahl an Tag 8 eines beliebigen Zyklus unter 1000/mm³ liegt. Daher wird empfohlen, das Blutbild während der Behandlung zu überwachen. Sacituzumab Govitecan sollte im Fall von neutropenischem Fieber nicht angewendet werden. Bei einer schweren Neutropenie kann eine Behandlung mit einem Granulozyten-Koloniestimulierenden Faktor (G-CSF) und Dosisanpassungen erforderlich sein.
Sacituzumab Govitecan sollte außerdem nicht angewendet werden, wenn zum Zeitpunkt der geplanten Behandlung eine Diarrhö Grad 3 bis 4 vorliegt. Die Therapie sollte nur dann fortgesetzt werden, wenn sich die Diarrhö auf ≤ Grad 1 gebessert hat. Zu Beginn der Diarrhö und sofern eine infektiöse Ursache ausgeschlossen ist, sollte eine Behandlung mit Loperamid eingeleitet werden.
Mit Vorsicht ist Sacituzumab Govitecan bei Patienten anzuwenden, die UGT1A1-Induktoren oder UGT1A1-Inhibitoren einnehmen, da diese die Exposition gegenüber SN-38 reduzieren beziehungsweise erhöhen. UGT1A1-Inhibitoren sind beispielsweise Propofol, Ketoconazol oder EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitoren. Zu den UGT1A1-Induktoren gehören unter anderem Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Ritonavir und Tipranavir.
Die in Studien zu Sacituzumab Govitecan am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind Diarrhö, Übelkeit, Neutropenie, Fatigue, Alopezie, Anämie, Erbrechen, Obstipation, verminderter Appetit, Husten und Abdominalschmerz.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Sacituzumab Govitecan basiert auf der randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie ASCENT mit 529 Patientinnen, die an nicht resezierbarem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem dreifach negativem Brustkrebs litten. Die Gabe von Sacituzumab Govitecan als intravenöse Infusion mit 10 mg pro kg Körpergewicht an den Tagen 1 und 8 eines 21-Tage-Zyklus verlängerte im Vergleich zu einer Chemotherapie nach Wahl des Prüfarztes das progressionsfreie Überleben um etwa drei Monate (von 1,7 auf 4,8 Monate). Dies entspricht einer Reduktion des Risikos für Krankheitsverschlechterung oder Tod um 57 Prozent. Auch beim medianen Gesamtüberleben zeigte sich mit 11,8 versus 6,9 Monaten eine signifikante Verbesserung.
Das triple-negative Mammakarzinom (TNBC) macht etwa 15 Prozent aller Brustkrebsfälle aus. Von dreifach negativem Brustkrebs spricht man, wenn die Tumorzellen weder Estrogen- (ER) oder Progesteron-Rezeptoren (PR) noch humane epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptoren 2 (HER2) exprimieren. Damit entfallen wichtige Targets für die Tumortherapie. Im Vergleich zu anderen Brustkrebsformen hat das TNBC ein hohes Metastasierungs- und Rezidivrisiko sowie eine schlechte Prognose.
Derzeitiger Behandlungsstandard ist eine klassische Chemotherapie. Für bestimmte Biomarker-positive Subgruppen werden zudem teils ergänzend, teils als Monotherapie zielgerichtete Therapieoptionen wie Immuncheckpoint-Inhibitoren, PARP-Inhibitoren und Angiogenese-Hemmer eingesetzt. Da sie jedoch nicht bei jeder Subgruppe wirksam sind, gibt es einen hohen Bedarf an innovativen Therapieoptionen.
Trodelvy ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern. Es darf nicht einfrieren. Die Durchstechflasche ist außerdem im Umkarton aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Trodelvy ist verschreibungspflichtig.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für sechs Monate nach der letzten Dosis eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden. Gleiches gilt für männliche Patienten mit Partnerinnen im gebärfähigen Alter während der Behandlung und für drei Monate nach der letzten Dosis. Sacituzumab Govitecan soll während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Das Stillen soll während der Behandlung und nach der letzten Dosis einen Monat lang unterbrochen werden.
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Letzte Aktualisierung: 01.08.2022