Plerixafor|Mozobil®|86|2009 |
Genzyme
20 mg/ml Injektionslösung
Mozobil ist zugelassen zur Gewinnung von Stammzellen für die Transplantation bei Patienten mit Blutkrebs, etwa mit Multiplem Myelom oder Lymphom, die eine autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation (siehe Hintergrundinfos) benötigen und hierfür nicht genügend Stammzellen mobilisieren können. Plerixafor wird nur zusammen mit G-CSF angewendet.
Blutstammzellen werden normalerweise nur unter Stress, etwa bei Blutverlust oder bei Infektionskrankheiten, aus dem Knochenmark mobilisiert, um sich zu teilen und die verlorenen oder verbrauchten reifen Blutzellen zu regenerieren. Sie sind über die Verbindung des Rezeptors CXCR4 mit dem Stroma Derived Factor 1 alpha (SDF-1α) im Knochenmark verankert. Werden Stammzellen für eine Transplantation benötigt, musste bisher der Wachstumsfaktor G-CSF die Bindung zwischen Stammzelle und Knochenmarknische lösen, sodass sie über das zirkulierende Blut gesammelt werden können. Das ursprünglich als Inhibitor der Aufnahme von HI-Viren in CD4+-Zellen entwickelte Bicyclamderivat Plerixafor löst diese Verbindung schneller und mobilisiert zudem mehr und potentere Stammzellen. Im Gegensatz zu G-CSF, der indirekt wirkt, beeinflusst Plerixafor direkt die Verbindung zwischen CXCR-4 und SDF-1α. Plerixafor ist ein selektiver Antagonist des CXCR-4-Chemokinrezeptors.
Plerixafor wird nur zusammen mit G-CSF angewendet. G-CSF wird vier Tage lang allein angewendet, bevor dieser hinzugefügt wird. Plerixafor wird als subkutane Injektion sechs bis elf Stunden vor jeder Blutentnahme zur Stammzellengewinnung verabreicht. Es kann an sieben aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht werden. Die empfohlene Dosis beträgt 0,24 mg/kg KG/Tag.
Die in Studien zu Plerixafor am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren Durchfall, Übelkeit und Reaktionen an der Injektionsstelle.
Untersuchungen deuten darauf hin, dass Plerixafor ein geringes Potenzial für eine Beteiligung an Cytochrom- P-450-abhängigen Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln besitzt.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In einer randomisierten Doppelblindstudie erhielten knapp 300 Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom entweder Plerixafor plus G-CSF oder nur G-CSF. Etwa zwei Drittel der Patienten aus der erstgenannten Gruppe erreichte den primären Endpunkt von mindestens fünf Millionen CD34+-Zellen pro Kilogramm Körpergewicht in vier oder weniger Apherese-Tagen. In der Gruppe, die nur G-CSF erhielt, erreichte dagegen nur etwa jeder vierte Patient dieses Ziel. In einer zweiten Zulassungsstudie wurde Plerixafor bei rund 300 Patienten mit Multiplen Myelom untersucht. Eine Gruppe erhielt G-CSF plus Plerixafor, die andere nur G-CSF. Mehr als drei Viertel der Patienten aus der Plerixafor-Gruppe erreichten die Zielmenge von mindestens sechs Millionen CD34+-Zellen pro Kilogramm Körpergewicht in zwei oder weniger Apherese-Tagen. In der Gruppe, die nur G-CSF erhielt, erreichte nur rund ein Drittel der Patienten dieses Ziel.
Beide Studien zeigen, dass mit Plerixafor die optimale Zelldosis zur Transplantation in weniger Apheresetagen erreicht werden konnte. Neun Stunden nach der Gabe von Plerixafor liegt aufgrund seiner Wirkung die höchste Konzentration von Stammzellen im peripheren Blut vor. Das macht die Apherese somit auch deutlich besser planbar als bisher.
Hämatopoetische Stammzelltransplantation: Eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZT) wird eingesetzt, um im Knochenmark Stammzellen zu ersetzen, die aufgrund einer vorangegangenen hochdosierten Chemo- oder Strahlentherapie zur Behandlung einer bösartigen Grunderkrankung, etwa Leukämie oder Lymphom, zerstört worden sind. Eine autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation eignet sich vor allem für Patienten, bei denen der Krebs noch nicht das Knochenmark befallen hat. Für eine erfolgreiche Transplantation sind Zielmengen von zwei bis fünf Millionen Stammzellen pro Kilogramm Körpergewicht erforderlich. Bei der autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSZT) werden die Stammzellen aus dem Körper des Patienten selbst gesammelt (Apherese) und später wieder zugeführt. Dieses Vorgehen eignet sich nur für Patienten mit gesundem, das heißt nicht mit bösartigen Zellen befallenem, Knochenmark. Bei manchen Erkrankungen, zum Beispiel bei malignen Lymphomen, ist die autologe HSZT die Methode der Wahl. Ein Vorteil ist, dass es bei der autologen HSZT nicht zur Abstoßungsreaktionen kommt, da der Körper des Patienten die Stammzellen als seine eigenen erkennt. Abstoßungsreaktionen treten bei allogener Stammzelltransplantation, bei der Stammzellen eines Fremdspenders verwendet werden, dagegen häufiger auf.
Bei der Lagerung von Mozobil sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Mozobil ist verschreibungspflichtig.
Plerixafor
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
Während der Schwangerschaft sollte Plerixafor nicht zum Einsatz kommen, das Stillen sollte während der Behandlung unterbrochen werden.
Letzte Aktualisierung: 06.10.2015