Gefitinib|Iressa®|86|2009 |
AstraZeneca
250 mg Filmtabletten
Mit Iressa steht beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (non-small cell lung cancer, NSCLC) ein Tyrosinkinasehemmer zur personalisierten Krebstherapie zur Verfügung. Das Anwendungsgebiet umfasst die Behandlung von erwachsenen Patienten mit NSCLC, der lokal fortgeschritten oder metastasiert ist. Der Tyrosinkinasehemmer wird jedoch nur dann angewendet, wenn die Krebszellen eine Mutation in den Genen für den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) aufweisen. Die Prävalenz dieser Genmutation beträgt in der westlichen Welt schätzungsweise 10 bis 15 Prozent aller NSCLC-Patienten. Vor Therapiebeginn mit Gefitinib muss diese Mutation daher per Analyse nachgewiesen werden. Untersuchungen ergaben, dass etwa drei Viertel aller Mutationsträger auf Gefitinib ansprechen, jedoch nur 1 Prozent der Patienten ohne Mutation.
Der epidermale Wachstumsfaktor (EGF) und sein Rezeptor (EGFR) spielen in der Steuerung von Vorgängen des Zellwachstums und der Proliferation bei gesunden Zellen sowie bei Krebszellen eine wichtige Rolle. Die EGFR-aktivierende Mutation in einer Krebszelle ist ein wichtiger Faktor für Tumorwachstum, Apoptose-Hemmung, Erhöhung der Produktion von angiogenetischen Faktoren und Begünstigung der Metastasierung. Gefitinib blockiert die intrazelluläre Tyrosinkinase-Domäne des EGFR. Dadurch werden Wachstum und Ausbreitung der Lungenkrebserkrankung verlangsamt.
Als Tagesdosis von Gefitinib wird eine 250-mg-Tablette empfohlen. Patienten mit Schluckproblemen können diese auch in Wasser (ohne Kohlensäure) auflösen. Bis die Tablette vollständig dispergiert ist, kann es bis zu 20 Minuten dauern. Das Glas sollte zum Spülen erneut zur Hälfte mit Wasser gefüllt und dann ausgetrunken werden. Nach oraler Gabe treten maximale Plasmakonzentrationen nach drei bis sieben Stunden auf. Die Bioverfügbarkeit von Gefitinib wird durch Nahrungsaufnahme nicht wesentlich beeinflusst.
Arzneimittel, die die Aktivität des Enzyms CYP-3A4 induzieren, können den Metabolismus von Gefitinib beschleunigen und seine Wirksamkeit verringern. Dazu zählen zum Beispiel Phenytoin, Carbamazepin, Rifampicin und Johanniskraut-Präparate. Die gleichzeitige Einnahme sollte daher vermieden werden. Ferner können Arzneimittel, die den pH-Wert im Magen auf Werte über 5 erhöhen wie Protonenpumpenhemmer und H2-Antihistaminika, die Konzentration von Gefitinib im Plasma erniedrigen und dessen Wirksamkeit verringern. Bei gleichzeitiger Behandlung mit starken CYP-3A4-Hemmern (zum Beispiel Ketoconazol, Clarithromycin und Protease-Inhibitoren) sollten die Patienten hinsichtlich Nebenwirkungen engmaschig überwacht werden.
Zu den am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Gefitinib zählen Appetitlosigkeit, Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Entzündung der Mundschleimhaut, erhöhte Leberenzym-Werte, Hautreaktionen (zum Beispiel akneartiger Ausschlag) und Schwäche. Zudem besteht das Risiko für eine interstitielle Lungenerkrankung. Diese kann lebensbedrohlich sein.
In der Stillzeit ist Gefitinib kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In der randomisierten Hauptstudie der Phase III, der IPASS-Studie (Iressa Pan Asia Study), mit mehr als 1200 erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC wurde Gefitinib (250 mg/d) mit einer dreiwöchentlichen Kombination von Carboplatin (AUC 5 oder 6) und Paclitaxel (200 mg/m2) verglichen. Alle Studienteilnehmer waren chemonaiv und hatten entweder nie oder nur leicht geraucht. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben. Dieses betrug bei den Patienten mit der EGFR-Mutation unter Gefitinib durchschnittlich neuneinhalb Monate, in der Gruppe mit der Kombinationstherapie dagegen nur etwa sechs Monate.
Die zweite Hauptstudie, die randomisierte Phase-III-Studie INTEREST (Iressa Non-small-cell lung cancer Trial Evaluating Response and Survival against Taxotere), wurde mit insgesamt 1466 Patienten durchgeführt, die bereits eine Platin-basierte Chemotherapie erhalten hatten. In der Gesamtpopulation wurde bei dem Gesamtüberleben, dem progressionsfreiem Überleben und der objektiven Ansprechrate kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Gefitinib (250 mg/d) und Docetaxel (75mg/m2 alle drei Wochen) beobachtet.
Iressa ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.
Iressa ist verschreibungspflichtig.
Gefitinib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/001016/WC500036359.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/001016/WC500036358.pdf
Informationen über die Krankheit Lungenkrebs von der Firma AstraZeneca:
www.lungenkrebs.de
Gefitinib darf nicht bei Stillenden zum Einsatz kommen. Auch während der Schwangerschaft sollte der Wirkstoff nicht eingenommen werden, außer bei einer vitalen Indikation bei der werdenden Mutter.
Letzte Aktualisierung: 11.09.2015