Pertuzumab|Perjeta®|86|2013 |
Roche
420 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Perjeta ist in Kombination mit Trastuzumab (Herceptin®) plus Docetaxel für die Erstlinien-Therapie des metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms zugelassen. Es ist außerdem in Kombination mit Trastuzumab und Chemotherapie zugelassen zur neoadjuvanten Behandlung von HER2-positivem lokal fortgeschrittenem, entzündlichem und zur adjuvanten Behandlung eines frühen HER2-positiven Brustkrebses mit hohem Rezidivrisiko.
Pertuzumab ist der erste Vertreter einer neuen Substanzklasse. Der HER2-Dimerisierungsinhibitor ist wie Trastuzumab gegen HER2 gerichtet, hat jedoch einen anderen Wirkmechanismus. Während Trastuzumab die ligandenunabhängige Aktivierung des HER2-Signalweges unterdrückt, inhibiert Pertuzumab die ligandenabhängige Dimerisierung von HER2 mit anderen Vertretern der HER-Rezeptorfamilie, insbesondere HER3. Dadurch blockiert Pertuzumab gezielt Wachstumsimpulse, die für die Tumorprogression von zentraler Bedeutung sind. Auf diese Weise unterdrücken beide Antikörper komplementär Signalwege, die für das Tumorwachstum verantwortlich sind, und können so den Tumor effektiver bekämpfen als Trastuzumab allein. Darüber hinaus vermittelt Pertuzumab eine antikörperabhängige zellvermittelte Zytoxizität (ADCC).
Die empfohlene Initialdosis von Pertuzumab beträgt 840 mg. Sie wird als 60-minütige intravenöse Infusion verabreicht, gefolgt von Erhaltungsdosen zu 420 mg, die im Abstand von drei Wochen über einen Zeitraum von 30 bis 60 Minuten verabreicht werden.
Pertuzumab wurde mit Infusionsreaktionen und mit Überempfindlichkeitsreaktionen in Verbindung gebracht. Daher wird eine engmaschige Überwachung der Patientin während und bis zu 60 Minuten nach der Infusion empfohlen, bevor nachfolgend Trastuzumab oder Docetaxel infundiert wird. Die Infusion muss sofort abgebrochen werden, wenn der Patient eine Anaphylaxie, einen Bronchospasmus oder ein akutes respiratorisches Syndrom entwickelt.
Vor Behandlungsbeginn und während der Behandlung bei jedem dritten Zyklus muss die linksventrikuläre Funktion (LVEF) kontrolliert werden. Ist sie kleiner als 40 Prozent oder liegt bei 40 bis 45 Prozent, verbunden mit einem Wert von kleiner 10 Prozentpunkten unter dem vor Behandlungsbeginn, müssen Pertuzumab und Trastuzumab für mindestens drei Wochen abgesetzt werden.
Als therapielimitierend gilt ein Fortschreiten der Erkrankung oder das Auftreten nicht mehr kontrollierbarer Toxizitäten.
Es wurden keine Wechselwirkungen zwischen Pertuzumab und Trastuzumab oder Docetaxel beobachtet. Das gilt auch für die gleichzeitige Gabe von Gemcitabin, Erlotinib und Capecitabin.
Die häufigsten in Studien zu Perjeta beobachteten Nebenwirkungen waren Diarrhö, Alopezie und Neutropenie. Nebenwirkungen vom Schweregrad Grad 3 bis 4 wie Neutropenie, febrile Neutropenie und Leukopenie traten fast ausschließlich während der initialen Kombination mit der Taxan-Chemotherapie auf.
Pertuzumab wurde mit Infusionsreaktionen und mit Überempfindlichkeitsreaktionen in Verbindung gebracht. Daher wird eine engmaschige Überwachung der Patientin während und bis zu 60 Minuten nach der Infusion empfohlen, bevor nachfolgend Trastuzumab oder Docetaxel infundiert wird.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Perjeta basiert auf der randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studie CLEOPATRA, an der 808 Frauen mit metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom (HER2+ mBC) teilnahmen. Sie erhielten zusätzlich zu Trastuzumab und Docetaxel entweder Pertuzumab oder Placebo. Der HER2-Dimerisierungsinhibitor reduzierte im Vergleich zu Placebo das Sterberisiko hochsignifikant um 34 Prozent. In der Placebogruppe überlebten die Frauen im Durchschnitt 37,6 Monate. Mit Pertuzumab konnte dieser Wert nicht ermittelt werden, da zum Auswertungszeitpunkt noch die Hälfte der Patientinnen lebte. Zudem verlängerte Pertuzumab das progressionsfreie Überleben von durchschnittlich 12,4 auf 18,5 Monate und verbesserte die objektive Ansprechrate von 69,3 auf 80,2 Prozent. Die Abbruchraten waren mit 6,1 Prozent in der Pertuzumab-Gruppe gegenüber 5,3 Prozent in der Placebogruppe vergleichbar.
Bei etwa jeder fünften Patientin mit Brustkrebs wird HER2 auf der Oberfläche der Tumorzellen überexprimiert. Da dies ein Zeichen für einen besonders aggressiven Tumor ist, galt der positive HER2-Status lange Zeit als äußerst negativer prognostischer Faktor. Die Zulassung des ersten gegen HER2-gerichteten Antikörpers Trastuzumab im Jahr 2000 hat die Prognose entscheidend verbessert und ein längeres Überleben ermöglicht. Dennoch schreitet die Erkrankung bei jeder zweiten Patientin innerhalb eines Jahres voran. Diesen Frauen schenkt Pertuzumab neue Hoffnung: Mit der zusätzlichen Gabe des Antikörpers zum bisherigen Standard Trastuzumab plus Docetaxel können die Patientinnen jetzt deutlich effektiver behandelt werden.
Seit Dezember 2020 ist unter dem Namen Phesgo® eine Fixkombination mit den Wirkstoffen Pertuzumab und Trastuzumab zugelassen.
Perjeta ist bei 2–8 °C (Kühlschrank) sowie unter Lichtschutz (Umkarton) zu lagern und darf nicht einfrieren.
Perjeta ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 27.06.2013
Nutzenbewertung des IQWiG vom 27.11.2015 (neues Anwendungsgebiet)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 27.09.2018 (Mammakarzinom) (aufgehoben)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.04.2021 (Phesgo: Mammakarzinom, adjuvant) (aufgehoben)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.04.2021 (Phesgo: Mammakarzinom, neoadjuvant)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.04.2021 (Phesgo: Mammakarzinom, metastasiert/lokal rezidiviert; in Kombination mit Docetaxel)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 23.12.2022 (Mammakarzinom, adjuvant)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 23.12.2022 (Phesgo: Mammakarzinom, adjuvant)
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Therapie und bis sechs Monate nach der letzten Infusion effektiv verhüten. Während der Schwangerschaft wird die Behandlung mit Pertuzumab nicht empfohlen. In der Stillzeit muss eine Entscheidung getroffen werden, ob das Stillen oder die Therapie mit Pertuzumab unterbrochen werden soll.
Letzte Aktualisierung: 06.10.2022