Lenalidomid|Revlimid®|86|2007 |
Celgene
2,5 mg Hartkapseln
5 mg Hartkapseln
7,5 mg Hartkapseln
10 mg Hartkapseln
15 mg Hartkapseln
20 mg Hartkapseln
25 mg Hartkapseln
Revlimid ist zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit unbehandeltem multiplem Myelom, die nicht transplantierbar sind, sowie in Kombination mit Dexamethason bei vorbehandelten Patienten mit multiplem Myelom. Außerdem ist Revlimid indiziert für die Behandlung myelodysplastischer Syndrome.
Lenalidomid ist ein Immunmodulator mit vielfältigen Wirkungen. Er hemmt die Proliferation bestimmter hämatopoetischer Tumorzellen, fördert die von T-Zellen sowie von Natural-Killer-(NK)-Zellen vermittelte Immunität, stimuliert die Erythropoese, hemmt die Angiogenese und die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen wie TNF-α und Interleukin-6 und -12.
Lenalidomid leitet sich strukturell vom Thalidomid ab und hat wie dieses ein asymmetrisches C-Atom. Das Arzneimittel enthält das Racemat. Lenalidomid wird nach peroraler Gabe rasch resorbiert und erreicht nach 0,6 bis 1,5 Stunden maximale Plasmakonzentrationen.
Revlimid wird in 28-tägigen Therapiezyklen eingenommen und zwar unzerkaut jeden Tag etwa zur gleichen Zeit. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 25 mg an den Tagen 1 bis 21, gefolgt von einer einwöchigen Pause. Zusätzlich bekommen vorbehandelte Patienten mit multiplen Myelom in den ersten vier Zyklen 40 mg Dexamethason an den Tagen 1 bis 4, 9 bis 12 und 17 bis 20. In den Folgezyklen wird das Steroid nur noch an den ersten vier Tagen gegeben. Bei einem schweren Mangel an Blutplättchen oder Neutrophilen (Thrombozyto- und Neutropenie) sowie Nierenproblemen wird die Tagesdosis reduziert. Für die weiteren Indikationen gelten gesonderte Dosierungsempfehlungen.
In einer In-vitro-Studie wurde kein Einfluss von Lenalidomid auf wichtige CYP-Enzyme wie CYP-1A2, -2C9, -2D6 und -3A4/5 beobachtet.
Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Lenalidomid waren Neutropenie, Thrombozytopenie und Anämie, Müdigkeit, Asthenie, Obstipation und Diarrhö, Muskelkrämpfe und Hautausschlag. Zudem stieg das Risiko für Thromboembolien und Lungenembolien.
Während der Schwangerschaft sowie bei gebärfähigen Frauen, die nicht alle Bedingungen des Schwangerschaftsverhütungsprogramms einhalten, ist Lenalidomid kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Lenalidomid wurde in zwei Hauptstudien an 704 Patienten mit multiplem Myelom untersucht. Diese erhielten den Wirkstoff entweder mit Dexamethason oder Placebo nach dem genannten Dosierungsschema. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur Progression. Diese lag bei Patienten in der Kombigruppe bei 48,3 Wochen im Vergleich zu 20,1 Wochen im Placeboarm. In beiden Studien waren die Gesamtansprechraten signifikant höher (60 versus 22 Prozent). 15 Prozent der Patienten in der Kombigruppe erreichten eine komplette und 45 Prozent eine partielle Remission; unter Placebo waren es 2 und 20 Prozent. Nach einem Jahr lebten noch 82 Prozent der Patienten aus der Kombigruppe und 75 Prozent aus der Vergleichsgruppe.
Das multiple Myelom ist ein bösartiger Tumor der B-Lymphozyten und gehört zu den Non-Hodgkin-Lymphomen. Bei den Patienten ist eine Plasmazelle bösartig entartet und vermehrt sich unkontrolliert vor allem im Knochenmark. Proliferieren die Plasmazellen an mehreren Stellen im Skelett, spricht man von einem multiplen Myelom. Ist nur eine Stelle befallen, wird die Krankheit auch als Plasmozytom bezeichnet. Die Wucherungen der Myelomzellen und die Bildung von Paraprotein (M-Protein) führen unter anderem zur Auflösung von Knochensubstanz (Osteolyse), zu Blutbildveränderungen und Schädigung von Organen wie der Niere. Betroffen sind vor allem Menschen jenseits des 65. Lebensjahres.
Bei der Lagerung von Revlimid müssen keine besonderen Bedingungen eingehalten werden.
Revlimid muss auf einem T-Rezept verordnet werden. Die Apotheke darf nur Rezepte beliefern, die den ärztlichen Vermerk „Sicherheitsbestimmungen gemäß Fachinformation werden eingehalten“ tragen und nicht älter als sieben Tage sind.
Lenalidomid
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht Revlimid®:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000717/WC500056020.pdf
Ein teratogener Effekt des Thalidomid-Derivats Lenalidomid ist nicht auszuschließen. Daher unterliegt die Anwendung einem strengen Sicherheitsprogramm, an dem auch die Apotheker beteiligt sind. Alle Patienten müssen ein Schwangerschaftsverhütungsprogramm einhalten. Während der Schwangerschaft ist Lenalidomid kontraindiziert. Während der Behandlung mit Lenalidomid sollten Mütter nicht stillen.
Letzte Aktualisierung: 20.11.2015