Ruxolitinib|Jakavi®|86|2012 |
Novartis Pharma
5 mg Tabletten
10 mg Tabletten
15 mg Tabletten
20 mg Tabletten
Jakavi ist zugelassen zur Behandlung von krankheitsbedingter Splenomegalie oder Symptomen bei Erwachsenen mit der seltenen primären Myelofibrose, Post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose oder Post-Essentieller-Thrombozythämie-Myelofibrose.
Jakavi ist außerdem zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit Polycythaemia vera, die resistent oder intolerant gegenüber Hydroxycarbamid sind.
Jakavi ist außerdem zugelassen zur Behandlung von Patienten ab 12 Jahren mit akuter Graft-versus-Host-Erkrankung oder chronischer Graft-versus-Host-Erkrankung, die unzureichend auf Kortikosteroide oder andere systemische Therapien ansprechen
Als Januskinase(JAK)-1/2-Inhibitor greift Ruxolitinib in diesen Signalweg regulierend ein. Der Wirkstoff hemmt die Januskinasen 1 und 2, indem er an die katalytische Tyrosinkinase (TK)-Domäne der Enzyme bindet. Dies stört die Funktionalität der Enzyme, die nicht mehr in der Lage sind, die Tyrosinreste des Rezeptors oder entsprechende Substrate wie STAT zu phosphorylieren und so zu aktivieren. Der JAK-STAT-Signalweg spielt eine wichtige Rolle bei der Hämatopoese und unterstützt über die Bildung von Zytokinen die Funktion des Immunsystems. JAK steht für Januskinase und STAT für Signaltransduktoren und Aktivatoren der Transkription. Eine Dysregulation des JAK-STAT-Signalwegs mit Überaktivierung von JAK1 und/oder JAK2 ist ein wesentliches Merkmal der Myelofibrose. Die Überaktivierung von JAK1 geht mit erhöhten Spiegeln proinflammatorischer Zytokine einher. JAK2 führt bei Überaktivierung zu verstärkter Proliferation und Differenzierung hämatopoetischer Vorläuferzellen. Durch die Hemmung der überaktivierten JAK1 wird die übermäßige Zytokinproduktion verringert, die Hemmung von JAK2 führt zur Reduktion der extramedullären Hämatopoese und klonalen Myeloproliferation.
Vor Beginn der Ruxolitinib-Therapie muss der Arzt ein komplettes Blutbild erstellen, das dann bis zum Erreichen einer stabilen Dosis alle zwei bis vier Wochen überprüft wird. Die Startdosis von Ruxolitinib bei Myelofibrose (MF) orientiert sich an der Thrombozytenzahl vor Therapiebeginn. Die empfohlene Anfangsdosis bei Polycythaemia (PV) und bei akuter oder chronischer Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) beträgt zweimal täglich 10 mg Ruxolitinib. Bei MF und PV wird die Anfangsdosierung vier Wochen beibehalten, danach kann alle zwei Wochen eine Dosiserhöhung um jeweils 5 mg zur Verbesserung des Ansprechens erfolgen. Die maximale Dosierung beträgt 25 mg zweimal täglich. Die Einnahme kann mit oder ohne Nahrung erfolgen.
Beim Auftreten von hämatologischen Nebenwirkungen wie Anämien und Thrombozytopenien sollte die Dosis reduziert werden, bis die optimale Dosierung in Bezug auf Nutzen und Verträglichkeit erreicht ist. Kommt es nicht zur Reduktion der Milzgröße oder zur Besserung der Symptome, sollte der Arzt die Therapie nach sechs Monaten beenden.
Wird Ruxolitinib zusammen mit starken CYP3A4-Inhibitoren oder dualen Inhibitoren von CYP2C9- und CYP3A4-Enzymen angewendet, sollte die Einzeldosis von Ruxolitinib um etwa 50 % verringert werden.
Bei starker Nierenfunktionsstörung und bei jeglicher Leberfunktionsstörung sollte die auf der Thrombozytenzahl basierende empfohlene Anfangsdosis etwa halbiert werden.
Wenn Ruxolitinib zusammen mit starken CYP3A4-Hemmern oder dualen Inhibitoren von CYP3A4 und CYP2C9 zum Einsatz kommt, ist eine Dosisanpassung auf circa 50 Prozent ist erforderlich. Auch eine häufigere Überwachung des Blutbildes wird für diesen Fall empfohlen.
Die gleichzeitige Anwendung von Ruxolitinib mit Fluconazol-Dosen von mehr als 200 mg täglich ist zu vermeiden.
Ruxolitinib kann PGP und BCRP im Darm hemmen. Daraus resultiert möglicherweise eine erhöhte systemische Exposition von Substraten dieser Transporter, wie Dabigatranetixilat, Ciclosporin, Rosuvastatin und potenziell Digoxin. Zu therapeutischem Drug-Monitoring oder klinischer Überwachung dieser betroffenen Substanzen wird geraten.
Die Behandlung mit Ruxolitinib kann Veränderungen im Blutbild auslösen. Sehr häufig wurden in Studien zum Beispiel Anämie, Thrombozytopenie und Neutropenie registriert. Auch Blutungen, Schwindel und Kopfschmerzen traten sehr häufig auf. Patienten müssen zudem über das erhöhte Infektionsrisiko aufgeklärt werden. Zum Beispiel sind Herpes-zoster-Infektionen häufig, Harnwegsinfektionen sogar sehr häufig.
Schwangere und stillende Frauen dürfen Ruxolitinib nicht einnehmen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Basis für die Zulassung von Ruxolitinib sind die Ergebnisse der Phase-III-Studien COMFORT-I und -II. Die 309 Patienten der COMFORT1-Studie wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten über 24 Wochen zweimal täglich oral Ruxolitinib (15 mg oder 20 mg) oder Placebo. Primärer Endpunkt war das Ansprechen, definiert als Anteil der Patienten, die nach Woche 24 eine Reduktion des Milzvolumens um mindestens 35 Prozent im Vergleich zum Ausgangswert erreicht hatten. Dieses Ziel erreichten in der Verumgruppe knapp 42 Prozent, in der Placebogruppe so gut wie keiner.
Die COMFORT-II-Studie verglich Wirksamkeit und Sicherheit von Ruxolitinib mit der besten verfügbaren Therapie (BAT) bei 219 Myelofibrose-Patienten. 146 Patienten erhielten zweimal täglich oral Ruxolitinib 15 mg oder 20 mg. 73 Patienten erhielten BAT. Primärer Endpunkt war das Ansprechen, definiert als Anteil der Patienten, bei denen nach Woche 48 eine Reduktion des Milzvolumens um mindestens 35 Prozent erreicht werden konnte. 28,5 Prozent der Patienten unter Ruxolitinib erreichten dieses Ziel, unter Placebo keiner.
Myelofibrose ist eine potenziell tödliche Bluterkrankung, die auf einer Fehlfunktion der hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark beruht. Das blutbildende Knochenmarkgewebe wird schrittweise durch Bindegewebe ersetzt. Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 600 Personen. Die Betroffenen leiden an Anämie, Thrombozytopenie und Leukozytopenie. Sie fühlen sich schwach und müde, verlieren Gewicht und sind einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Eine charakteristische Vergrößerung von Leber und/oder Milz zählt zu den häufigsten Symptomen der Erkrankung. Bislang kommen zum Beispiel Hydroxycarbamid, Glucocorticoide oder Bluttransfusionen zum Einsatz. Eine zugelassene medikamentöse Behandlungsoption stand bis zur Zulassung von Jakavi nicht zur Verfügung. Einzig die allogene Stammzelltransplantation stellte einen kurativen Ansatz dar. Diese ist allerdings nicht ungefährlich und wird nicht grundsätzlich empfohlen.
Ruxolitinib ist seit April 2023 außerdem in topischer Form zur Behandlung von nichtsegmentaler Vitiligo mit Beteiligung des Gesichts bei Erwachsenen und Jugendlichen im Alter ab 12 Jahren zugelassen (OpzeluraTM 15mg/g Creme, Incyte).
Jakavi ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern.
Jakavi ist verschreibungspflichtig.
Ruxolitinib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Therapie mit Jakavir eine Schwangerschaft wirksam verhüten. Schwangere und stillende Frauen dürfen Ruxolitinib nicht einnehmen.
Letzte Aktualisierung: 24.04.2023