Tivozanib|Fotivda®|86|2017 |
EUSA Pharma
890 µg Hartkapseln
1340 µg Hartkapseln
Fotivda ist zugelassen als Erstlinientherapie für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC) sowie in zweiter Linie für Patienten, die noch nicht mit VEGFR- und mTOR-Signalweginhibitoren behandelt wurden und bei denen die Krankheit nach einer Zytokin-Therapie fortgeschritten ist.
Tivozanib ist wie Sunitinib, Sorafenib oder Pazopanib ein oraler Tyrosinkinase-Hemmer (TKI). Er richtet sich selektiv gegen die vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptoren 1 bis 3 (VEGFR-1 bis -3) sowie die Kinase c-KIT. Durch die Inhibition der VEGFR-Aktivierung hemmt der Arzneistoff die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) und Gefäßpermeabilität im Tumorgewebe, was das Tumorwachstum verlangsamt.
Die empfohlene Dosis beträgt 1340 µg Tivozanib einmal täglich über 21 Tage, gefolgt von einer siebentägigen Pause. Das entspricht einem Behandlungszyklus von vier Wochen. Die Behandlung wird fortgesetzt, bis die Krankheit fortschreitet oder inakzeptable Toxizitäten auftreten. Bei älteren Patienten sowie bei leichter bis mittelschwerer Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung nötig. Nebenwirkungen können jedoch eine Unterbrechung und/oder eine Dosisreduktion auf 890 µg einmal täglich erfordern. Der Patient kann die Kapseln mit oder ohne Nahrung einnehmen.
Die gleichzeitige Anwendung von Johanniskraut ist kontraindiziert. Wenn ein Patient Johanniskraut-haltige Arzneimittel einnimmt, muss er die Einnahme vor Beginn der Tivozanib-Therapie beenden. Die CYP-Enzym-induzierende Wirkung des Johannniskrauts kann aber noch mindestens zwei Wochen nach dem Absetzen anhalten.
Starke CYP3A4-Induktoren können die Halbwertszeit von Tivozanib verringern. Daher sollte eine gleichzeitige Gabe nicht oder nur mit Vorsicht erfolgen.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Tivozanib gehören Hypertonie (47,6 Prozent der Patienten) sowie Dysphonie, Fatigue und Diarrhö, die jeweils rund ein Viertel der Patienten betrafen. Die wichtigste schwere Nebenwirkung ist Hypertonie.
Zu den Nebenwirkungen, die in der TiVO-Studie unter Sorafenib häufiger auftraten, zählen das Hand-Fuß-Syndrom und Diarrhö. Wegen unerwünschter Ereignisse mussten 14 Prozent der Patienten unter Tivozanib (43 Prozent unter Sorafenib) die Dosis reduzieren und 19 Prozent (versus 36 Prozent) die Therapie unterbrechen. Aber nur 4 respektive 5 Prozent brachen die Therapie wegen arzneimittelbezogener Nebenwirkungen ab.
Die gleichzeitige Anwendung von Johanniskraut ist kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit von Tivozanib wurde in der multizentrischen, offenen, randomisierten Phase-III-Studie TiVO-1 nachgewiesen. 517 Patienten mit fortgeschrittenem RCC bekamen entweder 1340 µg Tivozanib einmal täglich über drei Wochen gefolgt von einer Woche Pause oder 400 mg Sorafenib zweimal täglich. Alle Studienteilnehmer waren bereits operiert und hatten nach Auftreten von Metastasen entweder bisher keine oder nicht mehr als eine systemische Therapie (Immuntherapie oder Chemotherapie) erhalten. In einer separaten Erweiterungsstudie konnten Patienten in die Tivozanib-Gruppe wechseln, wenn der Krebs unter Sorafenib weiterwuchs.
Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). Die wichtigsten sekundären Endpunkte waren das Gesamtüberleben (OS) und die objektive Ansprechrate (ORR). Unter Tivozanib hatten die Patienten ein längeres PFS als mit Sorafenib: median 11,9 versus 9,1 Monate (gesamte Studienpopulation). Betrachtete man nur die nicht vorbehandelten Patienten, war das PFS noch etwas besser: 12,7 versus 9,1 Monate. Die ORR lag bei 33,1 versus 23,3 Prozent zugunsten von Tivozanib. Beim medianen OS zeigte sich allerdings ein leichter Trend zugunsten Sorafenib: Es war in der Sorafenib-Gruppe mit 30,8 Monaten etwas länger als mit Tivozanib (28,2 Monate). Laut Hersteller ist dies der Tatsache geschuldet, dass deutlich mehr Patienten im Sorafenib-Arm eine Zweitlinientherapie erhalten hatten als im Tivozanib-Arm (75,7 Prozent versus 38,4 Prozent.
Die Flasche muss dicht verschlossen gehalten werden, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.
Fotivda ist verschreibungspflichtig.
Tivozanib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2017/20170824138483/anx_138483_de.pdf
Frauen sollten eine Schwangerschaft während der TKI-Einnahme vermeiden. Dies gilt auch für Frauen, deren Partner das Medikament bekommt. Da nicht bekannt ist, ob Tivozanib die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva beeinträchtigt, sollten die Frauen zusätzlich eine Barriere-Methode einsetzen.
Während einer Schwangerschaft darf Tivozanib nicht angewendet werden.
Während der Therapie mit Tivozanib sollten Frauen nicht stillen.
Letzte Aktualisierung: 31.05.2019