Sotorasib|Lumykras®|86|2022 |
Amgen
120 mg Filmtabletten
Lumykras ist indiziert als Monotherapie zur Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC, non-small cell lung cancer) mit KRAS-G12C-Mutation, bei denen nach mindestens einer vorherigen systemischen Therapie eine Progression der Erkrankung festgestellt wurde. Vor dem Behandlungsstart muss die Mutation mittels eines Tests nachgewiesen worden sein.
Der oral verfügbare GTPase-Hemmer Sotorasib ist die erste in der EU zugelassene zielgerichtete Therapie für Patienten mit KRAS-G12C-Mutation. Er bindet kovalent und irreversibel an das Cystein von KRAS G12C und blockiert es in seiner inaktiven, Guanosindiphosphat(GDP)-gebundenen Konformation. Dies verhindert die Transformation in die aktive, Guanosintriphosphat(GTP)-gebundene Form und somit die Signalübertragung beziehungsweise letztlich das Überleben der KRAS-G12C-mutierten Tumorzellen.
Die empfohlene Dosis beträgt einmal täglich acht Filmtabletten zu je 120 mg Wirkstoff, also 960 mg. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Beim Auftreten bestimmter Nebenwirkungen muss die Dosierung gegebenenfalls reduziert oder das Arzneimittel abgesetzt werden. Die Dosisreduktion erfolgt in zwei Schritten: von der Anfangsdosis 960 mg auf 480 beziehungsweise 240 mg. Vertragen Patienten die Mindestdosis von einmal täglich 240 mg nicht, muss Lumykras abgesetzt werden.
Die Anwendung bei Patienten mit mäßiger und schwerer Leberfunktionsstörung wird nicht empfohlen. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit mäßiger oder schwerer Nierenfunktionsstörung oder terminaler Niereninsuffizienz.
Sotorasib kann Hepatotoxizität verursachen. Die Patienten sind in den ersten drei Behandlungsmonaten alle drei Wochen und anschließend einmal monatlich oder je nach klinischer Indikation hinsichtlich ihrer Leberfunktion zu überwachen. Des Weiteren wurden unter der Therapie interstitielle Lungenerkrankungen und Pneumonitis beobachtet. Die Patienten sind daher hinsichtlich neuer oder sich verschlechternder die Lunge betreffender Symptome wie Dyspnoe, Husten und Fieber zu beobachten.
Die gleichzeitige Anwendung mit einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) oder einem H2-Rezeptorantagonisten wird nicht empfohlen. Ein lokal wirkendes Antazidum kann gegeben werden, allerdings sollte Sotorasib in diesem Fall entweder vier Stunden vorher oder zehn Stunden nachher eingenommen werden.
Starke CYP3A4-Induktoren sollten nicht gleichzeitig mit Sotorasib gegeben werden, da sie die Sotorasib-Wirkspiegel verringern können. Zu diesen gehören unter anderem Rifampicin, Carbamazepin und Johanniskraut.
Sotorasib ist seinerseits ein moderater CYP3A4-Induktor. CYP3A4-Substrate mit geringer therapeutischer Breite ist zu vermeiden. Ist dies nicht möglich, muss die Dosis des betreffenden Arzneimittels angepasst werden. Zu diesen gehören unter anderem Alfentanil, Ciclosporin und Tacrolimus.
In-vitro-Studien haben gezeigt, dass Sotorasib außerdem ein Induktor von CYP2B6, CYP2C8, CYP2C9 und CYP2C19 sowie ein Inhibitor von CYP2C8, CYP2D6 und CYP3A ist. Sotorasib ist möglicherweise auch ein Inhibitor von OAT 1/3, OATP1B1, BCRP und PGP. Auch hier sind Wechselwirkungen möglich.
Insgesamt war die Behandlung gut verträglich. Die meisten Nebenwirkungen waren gastrointestinaler Natur und gut handhabbar. Als häufigste Nebenwirkungen traten Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit und ein Anstieg der Leberwerte auf.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Lumykras basiert auf den Ergebnissen der klinischen Phase-II-Studie CodeBreaK 100 mit 126 immun- und/oder chemotherapeutisch vorbehandelten Patienten, die fast ausnahmslos aktive oder ehemalige Raucher waren. Die tägliche Einnahme von 960 mg Sotorasib zeigte eine objektive Ansprechrate von 37,1 Prozent (primärer Endpunkt). Zum Vergleich: Die Ansprechraten von ebenfalls in der Rezidivsituation zugelassenen Mono-Chemotherapien liegen bei 10 bis 15 Prozent. Zudem erzielte die Sotorasib-Therapie ein medianes progressionsfreies Überleben von 6,8 Monaten sowie ein medianes Gesamtüberleben von 12,5 Monaten.
Mutationen im Protein »Kirsten Rat Sarcoma Viral Oncogene Homologue« (KRAS) sind die häufigsten onkogenen Treiber des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkrebses (NSCLC). KRAS ist eines von drei Genen der RAS-Familie, die das Ein- und Ausschalten des Zellwachstums kontrollieren. Die von RAS kodierten Kinasen (GTPasen) galten lange Zeit als medikamentös unangreifbar (»undruggable«). Bei etwa 13 Prozent der NSCLC-Patienten befindet sich die Mutation im Codon 12 mit einem Wechsel von Glycin (G) nach Cytosin (C).
Für die Lagerung von Lumykras sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Lumykras ist verschreibungspflichtig.
Sotorasib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
In Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird eine Therapie mit Sotorasib nicht empfohlen. Frauen im gebärfähigen Alter, die den GTPase-Hemmer erhalten, müssen hochwirksame Verhütungsmethoden während der Behandlung und mindestens sieben Tage nach der letzten Dosis anwenden. Lumykras kann die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva reduzieren. Daher ist zusätzlich eine Barrieremethode erforderlich.
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