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ARZNEISTOFFE

Porfimer|Photofrin®|86|2004

STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Porfimir
FERTIGARZNEIMITTEL
Photofrin®
HERSTELLER

Pinnacle Biologics/Bioprojet Pharma

MARKTEINFÜHRUNG (D)
12/2004
DARREICHUNGSFORM

Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

ATC-CODE
L01XD01
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Photofrin ist zugelassen für die kurative Behandlung von Patienten mit histologisch gesicherten nicht kleinzelligen, endobronchialen Frühkarzinomen (NSCLC), die einer chirurgischen oder radiotherapeutischen Therapie nicht zugänglich sind sowie für die Behandlung von Patienten mit nicht resezierbarem perihilären Cholangiokarzinom.

Wirkmechanismus

Bei Porfimer handelt es sich um ein Porphyrinringsystem, das sich nach intravenöser Applikation an LDL gebunden im Tumorgewebe ansammelt und nach endoskopischer Bestrahlung mit nicht-thermischem roten Laserlicht (630 nm) Singulettsauerstoff produziert. Singulettsauerstoff ist stark zelltoxisch. Er bewirkt einen Abbau von Lipiden in der Zellmembran und indiziert einen Infarkt im Tumor. Die Neoangiogenese wird gestoppt. Durch die Freisetzung von Cytochrom C werden die Tumorzellen in die Apoptose getrieben.

Anwendungsweise und -hinweise

Die Behandlung mit Photofrin erfolgt in einem zweistufigen Prozess. Zunächst wird das Arzneimittel in einer Dosierung von 2 mg/kg KG infundiert. 40 bis 50 Stunden danach erfolgt die Bestrahlung mit Laserlicht. 96 bis 120 Stunden nach der Infusion kann eine zweite Bestrahlung erfolgen.

Wichtige Wechselwirkungen

Radikalfänger und Antioxidanzien, die mit reaktiven Sauerstoffspezies reagieren, können die Wirksamkeit von Photofrin herabsetzen. Gewebeschädigungen, aber auch verschiedene Arzneistoffe wie Allopurinol, Calciumantagonisten und manche Prostaglandinsynthese-Hemmer können die Wirkung von Porfimer beeinflussen.

 

Wie Steroide die Wirkung beeinflussen, hängt vom Zeitpunkt ihrer Anwendung ab: Werden sie 24 bis 48 Stunden nach der photodynamischen Therapie verabreicht, fördern sie die antitumoröse Wirkung; eine gleichzeitige Verabreichung kann hingegen die Wirksamkeit der Therapie herabsetzen.

Nebenwirkungen

Während der Therapie mit Photofrin kam es häufig zu Lichtempfindlichkeitsreaktionen. Unerwünschte Wirkungen an den Atemwegen traten in Abhängigkeit vom Krankheitsbild auf. Bei Patienten mit oberflächlichen endobronchialen Karzinomen wurden sehr häufig ein verengendes Ödem der Bronchialschleimhaut, bronchiale Obstruktion sowie Exsudate beobachtet. Bei Patienten mit obstruktiven endobronchialen Karzinomen traten sehr häufig eine Hämoptyse, Pneumonie und Bronchitis auf. Letztere berichteten außerdem häufig unter anderem Angstzustände und Schlaflosigkeit, Obstipation und Dyspepsie sowie Rückenschmerzen.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Nicht angewendet werden darf Photofrin bei Patienten mit Porphyrie, einer Leukopenie < 2000/mm3 oder einer Thrombozytopenie < 100.000/mm3 sowie wenn die Prothrombinzeit das 1,5-fache des oberen Normwertes überschreitet. Kontraindiziert ist es außerdem bei Patienten mit tracheo-ösophagealen oder broncho-ösophagealen Fisteln sowie mit Verdacht auf Erosionen an den großen Blutgefäßen, da bei letzteren die Gefahr lebensbedrohlicher Massenblutungen besteht. Patienten mit stark eingeschränkter Leber- und/oder Nierenfunktion dürfen Photofrin ebenfalls nicht erhalten. Nicht angewendet werden darf es außerdem bei Patienten mit einem Karnovsky-Index von < 70 %, unmittelbar vorausgegangener externer oder endoluminaler Strahlentherapie, früherer Karzinombehandlung mit photodynamischer Therapie oder vorhergehender Chemotherapie. Darüber hinaus sind verschiedene Vorsichtsmaßnahmen zu berücksichtigen.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

In klinischen Studien konnte die Wirkung eindrucksvoll nachgewiesen werden. So erreichte die Studiengruppe um Kato in Tokio mit der Porfimer-Therapie bei 83 Prozent von 75 Patienten mit frühem, nicht operablem NSCLC eine komplette Tumoreradikation. Diese Rate liegt deutlich über den Ergebnissen, die mit anderen nicht chirurgischen Maßnahmen erreicht werden können. Auch in der palliativen Therapie bei NSCLC-Patienten mit Metastasen, zeigte die photodynamische Therapie mit Porfimer eine Reduktion der tumorbedingten Symptomatik und eine Verbesserung der Lebensqualität.

Letzte Aktualisierung: 24.10.2016

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