Sorafenib|Nexavar®|86|2006 |
Bayer
200 mg Filmtabletten
Nexavar ist zugelassen zur Therapie des Leberzellkarzinoms, zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms, wenn eine Therapie mit Interferon-alpha oder Interleukin-2 versagt hat oder wenn sich eine solche Therapie nicht eignet, sowie bei progressivem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, differenziertem Schilddrüsenkarzinom, das gegenüber radioaktivem Iod refraktär ist.
Im Gegensatz zu den vorher in die Therapie eingeführten Tyrosinkinase-Hemmern, Imatinib und Erlotinib, verfügt Sorafenib über einen dualen Wirkmechanismus: Zum einen unterbricht die Substanz den durch Wachstumsfaktoren von außen induzierten Signalweg, der die Zelle zu unablässiger Teilung anregt. Bei der Signalübertragung in den Zellkern fungiert das RAS-Protein als zentrale Schaltstelle. Es wird aktiviert und schaltet die RAF-Kinase ein. Dadurch wird eine Kaskade von Enzymen ausgelöst, die letztendlich im Zellkern die Zellteilung auslöst. Sorafenib hemmt die RAF-Kinase und vermindert auf diese Weise die Proliferation von Tumorzellen. Zum anderen verhindert Sorafenib, ähnlich wie Bevacizumab, über die Hemmung der intrazellulären Tyrosinkinasedomäne des VEGF-Rezeptors (vascular endothelial growth factor rezeptor) der Blutgefäßzellen die Neoangiogenese des Tumors. Folglich werden die Tumorzellen nicht an das System angeschlossen, werden also nicht über das System mit Nährstoffen versorgt, die für das weitere Wachstum notwendig wären. Darüber hinaus hemmt Sorafenib weitere Tyrosin-Kinasen, die das Zellwachstum fördern.
Die empfohlene Dosis für Sorafenib beträgt zweimal täglich 400 mg. Sorafenib kann unabhängig von einer Mahlzeit oder zusammen mit einer leicht oder mäßig fettreichen Mahlzeit eingenommen werden. Ist eine sehr fettreiche Mahlzeit geplant, sollte Sorafenib mindestens 1 Stunde vor oder 2 Stunden danach eingenommen werden, da sich andernfalls die Resorption um 30 Prozent verringert.
Induktoren des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP3A4, wie Rifampicin, Johanniskraut oder Dexamethason, können den Abbau von Sorafenib beschleunigen und dadurch die Sorafenib-Konzentrationen senken. Die gleichzeitige Gabe von Ketoconazol, einem starken CYP3A4-Inhibitor, zeigte keine Effekte auf die Sorafenib-Wirkung. Effekte auf CYP2B6, CYP2C8 und CYP2C9 wurden nicht beobachtet. Sorafenib beeinflusst vermutlich auch nicht CYP3A4, CYP2D6 und CYP2C19.
In vitro hemmte Sorafenib das Transportprotein P-Glykoprotein (P-Gp). Eine Beeinflussung von P-Gp-Substraten, zum Beispiel Digoxin, kann daher nicht ausgeschlossen werden.
Keine klinisch relevanten Wechselwirkungen wurden bei der gleichzeitigen Gabe vieler anderer antineoplastisch wirksamer Substanzen, wie etwa Gemcitabin, Cisplatin oder Irinotecan, beobachtet. Vorsicht ist allerdings bei der gleichzeitigen Gabe von Docetaxel geboten, da dabei eine deutliche Steigerung der Docetaxel-Spiegel beobachtet wurde.
Häufigste unerwünschte Wirkungen in Studien zu Sorafenib waren Diarrhö, Hautausschlag, Haarausfall und das Hand-Fuß-Syndrom (Rötungen und Schmerzen an Händen und Füßen). Die Abbruchrate auf Grund der Nebenwirkungen betrug bei Sorafenib 10 Prozent, bei Placebo 8 Prozent.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung basiert auf der bisher größten randomisierten und placebokontrollierten Studie zum fortgeschrittenen Nierenzellkrebs. An der TARGET-Studie (Treatment Approaches in Renal Cancer Global Evaluation Trial) nahmen 903 Patienten teil. Sie erhielten entweder zweimal täglich 400 mg Sorafenib oder Placebo. Primäre Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben. Schon in einer Zwischenauswertung zeigte sich der Multi-Kinase-Hemmer in beiden Punkten Placebo signifikant überlegen. Das progressionsfreie Überleben konnte mit Sorafenib von 12 Wochen (Placebo) auf 24 Wochen verdoppelt werden. Eine Stabilisierung des Tumors wurde bei 84 Prozent der Sorafenib-Patienten erreicht, was unter Placebo bei 55 Prozent der Fall war. Das Gesamtüberleben konnte die Sorafenib-Therapie um knapp 40 Prozent verlängern. Infolgedessen wurde das Studienprotokoll geändert und auch die ursprüngliche Placebogruppe mit dem Arzneistoff behandelt. Erste Daten nach sechs Monaten weisen darauf hin, dass auch diese Patienten noch von einer Verumtherapie profitieren. Das Überleben konnte von 14,7 auf 15,9 Monate verlängert werden.
Nexavar ist bei Temperaturen nicht über 25 °C zu lagern.
Nexavar ist verschreibungspflichtig.
Sorafenib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Sorafenib darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist zwingend erforderlich. Frauen dürfen während der Behandlung mit Sorafenib nicht stillen. Tierexperimentelle Studien lassen darf schließen, dass Sorafenib die männliche und weibliche Fertilität beeinträchtigen kann.
Letzte Aktualisierung: 19.02.2016