Enfortumab-Vedotin|Padcev™|86|2022 |
Astellas Pharma
20 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
30 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Padcev ist zugelassen als Monotherapie für die Behandlung erwachsener Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom, die zuvor eine platinhaltige Chemotherapie und eine Krebsimmuntherapie mit einem Programmed-Death-Receptor-1- oder Programmed-Death-Ligand-1-Inhibitor (PD-1/L1-Inhibitor) erhalten haben.
Enfortumab, die Antikörperkomponente des Konjugats, ist gegen das Oberflächenprotein Nectin-4 gerichtet. Dieses ist besonders in Tumorzellen des Urothels hoch exprimiert. Eine Biomarker-Testung auf Nectin-4 ist aber keine Voraussetzung für den Einsatz von Enfortumab-Vedotin. Nachdem der Antikörper gebunden ist, folgt die Internalisierung des Konjugats. Das Zellgift Monomethyl-Auristatin E (MMAE) wird erst in der Tumorzelle freigesetzt und aktiv. Es wirkt als Mikrotubuli-Hemmstoff. Der Zellzyklus wird unterbrochen, es kommt zur Apoptose.
Enfortumab-Vedotin wird intravenös infundiert. Die empfohlene Dosierung sind 1,25 mg pro kg Körpergewicht, bis zu einem Maximum von insgesamt 125 mg für Patienten mit einem Körpergewicht von 100 kg und mehr. Padcev wird jeweils über 30 Minuten verabreicht. Dies erfolgt an den Tagen 1, 8 und 15 eines 28-tägigen Zyklus. Bei Auftreten schwerer Nebenwirkungen kann der Arzt die Dosis reduzieren, die Behandlung unterbrechen oder sie abbrechen.
Patienten sollten von Anfang an auf Hautreaktionen überwacht werden und bei deren Auftreten sollte entsprechend gehandelt werden, da diese als Folge der Bindung von Enfortumab-Vedotin an das in der Haut exprimierte Nectin-4 auftreten können. Das Spektrum der Hauterkrankungen reicht von leichten und moderaten bis hin zu schweren Reaktionen, einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom.
Da es zur Hyperglykämie und zu diabetischer Ketoazidose kommen kann, sollte der Blutzucker kontrolliert werden, auch bei Nicht-Diabetikern. Die Patienten sollten außerdem hinsichtlich einer neuen oder sich verschlimmernden peripheren Neuropathie überwacht werden sollen. Um trockenen Augen vorzubeugen, sollte die Anwendung künstlicher Tränenflüssigkeit in Betracht gezogen werden. Bei schwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung ist Padcev nicht getestet.
Sehr häufig beobachtete Nebenwirkungen von Enfortumab-Vedotin sind Alopezie, Fatigue, verminderter Appetit, periphere sensorische Neuropathie, Durchfall, Übelkeit, Pruritus, Dysgeusie, Anämie, Gewichtsabnahme, makulo-papulöser Ausschlag, trockene Haut, Erbrechen, erhöhte Aspartat-Aminotransferase, Hyperglykämie, trockene Augen, erhöhte Alanin-Aminotransferase und Hautausschlag.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Basis der Zulassung von Padcev sind die Ergebnisse der randomisierten Phase-III-Studie EV-301. In dieser wurde Enfortumab-Vedotin mit einer vom behandelnden Arzt ausgewählten Chemotherapie (Docetaxel, Paclitaxel oder Vinflunin) bei – mit einer platinbasierten Chemotherapie und PD-(L)1-Inhibitoren vorbehandelten Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom verglichen (n = 608). Die vordefinierte Zwischenanalyse zeigte im primären Endpunkt ein signifikant längeres Gesamtüberleben bei Behandlung mit Enfortumab-Vedotin im Vergleich zur Chemotherapie: Im Enfortumab-Vedotin-Studienarm betrug das mediane Gesamtüberleben 12,9 Monate, im Chemotherapie-Arm 9,0 Monate. Auch die Gesamtansprechrate war unter Enfortumab-Vedotin signifikant höher als unter Chemotherapie (40,6 versus 17,9 Prozent).
Das Urothelkarzinom ist die zweithäufigste uroonkologische Erkrankung und dadurch gekennzeichnet, dass es oft besonders aggressiv ist. Insbesondere Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom (Stadium IV) haben eine schlechte Prognose. Kurative Behandlungsansätze wie eine operative Entfernung des Tumors stehen in diesem Stadium nicht mehr zur Verfügung.
Standardtherapie in der palliativen Situation ist in der Erstlinie eine platinbasierte Chemotherapie. Klassische Zweitlinientherapie ist eine Krebsimmuntherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor. Für die Drittlinie steht nun mit Enfortumab-Vedotin eine neue Therapieoption zur Verfügung.
Padcev im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C zu lagern.
Padcev ist verschreibungspflichtig.
Für Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter wird innerhalb von sieben Tagen vor Beginn der Behandlung ein Schwangerschaftstest empfohlen. Zudem sollen sie darauf hingewiesen werden, während der Behandlung und für mindestens zwölf Monate nach deren Ende eine wirksame Verhütungsmethode anzuwenden. Männern, die mit Enfortumab-Vedotin behandelt werden, wird empfohlen, während der Behandlung und für bis zu neun Monate nach der letzten Dosis kein Kind zu zeugen.
Die Anwendung von Padcev während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine wirksame Verhütungsmethode anwenden, wird nicht empfohlen. Ferner wird Müttern dazu geraten, das Stillen während der Behandlung und für mindestens sechs Monate nach der letzten Dosis zu unterbrechen.
Sprunginnovation
Letzte Aktualisierung: 05.07.2022