Cetuximab|Erbitux®|86|2004 |
Merck
5 mg/ml Infusionslösung
Erbitux ist zugelassen zur Behandlung von metastasierenden Kolorektalkarzinomen, die den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) exprimieren und bei denen der Ras-Wildtyp vorliegt. Es ist außerdem zugelassen zur Behandlung von Patienten mit Plattenepithel-Karzinomen in Kopf und Hals.
Erbitux wird je nach Befund und Vorgeschichte als Monotherapie oder in Kombination mit einer Chemo- oder Strahlentherapie angewendet.
Cetuximab ist ein monoklonaler chimärer Antikörper, der sich an die extrazelluäre Domäne des EGFR-Rezeptors bindet und damit die Bindung des Epidermal Growth Faktor sowie die intrazelluläre Signalweiterleitung verhindert. Es hemmt so das Wachstum von Tumoren.
Mindestens eine Stunde vor der ersten Erbitux-Infusion sollten die Patienten ein Antihistaminikum und ein Corticosteroid erhalten. Dies empfiehlt sich auch bei allen weiteren Infusionen.
Erbitux wird in wöchentlichem Rhythmus verabreicht. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 400 mg/m2 Körperoberfläche (KO), danach werden 250 mg/m2 KO gegeben. Die empfohlene Infusionsdauer für die erste Infusion beträgt 120 Minuten, für die weiteren 60 Minuten. Es dürfen nicht mehr als 10 mg Cetuximab pro Minute infundiert werden.
Bei Patienten mit Kolorektalkarzinom muss vor Therapiebeginn sichergestellt sein, dass der Ras-Wildtyp vorliegt.
In Kombinationen von Cetuximab mit einer Platin-basierten Chemotherapie kann die Häufigkeit einer schweren Leukopenie und einer schweren Neutropenie erhöht sein. Dies führt möglicherweise zu einer erhöhten Inzidenz infektiöser Komplikationen. In Kombination mit Fluoropyrimidienen traten häufiger kardiovaskuläre Ischämien sowie häufiger ein Hand-Fuß-Syndrom auf als unter Fluoropyrimidinen allein. In Kombination mit Capecitabin und Oxilaplatin kann die Häufigkeit einer schweren Diarrhö erhöht sein.
Die Liste der möglichen Nebenwirkungen von Cetuximab ist lang. Eine spezifische und häufige Nebenwirkung sind Hautreaktionen. Sehr häufig kommt es außerdem zu einer Hypomagnesiämie und zu infusionsbedingten Reaktionen. Häufig beobachtet wurden darüber hinaus eine Dehydratation (insbesondere infolge Diarrhö oder Mukositis), Hypocalcämie und Anorexie, aber auch Kopfschmerzen und Konjunktivitis und ein Anstieg von Leberenzymen.
Erbitux ist kontrainidiziert bei Patienten mit schweren Überempfindlichkeitsreaktionen (Grad 3 und 4) gegen Cetuximab. Die Kombination mit Oxaliplatin-haltiger Chemotherapie ist kontraindiziert bei Patienten mit metastasierendem Kolorektalkarzinom mit Ras-Mutation oder unbekanntem Ras-Mutationsstatus.
Bei Kombinationen müssen auch die Kontraindiktionen der Kombinationspartner beachtet werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In der BOND-Studie bekamen 218 Patienten Cetuximab plus Irinotecan, 111 nur den Antikörper. Die Kombination verdoppelte die Rate der Patienten, die mit einer Voll- oder Teilremission reagierten, von 11 auf 23 Prozent. Bezog man die Patienten mit ein, deren Tumor sich stabilisierte, lag die Ansprechrate bei 55 Prozent unter der Kombination gegenüber 32 Prozent mit der Monotherapie. Die progressionsfreie Überlebenszeit verlängerte sich von 1,5 auf 4,1 Monate. Allerdings zeigte sich kein Vorteil bei der Gesamtüberlebenszeit (6,9 versus 8,6 Monate).
In Studien, in denen Cetuximab zusätzlich zu einem FOLFIRI- oder FOLFOX-Regime in der Ersttherapie des kolorektalen Tumors eingesetzt wurde, lagen die Remissionsraten in den kleinen Studien bei 43 bis 81 Prozent, bei manchen Patienten wurde sogar eine Operation möglich. Nur 5 bis 10 Prozent sprachen gar nicht auf die komplexe Behandlung an.
Ein Großteil der soliden Tumoren exprimiert den Epidermal Growth Factor Rezeptor EGFR, der zur Familie der HER- (oder erb-B) -Wachstumsfaktoren gehört. Das 170 kDa große Glykoprotein besteht aus drei Bereichen: eine extrazelluläre Ligandenbindungsdomäne, ein transmembranärer lipophiler Abschnitt sowie eine intrazelluläre Domäne mit Tyrosinkinase-Funktion. Bindet ein spezifischer Ligand, zum Beispiel EGF oder TGF-α (Transforming Growth Factor α), an der Zelloberfläche an den Rezeptor, dimerisiert dieser und stößt eine Reaktionskaskade im Zellinneren an. In der Folge katalysiert die Tyrosinkinase die Phosphorylierung von Proteinen, die als Signaltransduktoren wirken. Letztlich werden Gentranskription und DNA-Replikation im Zellkern angeregt. Diese Signale befähigen die Zelle zur Reifung und Proliferation, Angiogenese und Metastasierung.
Erbitux ist im Kühlschrank (2–8 °C) zu lagern.
Erbitux ist verschreibungspflichtig.
Es wird dringend empfohlen, Erbitux bei Schwangeren sowie bei Frauen, die eine Schwangerschaft nicht zuverlässig verhüten, nur dann anzuwenden, wenn dies unumgänglich ist. Da nicht bekannt ist, ob Cetuximab in die Muttermilch übergeht, sollten Mütter während und mindestens zwei Monate nach Ende der Therapie nicht zu stillen.
Letzte Aktualisierung: 12.04.2016