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ARZNEISTOFFE

Encorafenib|Braftovi®|86|2018

STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Encorafenib
FERTIGARZNEIMITTEL
Braftovi®
HERSTELLER

Pierre Fabre Pharma

MARKTEINFÜHRUNG (D)
10/2018
DARREICHUNGSFORM

50 mg Hartkapseln

75 mg Hartkapseln

ATC-CODE
L01EC03
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Braftovi ist zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit nicht resezierbarem oder metastasiertem Melanom mit einer BRAF-V600-Mutation. Es wird stets in Kombination mit Binimetinib angewendet.

Wirkmechanismus

Encorafenib ist ein Tyrosinkinase-Hemmer. Es hemmt den RAS/RAF/MEK/ERK-Signalweg, der bei Vorliegen der BRAF-V600-Mutation überaktiv ist. Encorafenib wird stets in Kombination mit Binimetinib angewendet. Da beide an verschiedenen Stellen in die Kaskade eingreifen, haben sie eine synergistische Wirkung. Binimetinib blockiert die Enzyme MEK-1 und -2, Encorafenib hemmt das Enzym RAF-Kinase.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis von Encorafenib ist 450 mg einmal täglich, die von Binimetinib 45 mg zweimal täglich. Beide Medikamente können unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden.

 

Beim Auftreten von Nebenwirkungen können eine Dosisreduktion, eine vorübergehende Unterbrechung oder ein Behandlungsabbruch erforderlich sein. Wenn die Behandlung mit Binimetinib vorübergehend unterbrochen wird, sollte Encorafenib während dieser Zeit auf 300 mg einmal täglich reduziert werden. Wird die Behandlung mit Encorafenib vorübergehend unterbrochen, sollte auch die Behandlung mit Binimetinib unterbrochen werden. Wenn einer der beiden Wirkstoffe dauerhaft abgesetzt wird, sollte der andere ebenfalls abgesetzt werden.

Wichtige Wechselwirkungen

Encorafenib wird vorwiegend über CYP3A4 metabolisiert. Daher sollte der Wirkstoff nicht gleichzeitig mit starken CYP3A4-Inhibitoren angewendet werden, und eine gleichzeitige Anwendung mit moderaten CYP3A4-Inhibitoren sollte mit Vorsicht erfolgen. Des Weiteren ist Encorafenib sowohl ein Inhibitor als auch ein Induktor von CYP3A4. Die gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-Substraten sollte ebenfalls mit Vorsicht erfolgen.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Binimetinib/Encorafenib waren Fatigue, Übelkeit, Diarrhö, Erbrechen, Netzhautablösung, abdomineller Schmerz, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und ein Anstieg der Kreatinkinasen im Blut.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung von Binimetinib/Encorafenib beruht auf der Phase-III-Studie COLUMBUS mit 921 Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem oder metastasiertem Melanom mit BRAF-V600-Mutation. Die Studie verglich unter anderem die Wirksamkeit und Sicherheit von Binimetinib/Encorafenib mit der einer Vemurafenib-Monotherapie mit 960 mg zweimal täglich. Als primärer Endpunkt war das mediane progressionsfreie Überleben (mPFS) definiert. Die Kombination von Braftovi 450 mg einmal täglich und Mektovi 45 mg zweimal täglich verlängerte signifikant das mPFS auf 14,9 Monate im Vergleich zu 7,3 Monaten unter Vemurafenib. Zudem erzielte die Kombinationsbehandlung ein medianes Gesamtüberleben von 33,6 Monaten im Vergleich zu 16,9 Monaten bei mit Vemurafenib behandelten Patienten (p < 0,0001).

 

Zum Studienabbruch führende und vermutlich in Zusammenhang mit der Studienmedikation stehende unerwünschte Ereignisse traten bei 6 Prozent der Teilnehmer auf.

Besonderheiten

Braftovi ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern. Die Hartkapseln sind in der Originalverpackung aufzubewahren, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen.

Braftovi ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Encorafenib

Encorafenib

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

encorafenib.wrl

Weitere Hinweise

Gebärfähige Frauen müssen während der Behandlung mit Binimetinib/Encorafenib und für mindestens einen Monat nach Einnahme der letzten Dosis eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Beide Substanzen werden während der Schwangerschaft sowie bei gebärfähigen Frauen, die keine Kontrazeptiva anwenden, nicht empfohlen.

 

Es ist nicht bekannt, ob die Wirkstoffe oder ihre Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für Säuglinge kann nicht ausgeschlossen werden. Der Arzt muss dann gemeinsam mit der Patientin entscheiden, ob das Stillen beendet oder die Therapie mit Binimetinib/Encorafenib abgesetzt wird.

Letzte Aktualisierung: 28.01.2019

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