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ARZNEISTOFFE

Quizartinib|Vanflyta®|86|2024

 
STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Quizartinib
FERTIGARZNEIMITTEL
Vanflyta®
HERSTELLER

Daiichi Sankyo

ZIELSTRUKTUR
FLT3-Inhibitoren
MARKTEINFÜHRUNG (D)
02/2024
DARREICHUNGSFORM

17,7 mg Filmtabletten

26,5 mg Filmtabletten

ATC-CODE
L01EX11
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Vanflyta ist zugelassen in Kombination mit einer Standard-Cytarabin- und Anthrazyklin-Induktionschemotherapie und einer Standard-Cytarabin-Konsolidierungschemotherapie, gefolgt von einer Erhaltungstherapie  mit Vanflyta als Monotherapie bei erwachsenen Patienten mit neu diagnostizierter FLT3-ITD-positiver AML. Diese muss vor Therapiebeginn per Test nachgewiesen worden sein.

Wirkmechanismus

Quizartinib und sein Hauptmetabolit AC886 binden kompetitiv mit hoher Affinität an die ATP-Bindungstasche von ITD-mutiertem FLT3. Dadurch werden die Kinaseaktivität und die Autophosphorylierung des Rezeptors gehemmt. Die nachgeschaltete FLT3-Rezeptor-Signalkaskade kommt zum Erliegen und damit letztlich die FLT3-ITD-abhängige Zellproliferation.

Anwendungsweise und -hinweise

Quizartinib einmal täglich in einer Dosis von 35,4 mg über einen Zeitraum für jeweils zwei Wochen während eines 28-tägigen Chemotherapie-Zyklus eingenommen. Nach Abschluss der Chemotherapie wird der Kinasehemmer als Erhaltungstherapie einmal täglich über zwei Wochen allein eingenommen. Die Anfangsdosis beträgt dabei 26,5 mg in den ersten zwei Wochen, wenn das QT-Intervall ≤ 450 ms ist. Danach ist die Dosis auf einmal täglich 53 mg zu erhöhen, wenn das QT-Intervall ≤ 450 ms ist. Die Behandlung kann über bis zu 36 Zyklen von jeweils vier Wochen fortgesetzt werden.

 

Quizartinib ist mit einer Verlängerung des QT-Intervalls am Herzen verbunden. Bei 14 Prozent der mit dem Wirkstoff behandelten Patienten wurde eine Verlängerung des Intervalls beliebigen Grades als therapieassoziierte Nebenwirkung gemeldet.

 

Bei Patienten mit einem signifikanten Risiko für das Auftreten eines verlängerten QT-Intervalls ist Quizartinib daher mit Vorsicht anzuwenden. Das schließt auch Patienten ein, bei denen eine nicht eingestellte oder signifikante kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt, etwa Herzinfarkt in den vergangenen sechs Monaten, unkontrollierte Angina pectoris oder unkontrollierte Hypertonie.

 

Vor Therapiestart und während der Behandlung mit Quizartinib sollten regelmäßig EKG-Untersuchungen stattfinden. Die Behandlung darf nicht begonnen werden, wenn das QTCF-Intervall länger als 450 ms ist. Bei verlängertem Intervall nach Beginn der Therapie sind Dosisanpassungen erforderlich. Bei gleichzeitiger Anwendung von Vanflyta mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern, sind häufigere Überwachungen mittels EKG erforderlich und es ist Vorsicht geboten.

 

Bei schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung wird der Einsatz von Quizartinib nicht empfohlen.

Wichtige Wechselwirkungen

Die Dosis von Vanflyta muss bei gleichzeitiger Anwendung von starken CYP3A-Inhibitoren reduziert werden, da diese die Bioverfügbarkeit von Quizartinib erhöhen können. Die gleichzeitige Anwendung von Quizartinib zusammen mit starken oder moderaten CYP3A-Induktoren ist zu vermeiden, da diese die Bioverfügbarkeit von Quizartinib verringern können.

Nebenwirkungen

Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Quizartinib waren erhöhte Alanin-Aminotransferase (59 Prozent der Behandelten), erniedrigte Thrombozytenzahl (40 Prozent), erniedrigtes Hämoglobin (37 Prozent), Diarrhö (37 Prozent), Übelkeit (34 Prozent), Abdominalschmerz (29 Prozent), Kopfschmerz (28 Prozent), Erbrechen (25 Prozent) und erniedrigte Neutrophilenzahl (22 Prozent).

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Kontraindiziert ist Quizartinib bei angeborenem Long-QT-Syndrom und während der Stillzeit.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Wirksamkeit und Sicherheit von Quizartinib wurden in der randomisierten und doppelblinden Phase-III-Studie Quantum-First untersucht. Eingeschlossen waren 539 erwachsene Patienten zwischen 18 und 75 Jahren (25 Prozent waren 65 Jahre oder älter) mit neu diagnostizierter FLT3-ITD-positiver AML. Sie erhielten entweder Quizartinib 35,4 mg einmal täglich (n=268) oder Placebo (n=271) für zwei Wochen in jedem Zyklus in Kombination mit einer Standardchemotherapie und anschließend eine Erhaltungstherapie mit Quizartinib allein (26,5 mg einmal täglich für zwei Wochen und danach 53 mg einmal täglich) oder Placebo für bis zu 36 Zyklen. Der primäre Wirksamkeitsparameter war das Gesamtüberleben (OS). Die Studie zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung des OS im Quizartinib-Arm (31,9 Monate) im Vergleich zum Kontrollarm (15,1 Monate). Nach 36 Monaten lebten im Quizartinib-Arm noch 50 Prozent der Teilnehmer, im Placeboarm nur 41 Prozent.

Hintergrundinfos

Die AML führt zu unkontrolliertem Wachstum und Akkumulation von dysfunktionalen malignen weißen Blutzellen, welche die Produktion normaler Blutzellen stören. Mutationen im FLT3-Gen gehören zu den häufigsten genetischen Anomalien bei AML. Die FLT3-ITD (interne Tandem-Duplikation)-Mutation liegt bei etwa einem Viertel aller AML-Patienten vor und bedeutet eine schlechtere Prognose für die Betroffenen.

 

Quizartinib ist nach Midostaurin und Gilteritinib der dritte FLT3-Inhibitor auf dem deutschen Markt. Es ist jedoch der erste Wirkstoff, der speziell auf das FLT3-Protein mit ITD-Mutation zugeschnitten ist, während Midostaurin und Gilteritinib auf das FLT3-Protein mit ITD- oder mit TKD (Tyrosinkinase-Domäne)-Mutation abzielen.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Vanflyta sind keine besonderen Bedingungen zu berücksichtigen.

Vanflyta ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Quizartinib

Quizartinib

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

quizartinib.wrl

Weitere Hinweise

Quizartinib kann embryofetale Schädigungen verursachen, wenn es bei Schwangeren angewendet wird. Deshalb müssen Frauen im gebärfähigen Alter während der Behandlung sowie für mindestens sieben Monate nach der Einnahme der letzten Dosis wirksam verhüten. Männer mit Partnerinnen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung sowie für mindestens vier Monate danach wirksame Verhütungsmaßnahmen anwenden. Vanflyta darf während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, nicht angewendet werden, es sei denn, dass eine Behandlung aufgrund des klinischen Zustandes der Frau erforderlich ist. Frauen dürfen währen der Behandlung und für mindestens fünf Wochen nach der letzten Dosis nicht stillen.

Vorläufige Bewertung

Schrittinnovation

Letzte Aktualisierung: 05.03.2024

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