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ARZNEISTOFFE

Lazertinib|Lazcluze®|86|2025

 
STOFFGRUPPE
86 Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
WIRKSTOFF
Lazertinib
FERTIGARZNEIMITTEL
Lazcluze®
HERSTELLER

Johnson & Johnson

ZIELSTRUKTUR
EGFR-Inhibitoren
MARKTEINFÜHRUNG (D)
02/2025
DARREICHUNGSFORM

80 mg Filmtabletten

240 mg Filmtabletten

ATC-CODE
L01EB09
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Lazcluze ist zugelassen zur Erstlinientherapie von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen (NSCLC) und einer nachgewiesenen common Mutation im EGFR. Lazertinib wird nicht als Monotherapie verabreicht, sondern stets mit dem bispezifischen Antikörper Amivantamab (Rybrevant®) kombiniert. Amivantamab richtet sich gegen EGFR und den mesenchymal-epithelialen Transitionsfaktor (MET).

Wirkmechanismus

Lazertinib ist ein irreversibler EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI). Es hemmt selektiv sowohl primäre aktivierende EGFR-Mutationen (Exon-19-Deletionen und Exon-21-L858R- Substitutionsmutationen) als auch die EGFR-T790M-Resistenzmutation, während es weniger Aktivität gegen Wildtyp-EGFR hat.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis beträgt einmal täglich 240 mg Lazertinib; Amivantamab wird stratifiziert gewichtsabhängig dosiert. Die Filmtablette wird im Ganzen mit oder ohne eine Mahlzeit geschluckt. Wurde eine Einnahme versäumt, soll diese nur dann nachgeholt werden, wenn der Einnahmezeitpunkt nicht länger als zwölf Stunden zurückliegt. Andernfalls soll die Behandlung ab dem nächsten Einnahmezeitpunkt fortgesetzt werden. Auch wenn der Patient nach der Einnahme erbricht, sollte die nächste Dosis erst am nächsten Tag eingenommen werden. Nebenwirkungen können Dosisreduktionen eines oder beider Arzneistoffe notwendig machen.

 

Um venösen Thromboembolien (VTE) vorzubeugen, sollen Patienten, die mit Lazertinib/Amivantamab behandelt werden, antikoaguliert werden. Sie sollen entweder ein direktes orales Antikoagulans (DOAK) oder ein niedermolekulares Heparin erhalten, aber keinen Vitamin-K-Antagonisten.
Patienten sollten dazu angehalten werden, ihre Sonnenexposition während der Therapie und für zwei Monate im Anschluss einzuschränken. Sie sollten außerdem trockene Hautstellen mit einer alkoholfreien, emollenzienhaltigen Hautpflegecreme eincremen. Beides dient zur Vorbeugung von Haut- und Nageltoxizität. Falls solche Reaktionen auftreten, sollen topische Corticosteroide sowie topische und/oder orale Antibiotika angewendet werden. Entsprechende Rezepte sollten Patienten bei Therapiebeginn vorliegen, um im Bedarfsfall schnell reagieren zu können.

 

Vorsicht ist geboten bei terminaler Niereninsuffizienz, schwerer Leberfunktionsstörung und bei gleichzeitiger Anwendung mit bestimmten anderen Arzneimitteln.

Wichtige Wechselwirkungen

Lazertinib wird primär durch Glutathion-Konjugation sowie über CYP3A4 metabolisiert. Die gleichzeitige Anwendung mit moderaten CYP3A4-Induktoren, mit anderen CYP3A4-Substraten mit enger therapeutischer Breite sowie mit CYP1A2-Substraten und mit BCRP-Substraten mit enger therapeutischer Breite sollte daher mit Vorsicht erfolgen. Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A4-Induktoren sollte vermieden werden.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Lazertinib waren Ausschlag (89 Prozent), Nageltoxizität (71 Prozent), Hepatotoxizität (47 Prozent), Stomatitis (43 Prozent), VTE (37 Prozent) und Parästhesie (34 Prozent). Als häufigste schwerwiegende Nebenwirkungen traten VTE (11 Prozent), Pneumonie (4 Prozent) Ausschlag (3,1 Prozent) und interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis (2,9 Prozent) auf.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Ausschlaggebend für die Zulassung von Lazcluze waren Ergebnisse der noch laufenden Phase-III-Studie MARIPOSA (NCT04487080). In dieser wurden 1074 Patienten im Verhältnis 2:2:1 randomisiert jeweils einer von drei Behandlungen zugewiesen: Lazertinib plus Amivantamab, Osimertinib allein oder Lazertinib allein. Alle Arzneistoffe wurden wie empfohlen dosiert. Die Patienten hatten ein lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes NSCLC mit einer der beiden common Mutations (60 Prozent Exon-19-Deletion, 40 Prozent Exon-21-L858R-Mutation); 62 Prozent waren weiblich und 69 Prozent hatten nie geraucht.
Die Behandlung mit Lazertinib/Amivantamab führte verglichen mit den beiden Monotherapien zu einer statistisch signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS). Dies war der primäre Endpunkt der Studie. Das PFS betrug im Median unter Lazertinib/Amivantamab 23,7 Monate, unter Osimertinib 16,6 Monate und unter Lazertinib 18,5 Monate.

Hintergrundinfos

Nicht kleinzellige Lungenkarzinome (NSCLC) machen etwa 85 Prozent aller Lungenkrebsfälle aus und betreffen zunehmend auch Menschen, die nicht (mehr) rauchen oder nie geraucht haben. Oft liegen Treibermutationen vor, die das Tumorwachstum begünstigen, etwa im epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR). Während in Asien bei knapp der Hälfte der NSCLC-Patienten EGFR-Mutationen gefunden werden, sind sie in Deutschland bei 10 bis 15 Prozent der Patienten nachzuweisen.
Mit einem Anteil von 90 Prozent der Fälle sind Deletionen im Exon 19 oder die Punktmutation L858R im Exon 21 die häufigsten EGFR-Mutationen (»common Mutations«). Speziell für Patienten mit diesen Mutationen ist bereits der Tyrosinkinasehemmer Osimertinib (Tagrisso®) verfügbar. Er kann bei diesen Patienten entweder als Monotherapie oder in Kombination mit Pemetrexed und platinhaltiger Chemotherapie eingesetzt werden, wobei der letztgenannte Ansatz wirksamer ist.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Lazcluze sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten. Lazcluze ist verschreibungspflichtig

Formeln

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

lazertinib.wrl

Weitere Hinweise

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für drei Wochen nach deren Abschluss zuverlässig verhüten. Das gilt auch für männliche Patienten mit Partnerinnen im gebärfähigen Alter. Sie dürfen in dieser Zeit außerdem kein Sperma spenden oder konservieren.
Lazcluze darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Nutzen für die Frau überwiegt die Risiken für den Fetus.
Während der Behandlung mit Lazcluze und für drei Wochen nach deren Abschluss sollen Frauen nicht stillen, da ein Risiko für den Säugling nicht ausgeschlossen werden kann.

Vorläufige Bewertung

Analogpräparat

Letzte Aktualisierung: 07.03.2025

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