Ausgabe 09/2014 |
24.02.2014 13:15 Uhr |
Die Aut-idem-Substitution ist Alltag in der Apothekenpraxis. Denn vor allem die Rabattverträge zwischen den Krankenkassen und den pharmaze
GPCR: Tausendsassa unter den Rezeptoren
Ohne G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR) können wir weder sehen noch riechen, unser Körper könnte den Blutdruck nich
Arzneimittelmarkt: Bundestag stimmt für Spargesetz
Vergangene Woche hat der Bundestag das sogenannte 14. SGB-V-Änderungsgesetz verabschiedet. Mit der Novelle will di
Austausch-Verbotsliste: Apotheker wollen mitreden
Nach dem Willen der Regierung soll der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die sogenannte Austausch-Verbotsliste erstellen.
Neue Arzneistoffe: Forschung setzt auf Kooperationen
Wie bekommen wir schneller und günstiger neue Wirkstoffe auf den Markt? Diese Frage interessiert Pharmafirmen und Behörden gleichermaßen.
Außerdem:
Bestandsmarkt: Erster Erstattungsbetrag
Pille danach: EMA prüft Freigabe von ellaOne
Online-Debatte zum Leitbild: Jede sechste Apotheke war dabei
Grippeimpfstoff: Nur ein Hersteller im Nordwesten
Apothekennetzwerk: Celesio setzt weiter auf Lloyds
AM-Sicherheit: FDA und EMA kooperieren
Zytostatika-Retax: Verband vermisst rechtliche Grundlage
Biosimilars: Wirksamkeit mit Spareffekt
SPD will Apothekenbusse in Brandenburg
Substitutionsleitlinie: »Ein Plädoyer aus Sicht des Patienten«
Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) hat ihre Leitlinie zur guten Substitutionspraxis aktualisiert. Die
Typ-2-Diabetes: Konkurrenz für Dapagliflozin
Ab Mitte März kommt mit Canagliflozin der zweite SGLT-2-Hemmer auf den deutschen Markt. Unterdessen wurde der erste Vertreter dieser Klasse…
Rezepturen: Plausibilität per Mausklick checken
Immer mehr Kollegen optimieren Abläufe in der Rezeptur mithilfe von Software. Ende Dezember ging die Online-Plausibilitätsprüfung…
Außerdem:
Online-Umfrage zum Forschungsprojekt »No roids inside«
Pregabalin wirksam beim Restless-Legs-Syndrom
Oxantel Pamoat: Wurmfrei mit Tierarzneimittel
Osteoporose: Strontiumranelat bleibt voraussichtlich im Handel
Am 21. Dezember verstarb ein zehn Tage alter Säugling zu Hause an einem Atem- und Herzstillstand, nachdem er das flüssige Arzneimittel über eine spritzenähnliche Dosierpipette bekommen hatte. Die französische Arzneimittelbehörde ANSM hält einen Zusammenhang für wahrscheinlich und hat das Ruhen der Zulassung des Medikaments angeordnet.
Mammografie: »Das Screening tut, was es soll«
Gut acht Jahre nach dem Start des Mammografie-Screening-Programms fällt das Zwischenfazit der Verant
Gesundheitskrise: Griechenland hat sich krank gespart
Die massiven Sparmaßnahmen in Griechenland wirken sich negativ auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung aus: Infektionserkrankungen…
Neurologische Schäden: Chemikalien besser regulieren
Chemikalien sollten besser auf ihr neurotoxisches Potenzial getestet werden als bislang, fordern zwei renommierte Toxikologen im Fachjournal »The Lancet«.
Außerdem:
Für Säuglinge wird ab der ersten Lebenswoche die tägliche Gabe von 500 I. E. Vitamin-D empfohlen, um einer Rachitis vorzubeugen.
Foto: iStock/Juanmonino
Die Aufsichtsbehörde geht nicht davon aus, dass der Inhaltsstoff Ergocalciferol ursächlich für den Tod des Kindes ist. Unter Verdacht steht die Applikation der Lösung per Dosierspritze. Das Mittel könnte in die Luftröhre des Säuglings gelangt sein. Theoretisch möglich ist auch eine allergische Reaktion auf Vitamin D oder einen Hilfsstoff; eine Vitamin-D-Überdosierung ist dagegen sehr unwahrscheinlich, da die Dosistoleranz relativ groß ist.
Meldungen über schweres Verschlucken nach Applikation von Uvestérol hatte es wohl schon zuvor gegeben. Daher hatte der Hersteller Laboratoires Crinex bereits 2006 die Dosierpipette geändert. 2011 gab es eine Pharmakovigilanz-Nachricht an die Heilberufler zur korrekten Applikation des Medikaments. Bislang habe es seit der Markteinführung 1990 noch keinen Todesfall in Zusammenhang mit Uvestérol D gegeben. Das Präparat wurde Angaben des Herstellers gegenüber französischen Medien zufolge millionenfach appliziert.
Das Unternehmen will nun gemeinsam mit Vertretern der Gesundheitsbehörden über eine neue Form der Verabreichung beraten. Derweil rief die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine Eltern auf, Uvestérol D nicht mehr zu verabreichen. Andere Vitamin-D-Präparate für Neugeborene gelten dagegen als sicher. Uvestérol D ist nur in Frankreich auf dem Markt, zugelassen ist es für die Behandlung von Vitamin-D-Mangel bei Kindern bis zu einem Alter von fünf Jahren. Die Lösung enthält 5000 Internationale Einheiten Vitamin D pro Milliliter.
In Wangentasche träufeln
Röntgenmuseum: Die Welt wird durchsichtig
Rund 1,66 Röntgenuntersuchungen hatte jeder Deutsche im Jahr 2010. Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte 1895 die sogenannten X-
Das Vitamin-D- Präparat Uvestérol wurde in Frankreich vorsichtshalber vom Markt genommen, nachdem ein Säugling nach der Applikation verstarb.
Foto: dpa/Maxppp
Grundsätzlich spricht nichts gegen eine Dosierpipette – im Gegenteil: Damit kann deutlich genauer dosiert werden als mit Messlöffeln oder -bechern, betont Dr. Wolfgang Kircher, Apotheker aus Peißenberg und Mitglied der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK), gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. Das aufgezogene flüssige Arzneimittel darf jedoch nicht direkt in den Rachen des Kindes gespritzt werden, sondern muss langsam in die Wangentasche geträufelt werden. Darauf sollte das pharmazeutische Personal Eltern bei der Abgabe entsprechender Präparate hinweisen. Sonst kann sich das Kind verschlucken.
Bei der Applikation sollte der Säugling, auch ein Neugeborenes, nicht auf dem Rücken liegen, sondern möglichst halb sitzend gehalten werden. Die Applikation hat immer langsam zu erfolgen. Der Kolben muss dabei vorsichtig gedrückt werden, denn gerade bei viskosen Flüssigkeiten wie Fiebersaft entleert sich eine Dosierspritze manchmal ruckartig.
Für Frühgeborene und Kinder mit Reflux sollte im Fall von Uvestérol die Lösung mit Wasser oder Milch verdünnt und per Schnuller verabreicht werden. Möglich ist auch, ein flüssiges Arzneimittel erst korrekt mit der Dosierpipette abzumessen, anschließend auf einen Löffel zu geben und dann schluckweise im Tempo des Kindes zu verabreichen. Das funktioniert jedoch nicht bei allen Kindern, insbesondere Stillkindern. Alternativ gibt es Applikationshilfen wie Medikamentenschnuller oder Medizinfläschchen.
Nicht ins Fläschchen
In Deutschland wird Vitamin D Kindern bevorzugt in Tablettenform verabreicht. Die entsprechenden Präparate zerfallen zwar leicht, sollten aber vorsichtshalber nicht unter die Zunge oder in die Wangentasche gelegt, sondern auf einem Löffel in wenig Wasser oder Milch suspendiert werden. Aber Achtung: Lipophile Substanzen wie Vitamin D sollten nicht in einem Fläschchen Milch gelöst werden. »Sonst legt sich der Wirkstoff als öliger Film an der Flaschenwand an und erreicht das Kind nicht«, warnt Kircher.
Alternativ stehen in Deutschland zwei Vitamin-D-Tropfen-Präparate (Vigantol® und Devit®) zur Verfügung. Beide werden über einen Zentraltropfer dosiert, der senkrecht nach unten gehalten werden muss. In der Praxis ließen sich beide Präparate gut anwenden, die Tropfgeschwindigkeit sei nicht zu schnell, sodass sich die Tropfen gut abzählen lassen, berichtet Kircher, dessen Team es selbst in seiner Apotheke ausprobiert hat. Generell gilt: »Tropfen dürfen den Kindern nie direkt in den Mund appliziert werden, sondern werden zunächst auf einen Löffel abgezählt«, erklärt Kircher. /
Fotos: PZ/Ralph Stegmaier; dpa; PZ/Nuß; dpa; Deutsches Röntgenmuseum