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ARZNEISTOFFE

Mirikizumab|Omvoh®|51|2023

 
STOFFGRUPPE
51 Immunmodulatoren
WIRKSTOFF
Mirikizumab
FERTIGARZNEIMITTEL
Omvoh®
HERSTELLER

Lilly Pharma

ZIELSTRUKTUR
IL-23-InhibitorenInterleukin-23-Inhibitoren
MARKTEINFÜHRUNG (D)
07/2023
DARREICHUNGSFORM

300 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

100 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze

100 mg Injektionslösung in einem Fertigpen

ATC-CODE
L04AC24
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Omvoh ist zugelassen ist zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa, die auf eine konventionelle Therapie oder eine Biologika-Behandlung unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit haben.

Wirkmechanismus

Mirikizumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG4-Antikörper gegen Interleukin-23 (Anti-IL-23), der selektiv an die p19-Untereinheit des humanen IL-23-Zytokins bindet und dessen Wechselwirkung mit seinem Rezeptor hemmt. IL-23 ist ein regulatorisches Zytokin und beeinflusst die Differenzierung, Expansion und das Überleben von T-Zell-Untergruppen sowie von bestimmten angeborenen Immunzellen, die proentzündliche Zytokine exprimieren. Forscher hatten IL-23 als ein sehr wichtiges Protein identifiziert, das die intestinale Entzündung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa triggert und unterhält. Beim Menschen kann die selektive Blockade von IL-23 die Produktion dieser Zytokine normalisieren und damit die Entzündungsprozesse zurückdrängen.

Anwendungsweise und -hinweise

Für Mirikizumab wird ein zweistufiges Dosierungsschema empfohlen. Die Induktionsdosis beträgt jeweils 300 mg Mirikizumab als intravenöse Infusion über mindestens 30 Minuten in den Wochen 0, 4 und 8. Spricht der Patient darauf an, kann er nach der zwölfwöchigen Induktionsphase zur Erhaltungsdosis wechseln. Diese beträgt 200 mg Mirikizumab subkutan alle vier Wochen. Geschulte Patienten können sich Omvoh selbst injizieren, vorzugsweise in Bauch, Oberschenkel und Rückseite des Oberarms und jedes Mal an einer anderen Stelle.

 

Bei unzureichendem Ansprechen in Woche 12 kann die intravenöse Infusion mit Mirikizumab 300 mg in den Wochen 12, 16 und 20 fortgesetzt werden (erweiterte Induktionstherapie). Wird damit ein therapeutischer Nutzen erzielt, wird mit der subkutanen Erhaltungsdosis weitergemacht. Ist bis Woche 24 kein Nutzen durch Mirikizumab spürbar, wird die Therapie beendet.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Mirikizumab waren Infektionen der oberen Atemwege (7,9 Prozent), am häufigsten eine Nasopharyngitis, sowie Arthralgien, Kopfschmerzen, Hautausschlag und in der Erhaltungsphase Reaktionen an der Injektionsstelle (8,7 Prozent) wie Schmerzen und Erythem an der Injektionsstelle. Laut Studienpublikation erlitten 15 der insgesamt 1217 mit Mirikizumab behandelten Patienten eine opportunistische Infektion (einschließlich Herpes zoster) und acht hatten Krebs, darunter drei Patienten mit Darmkrebs. Unter Placebo trat eine Zoster-Infektion und kein Krebs auf.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Kontraindiziert ist Mirikizumab bei klinisch bedeutsamen aktiven Infektionen wie einer aktiven Tuberkulose (TB). Vor Beginn der Behandlung sollten Patienten daher auf TB untersucht und während und nach der Therapie auf Symptome einer aktiven TB überwacht werden.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung von Omvoh beruht auf den Ergebnissen der beiden randomisierten, placebokontrollierten Studien LUCENT-1 und -2. Die Ergebnisse wurden Ende Juni 2023 in der Fachzeitschrift »New England Journal of Medicine« veröffentlicht. An der Induktionsstudie LUCENT-1 nahmen 1281 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa teil, die unter Corticosteroiden, Immunmodulatoren oder einem Biologikum (TNFα-Antagonist und/oder Vedolizumab) oder Tofacitinib keine ausreichende Krankheitskontrolle erzielt hatten. Sie wurden im Verhältnis 3 zu 1 auf eine Behandlung mit Mirikizumab (300 mg intravenös im Abstand von je vier Wochen) oder Placebo randomisiert. 544 Patienten, die auf den Antikörper angesprochen hatten, erhielten in der Erhaltungsstudie über 40 Wochen (randomisiert im Verhältnis 2 zu 1) alle vier Wochen subkutan entweder Mirikizumab (200 mg) oder Placebo.

 

Das primäre Ziel war in beiden Studien eine klinische Remission, also in Woche 12 und Woche 40 (das sind 52 Wochen nach Therapiestart), mit einem Stopp der Blutungen sowie einer weitgehenden Normalisierung von Stuhlfrequenz und endoskopischen Befunden. Sekundäre Endpunkte umfassten klinisches Ansprechen, endoskopische Remission und Verminderung des Stuhldrangs.

 

Nach der Induktionsphase erreichten 24,2 Prozent der Patienten in der Mirikizumab-Gruppe eine klinische Remission gegenüber 13,3 Prozent in der Placebogruppe. 63,5 Prozent der Patienten sprachen auf die Antikörpertherapie an (versus 42,2 Prozent auf Placebo). Ebenfalls signifikant besser war das Ergebnis nach der 40-wöchigen Erhaltungsphase: 49,9 versus 25,1 Prozent waren in Remission. Alle sekundären Endpunkte wurden in beiden Studien erreicht. Besonders wichtig für die Patienten: Unter Mirikizumab nahmen bereits nach zwei bis vier Wochen der imperative Stuhldrang und die Bauchschmerzen ab und die Fatigue besserte sich.

 

Patienten, die in Woche 12 (in LUCENT-1) nicht auf den Antikörper angesprochen hatten, konnten unverblindet drei zusätzliche Dosen von 300 mg Mirikizumab intravenös alle vier Wochen erhalten (erweiterte Induktionstherapie). Mehr als die Hälfte (53,7 Prozent) erreichte in Woche 12 von LUCENT-2 ein klinisches Ansprechen und konnte die Erhaltungstherapie mit 200 mg Mirikizumab subkutan fortsetzen. Von diesen Patienten erreichten nahezu drei Viertel (72,2 Prozent) ein klinisches Ansprechen und rund ein Drittel (36,1 Prozent) eine klinische Remission in Woche 40.

Besonderheiten

Alle Darreichungsformen von Omvoh sind bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) und vor Licht geschützt (Umkarton) zu lagern. Omvoh kann ungekühlt bis zu zwei Wochen bei Temperaturen nicht über 30 °C aufbewahrt werden. Wird es in dieser Zeit nicht verbraucht, muss es verworfen werden.

Omvoh ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während und für mindestens zehn Wochen nach der Behandlung mit Omvoh eine Schwangerschaft zuverlässig verhüten. Aus Vorsichtsgründen soll eine Anwendung während der Schwangerschaft vermieden werden.

Vorläufige Bewertung

Analogpräparat

Letzte Aktualisierung: 02.08.2023

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