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ARZNEISTOFFE

Deucravacitinib|Sotyktu®|51|2023

STOFFGRUPPE
51 Immunmodulatoren
WIRKSTOFF
Deucravacitinib
FERTIGARZNEIMITTEL
Sotyktu®
HERSTELLER

Bristol Myers Squibb

MARKTEINFÜHRUNG (D)
04/2023
DARREICHUNGSFORM

6 mg Filmtabletten

ATC-CODE
L04AA56
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Sotyktu ist zugelassen zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen, die für eine systemische Therapie infrage kommen.

Wirkmechanismus

Bei Deucravacitinib handelt es sich um einen Januskinase-(JAK-)Hemmer. Allerdings gibt es wichtige Unterschiede zu anderen Substanzen dieser Arzneistoffklasse. Während bisher bekannte JAK-Inhibitoren am hochkonservierten aktiven Zentrum der Januskinasen angreifen (kompetitive Hemmung), bindet Deucravacitinib selektiv an die regulatorische Domäne der Tyrosinkinase-2 (TYK2), die ebenfalls zur JAK-Familie gehört, und stabilisiert diese, wodurch der inaktive Zustand des Enzyms fixiert wird. Dies führt zu einer allosterischen Hemmung der TYK2-Aktivität nach der rezeptorvermittelten Aktivierung unter anderem durch IL-23. Es wirkt damit der Differenzierung von CD4+-T-Zellen zu Th17-Zellen entgegen. Wichtig: Deucravacitinib ist selektiv gegen TYK2 gerichtet, denn deren regulatorische Domäne unterscheidet sich strukturell von den regulatorischen Domänen der JAK 1, 2 und 3. In therapeutischen Dosen hemmt Deucravacitinib daher JAK 1, 2 und 3 nicht.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis beträgt 6 mg Deucravacitinib einmal täglich. Die Tabletten können unabhängig von einer Mahlzeit geschluckt werden. Sind nach einer Therapiedauer von 24 Wochen keine Anzeichen für einen therapeutischen Nutzen vorhanden, sollte ein Abbruch der Behandlung in Erwägung gezogen werden.

 

Bei schwerer Leberfunktionsstörung wird die Gabe von Deucravacitinib nicht empfohlen. Der Einsatz bei Menschen in einem Alter ab 75 Jahren sollte nur mit Vorsicht erfolgen.

 

Vor Einleitung der Therapie sollten Patienten auf eine vorliegende Tuberkulose-Infektion getestet werden.

Wichtige Wechselwirkungen

Die Anwendung von Lebendimpfstoffen sollte bei mit Deucravacitinib behandelten Personen vermieden werden.

Nebenwirkungen

Deucravacitinib kann das Infektionsrisiko erhöhen. Infektionen der oberen Atemwege kommen daher als Nebenwirkung sehr häufig vor. Patienten sollten angewiesen werden, ärztlichen Rat einzuholen, wenn Anzeichen oder Symptome auftreten, die auf eine Infektion hindeuten.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Kontraindiziert ist der Einsatz des Kinasehemmers bei Vorliegen von klinisch bedeutsamen aktiven Infektionen.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Deucravacitinib wurde in den Phase-III-Studien POETYK PSO-1 und POETYK PSO-2 in der Dosierung 6 mg einmal täglich mit Placebo und dem bei Psoriasis zugelassenen Phosphodiesterase-4-Hemmer Apremilast (30 mg zweimal täglich) verglichen. Zusammengesetzte primäre Endpunkte der Studien waren der Anteil an Studienteilnehmern, die nach 16 Wochen ein PASI (Psoriasis Area and Severity Index)-75-Ansprechen beziehungsweise einen sPGA-Score (Static Physician’s Global Assessment Score) von 0 oder 1 (= frei oder fast frei von Hautläsionen) erreichten.

 

In Woche 16 erreichten 58 beziehungsweise 53 Prozent der Patienten, die mit Deucravacitinib behandelt wurden, ein PASI-75-Ansprechen gegenüber 13 und 9 Prozent der Patienten unter Placebo. Ein PASI-75-Ansprechen wurde in der Apremilast-Gruppe bei 35 und 40 Prozent gesehen. Zudem erreichten 54 beziehungsweise 50 Prozent der Patienten unter Deucravacitinib in Woche 16 ein sPGA-Ansprechen von 0/1. Unter Placebo trat dies bei 7 und 9 Prozent ein, unter Apremilast bei 32 beziehungsweise 34 Prozent der Patienten. In beiden Studien erreichten auch zu Woche 24 signifikant mehr Patienten unter Deucravacitinib einen sPGA-Score von 0/1 oder ein PASI-75-Ansprechen.

 

In der Studie POETYK PSO-1 hatten 82 Prozent der Patienten unter Deucravacitinib, die in Woche 24 einen PASI 75 erreichten, noch in Woche 52 ein anhaltendes Ansprechen. In POETYK PSO-2 hielt das PASI-75-Ansprechen bei 80  Prozent der Patienten an, die die Behandlung mit Deucravacitinib fortsetzten, im Vergleich zu 31 Prozent der Patienten, bei denen Deucravacitinib abgesetzt wurde.

Hintergrundinfos

Psoriasis vulgaris, auch Plaque-Psoriasis genannt, ist gekennzeichnet durch ausgeprägte runde oder ovale Hautläsionen, typischerweise bedeckt mit silbrig-weißen Schuppen. Aktivierte dendritische Zellen in der chronisch entzündeten Haut setzen das Interleukin (IL)-23 frei. Dieses bindet an den Zytokinrezeptor auf CD4+-T-Zellen und initiiert deren Differenzierung zu reifen Typ-17-T-Helferzellen (Th17-Zellen), die wiederum proinflammatorische Zytokine wie IL-17 ausschütten und dadurch Neutrophile aktivieren und die Proliferation von Keratinozyten induzieren. Es kommt zur epidermalen Hyperplasie und Entzündungsprozessen, welche erneut dendritische Zellen aktivieren, was zu einer weiteren IL-23 Freisetzung führt – ein Zyklus der chronischen Entzündung entsteht.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Sotyktu sind keine besonderen Bedingungen zu berücksichtigen.

Sotyktu ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Deucravacitinib

Deucravacitinib

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

deucravacitinib.wrl

Weitere Hinweise

Eine Anwendung von Sotyktu während der Schwangerschaft sollte vorsichtshalber vermieden werden. In der Stillzeit ist zu entscheiden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Sotyktu verzichtet wird.

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Vorläufige Bewertung

Sprunginnovation

Letzte Aktualisierung: 02.05.2023

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