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ARZNEISTOFFE

Apremilast|Otezla®|32|2015

STOFFGRUPPE
51 Immunmodulatoren
WIRKSTOFF
Apremilast
FERTIGARZNEIMITTEL
Otezla®
HERSTELLER

Amgen

MARKTEINFÜHRUNG (D)
02/2015
DARREICHUNGSFORM

10 mg Filmtabletten

20 mg Filmtabletten

30 mg Filmtabletten

ATC-CODE
L04AA32
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Apremilast ist in drei Indikationen zugelassen: bei Psoriasis-Arthritis (PsA), bei Psoriasis und beim Behçet-Syndrom.

 

Allein oder in Kombination mit krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Arzneimitteln (DMARD) ist Apremilast indiziert zur Behandlung der aktiven PsA bei Erwachsenen, die auf eine vorangegangene DMARD-Therapie unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben.

 

Bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer chronischer Plaque-Psoriasis ist Apremilast indiziert, wenn die Patienten auf eine andere systemische Therapie wie Ciclosporin, Methotrexat oder Psoralen in Kombination mit UV-A-Licht (PUVA) nicht angesprochen oder diese nicht vertragen haben oder wenn eine solche Therapie kontraindiziert ist.

 

Es ist außerdem zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit oralen Aphthen, die mit dem Behçet-Syndrom (BS) assoziiert sind und für die eine systemische Therapie infrage kommt.

Wirkmechanismus

Apremilast hemmt die Phosphodiesterase-4 (PDE4), eine für cyclisches Adenosinmonophosphat (cAMP) spezifische und in Entzündungszellen dominante Phosphodiesterase. In der Folge steigen die intrazellulären cAMP-Spiegel, wodurch die Expression von Zytokinen wie TNF-α, Interleukin-(IL-)23 und -17 und anderen entzündlichen Mediatoren reduziert wird. Zudem beeinflusst cAMP auch die Konzentration antiinflammatorischer Zytokine wie IL-10: Der IL-10-Spiegel steigt.

In Summe wird das Netzwerk von pro- und antiinflammatorischen Mediatoren intrazellulär moduliert, und es kommt zur Downregulation der Entzündungsreaktion. Der Einfluss auf die Zytokin-Expression konnte in klinischen Studien nachgewiesen werden.

Anwendungsweise und -hinweise

Die Behandlung wird mit einer Dosis von 10 mg Apremilast begonnen und innerhalb einer Woche sukzessive bis zur empfohlenen Dosis von zweimal täglich 30 mg (im Abstand von etwa zwölf Stunden) gesteigert. Die Einnahme ist unabhängig von den Mahlzeiten.

 

Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion erhalten in der Regel nur 30 mg täglich.

Wichtige Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Anwendung des starken CYP3A4-Enzyminduktors Rifampicin kam es zu einer Abnahme der systemischen Apremilast-Exposition, die zu einem Wirksamkeitsverlust von Apremilast führen kann. Deshalb wird die Anwendung starker CYP3A4-Enzyminduktoren wie Rifampicin, Phenobarbital, Carbamazepin, Phenytoin und Johanniskraut zusammen mit Apremilast nicht empfohlen.

 

Apremilast kann zusammen mit einem potenten CYP3A4-Inhibitor wie Ketoconazol angewendet werden. Gleiches gilt für Methotrexat und orale Kontrazeptiva.

Nebenwirkungen

Die in Studien zu Apremilast am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren gastrointestinale Probleme wie Übelkeit und Durchfall; daran litten knapp 14 bis 16 Prozent der Teilnehmer. Meistens traten die Probleme in den ersten beiden Therapiewochen auf und besserten sich innerhalb von vier Wochen. Zu den weiteren häufig berichteten Nebenwirkungen gehören Infektionen der oberen Atemwege (Erkältungen), Kopfschmerzen und Spannungskopfschmerzen (7,2 bis 8,4 Prozent der Patienten).

 

Apremilast kann zur Gewichtsabnahme führen. Der mittlere Gewichtsverlust bei Patienten, die bis zu 52 Wochen damit behandelt wurden, betrug fast 2 kg. Mehr als 14 Prozent der Patienten nahmen zwischen 5 und 10 Prozent ihres Gewichts ab, fast 6 Prozent sogar mehr als 10 Prozent. Bei untergewichtigen Personen sollte daher  das Körpergewicht regelmäßig kontrolliert werden. 

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Apremilast ist während der Schwangerschaft kontraindiziert.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Wirksamkeit von Apremilast wurde in zwei Hauptstudien bei Patienten mit Plaque-Psoriasis sowie in drei Hauptstudien bei Patienten mit Psoriasis-Arthritis untersucht. Alle Studien waren placebokontrolliert, es gab aber keinen direkten Vergleich mit einer anderen zugelassenen Therapie.  

 

An den beiden doppelblinden randomisierten Hauptstudien ESTEEM-1 und -2 nahmen insgesamt 1257 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis teil. Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten, der nach 16 Wochen auf die Behandlung angesprochen hatte. Dies war definiert als eine mindestens 75-prozentige Linderung der Symptome, gemessen mit dem Psoriasis Area Severity Index (PASI-75). Unter Verum erreichten in den beiden Studien 29 und 33 Prozent dieses Ziel (gepoolte Daten: knapp 29 Prozent). In der Placebogruppe waren es nur 5 und 6 Prozent der Teilnehmer. Das Ansprechen war bereits nach zwei Wochen sichtbar.

 

Pluspunkt: Apremilast wirkte bei verschiedenen Manifestationen der Psoriasis, einschließlich Pruritus, Nagel- und Kopfhautbefall sowie bei verschiedenen Subgruppen, zum Beispiel Patienten mit Psoriasis-Arthritis in der Vorgeschichte, und unabhängig von der Vortherapie. Die Lebensqualität verbesserte sich signifikant.

 

In den PALACE-1- bis -3-Studien, an denen 1493 Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis teilnahmen, wurde Apremilast mit Placebo verglichen. Patienten, die bereits DMARD wie Methotrexat, Sulfasalazin oder Leflunomid einnahmen, konnten diese Behandlung fortsetzen. Die Gabe von Biologika, zum Beispiel TNF-α-Blocker, war aber nicht erlaubt. Primärer Endpunkt war eine 20-prozentige Besserung auf der Skala des American College of Rheumatology (ACR-20) nach 16 Wochen Das ACR-20-Ziel erreichten in den drei Studien 32 bis 41 Prozent der Patienten unter Verum gegenüber 18 bis 19 Prozent in der Placebogruppe (gepoolte Daten: 37 versus 19 Prozent). Die Ansprechraten waren bei Patienten mit oder ohne Begleittherapie vergleichbar. Ebenso sprachen Patienten mit verschiedenen PsA-Unterformen an.

 

Bei beiden Krankheitsbildern – Psoriasis und Psoriasis-Arthritis – hielt der Nutzen an, wenn die Behandlung auf 32 oder 52 Wochen verlängert wurde. 

Besonderheiten

Otezla ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern.

Otezla ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Apremilast

Apremilast

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Apremilast.wrl

Weitere Hinweise

Apremilast ist während der Schwangerschaft kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter müssen eine Schwangerschaft zuverlässig verhüten. Während der Stillzeit soll Apremilast nicht angewendet werden.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 31.10.2020

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