Inebilizumab|Uplizna®|51|2022 |
Horizon Therapeutics
100 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Uplizna ist zugelassen als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD), die Anti-Aquaporin-4-Immunglobulin-G(AQP4-IgG)-seropositiv sind.
Inebilizumab wirkt wie Rituximab über eine B-Zell-Depletion. Anders als Rituximab, das CD20+-B-Zellen eliminiert, richtet es sich aber gegen CD19+-B-Zellen und schaltet diese aus.
Uplizna wird per intravenöser Infusion verabreicht. Die empfohlene Initialdosis sind zweimal je 300 mg Inebilizumab im Abstand von zwei Wochen. Danach werden als Erhaltungsdosis 300 mg alle sechs Monate empfohlen. Vor jeder Infusion soll der Patient eine Prämedikation bestehend aus einem Glucocorticoid, einem Antihistaminikum und einem fiebersenkenden Mittel wie Paracetamol erhalten. Während und für mindestens eine Stunde nach der Infusion ist der Patient auf Infusionsreaktionen zu überwachen.
Impfungen mit (attenuierten) Lebendimpfstoffen sind unter der Therapie nicht möglich und sollen daher vor dem Start der Behandlung erfolgen.
Die Durchstechflaschen dürfen nicht geschüttelt werden und sind aufrecht zu lagern.
Inebilizumab erhöht die Infektanfälligkeit. In der Zulassungsstudie waren Infektionen die häufigsten und auch die häufigsten schweren Nebenwirkungen: Harnwegsinfektionen traten bei 26,2 Prozent der Probanden auf, Nasopharyngitis bei 20,9 Prozent und Infektionen der oberen Atemwege bei 15,6 Prozent; schwere Infektionen waren bei 11,1 Prozent der behandelten Patienten zu verzeichnen.
Als ebenfalls häufige Nebenwirkungen kam es zu Arthralgie (17,3 Prozent der Patienten) und Rückenschmerzen (13,8 Prozent).
Nicht angewendet werden darf Uplizna bei Patienten mit aktiver oder unbehandelter latenter Tuberkulose, schweren aktiven Infektionen einschließlich aktiver chronischer Infektionen wie Hepatitis-B und -C, progressiver multifokaler Leukoenzephalopathie (PML), stark immunsupprimiertem Zustand und/oder aktiven Maignomen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Zulassungsrelevant war die doppelblinde Phase-II/III-Studie N-Momentum mit insgesamt 230 NMOSD-Patienten, von denen 213 AQP4-IgG-seropositiv waren. Sie wurden in der ersten, randomisiert-kontrollierten Phase (RCP) der Studie an den Tagen 1 und 15 entweder mit je 300 mg Inebilizumab behandelt (161 Patienten) oder mit einer Placeboinfusion (52 Patienten). Danach wurden sie über bis zu 197 Tage oder bis zu einem bestätigten Schub beobachtet. An die RCP schloss sich eine Open-Label-Phase (OLP) an, in der die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, die Behandlung mit Inebilizumab fortzusetzen beziehungsweise zu beginnen.
Inebilizumab reduzierte das Risiko für einen Schub gegenüber Placebo statistisch signifikant um 77,3 Prozent. Neben diesem primären Wirksamkeitsendpunkt wurden eine Reihe von sekundären Endpunkten erfasst. Einer davon war die annualisierte Schubrate. Diese lag in den beiden Studienphasen zusammen unter Verum bei 0,09. Bei Patienten ohne AQP4-IgG hatte Inebilizumab in der Zulassungsstudie keinen Effekt.
NMOSD ist eine schubweise verlaufende Autoimmunerkrankung, die den Sehnerv, das Rückenmark, das Gehirn und den Hirnstamm angreift. Es gibt viele Ähnlichkeiten zur deutlich häufigeren Multiplen Sklerose (MS), etwa den rezidivierenden Verlauf und Symptome wie Lähmungen und Gefühlsstörungen, aber auch Unterschiede, darunter das höhere mediane Erkrankungsalter (40 statt 29 Jahre) sowie typische Symptome wie Sehstörungen und das Area-postrema-Syndrom.
Vier von fünf Patienten mit NMOSD bilden IgG-Autoantikörper gegen das Wasserkanalprotein Aquaporin-4 (AQP4-IgG), die vor allem Astrozyten im zentralen Nervensystem angreifen. Wie alle IgG werden AQP4-IgG von B-Zellen und Plasmazellen freigesetzt, weshalb der gegen CD20-positive B-Zellen gerichtete Antikörper Rituximab off Label bei NMOSD eingesetzt wird. Therapeutische Antikörper mit der Indikation NMOSD sind Satralizumab (Enspryng®) und Eculizumab (Soliris®). Ersterer ist gegen Interleukin-6 gerichtet, bremst die B-Zell-Aktivierung und verringert die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für AQP4-IgG. Letzteren Effekt hat auch Eculizumab, erreicht dies aber nicht durch IL-6-Hemmung, sondern durch eine Deaktivierung des Komplementproteins C5.
Uplizna Durchstechflaschen sind im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C sowie aufrecht stehend und im Umkarton zu lagern. Ein Schütteln der Durchstechflaschen ist zu vermeiden.
Uplizna ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 18.10.2022 (Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen)
In der Schwangerschaft soll die Anwendung von Uplizna aus Vorsichtsgründen vermieden werden; Frauen im gebärfähigen Alter sollen während der Behandlung und bis zu sechs Monate danach wirksam verhüten. In der Stillzeit kann Uplizna außer in den ersten Tagen nach der Geburt, wenn IgG-Antikörper in die Muttermilch ausgeschieden werden, gegeben werden, wenn dies aus klinischer Sicht notwendig ist.
Schrittinnovation
Letzte Aktualisierung: 07.09.2022