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ARZNEISTOFFE

Ponesimod|Ponvory®|51|2021

STOFFGRUPPE
51 Immunmodulatoren
WIRKSTOFF
Ponesimod
FERTIGARZNEIMITTEL
Ponvory®
HERSTELLER

Janssen

MARKTEINFÜHRUNG (D)
06/2021
DARREICHUNGSFORM

2 mg Filmtabletten

3 mg Filmtabletten

4 mg Filmtabletten

5 mg Filmtabletten

6 mg Filmtabletten 

7 mg Filmtabletten

8 mg Filmtabletten

9 mg Filmtabletten

10 mg Filmtabletten

20 mg Filmtabletten

ATC-CODE
L04AA50
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Ponvory ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (RMS, Relapsing Multiple Sclerosis) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung.

Wirkmechanismus

Ponesimod moduliert den Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor, bindet aber mit hoher Affinität selektiv an den S1P-Rezeptor-Subtyp 1 auf T- und B-Lymphozyten. In der Folge wird der Austritt der Lymphozyten aus den Lymphknoten blockiert und die Zahl der Lymphozyten im peripheren Blut sinkt. Der Effekt von Ponesimod bei MS könnte auf der Verringerung der Lymphozytenmigration in das zentrale Nervensystem beruhen. Bei MS greifen Immunzellen im Hirngewebe die Myelinschicht der Nervenzellen an. Dies löst langfristig die typischen Symptome aus.

Anwendungsweise und -hinweise

Ponesimod wird über 14 Tage aufdosiert, beginnend mit einer 2-mg-Tablette einmal täglich bis zu 10 mg an Tag 14. Danach beträgt die empfohlene Erhaltungsdosis einmal täglich 20 mg Ponesimod. Daher gibt es eine Starterpackung mit 14 Filmtabletten von 2 bis 10 mg sowie eine Packung zur Erhaltungstherapie mit 28 Filmtabletten à 20 mg.

 

Der Patient kann die Tablette unabhängig von der Nahrung einnehmen. Wird die Medikation mehr als vier Tage unterbrochen, muss die Titration von vorne beginnen.

 

Bei einer Nierenfunktionsstörung und einer leichten Leberinsuffizienz ist keine Dosisanpassung nötig.

 

In der OPTIMUM-Studie trat eine Bradykardie zu Behandlungsbeginn bei 5,8 Prozent der mit Ponesimod behandelten Patienten auf, verglichen mit 1,6 Prozent der Patienten im Vergleichsarm. Die Patienten waren meist asymptomatisch und die Bradykardie klang bei allen ohne Intervention und ohne Absetzen der Medikation ab. Vorsichtshalber muss der Arzt vor Behandlungsbeginn mit Ponesimod ist bei allen Patienten ein Elektrokardiogramm (EKG) anlegen, um festzustellen, ob Erregungsleitungsstörungen bestehen. Bei Patienten mit Sinusbradykardie (Herzfrequenz ≤ 55 Schläge/Minute), AV-Block 1. oder 2. Grades, Myokardinfarkt oder Herzinsuffizienz in der Anamnese (länger als sechs Monate zurückliegend) wird eine mindestens vierstündige Überwachung nach der Erstdosis empfohlen, an deren Ende ein EGK aufgezeichnet wird.

 

Patienten mit Uveitis oder Diabetes mellitus haben unter S1P-Rezeptor-Modulatoren ein erhöhtes Risiko für Makulaödeme. Daher sind vor Behandlungsbeginn mit Ponesimod eine Untersuchung des Augenhintergrunds und während der Therapie regelmäßige Nachuntersuchungen erforderlich.

 

Aufgrund eines potenziellen Risikos für Hautmalignome sollen sich die Patienten während der Therapie nicht ungeschützt der Sonne aussetzen und dürfen keine Photo(chemo)therapie bekommen.

Wichtige Wechselwirkungen

Bei Patienten unter Betablocker-Therapie ist aufgrund der additiven Wirkung auf die Abnahme der Herzfrequenz Vorsicht geboten. Vor Behandlungsbeginn mit Ponesimod ist möglicherweise eine Unterbrechung der Betablocker-Einnahme erforderlich.

 

Bei Patienten mit bestimmten Herzproblemen oder -medikationen, zum Beispiel mit deutlicher QT-Zeit-Verlängerung oder Einnahme von QT-verlängernden Arzneimitteln mit bekannten arrhythmogenen Eigenschaften, sollte ein Kardiologe hinzugezogen werden.

 

Vorsicht geboten ist während und in den Wochen nach der Anwendung von antineoplastischen, immunmodulierenden oder immunsuppressiven Therapien, da additive Immuneffekte möglich sind. Studien hierzu liegen jedoch nicht vor.

 

Impfungen können weniger wirksam sein, wenn sie während der Behandlung mit Ponesimod und bis zu einer Woche nach dessen Absetzen verabreicht werden. Die Anwendung attenuierter Lebendimpfstoffe kann ein Infektionsrisiko darstellen und sollte daher während der Behandlung mit Ponesimod und bis zu einer Woche nach Absetzen der Behandlung vermieden werden.

Nebenwirkungen

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen in Studien zu Ponesimod sind Nasopharyngitis und Infektionen der oberen Atemwege (19,7 und 11 Prozent) sowie erhöhte Alanin-Aminotransferase-Werte (17,9 Prozent). Weiterhin häufig waren unter anderem Harnwegsinfektionen, Husten, Dyspnoe und Kopfschmerzen.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Ponvory ist bei Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Klassen B und C) kontraindiziert. Nicht angewendet werden darf es außerdem bei Patienten in immunsupprimiertem Zustand, mit schwerer Herzerkrankung in den letzten sechs Monaten (zum Beispiel Myokardinfarkt, instabile Angina Pectoris, Apoplex, transitorische ischämische Attacke oder Herzinsuffizienz NYHA-Klasse III oder IV), bei AV-Block, schweren aktiven und chronischen Infektionen und Krebs. In der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht zuverlässig verhüten, ist Ponesimod ebenfalls kontraindiziert.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Wirksamkeit von Ponesimod wurde in der Phase-III-Studie OPTIMUM untersucht. In die multizentrische, randomisierte doppelblinde Überlegenheitsstudie wurden etwa 1130 RMS-Patienten aufgenommen; die meisten hatten einen schubförmig-remittierenden Verlauf (RRMS; Relapsing Remitting Multiple Sclerosis), wenige eine sekundär progrediente Form (SPMS: Secondary Progressive Multiple Sclerosis). Alle hatten Schübe und waren gehfähig. Die Patienten erhielten randomisiert über 108 Wochen entweder einmal täglich Ponesimod oder 14 mg Teriflunomid, einen oral verfügbaren Inhibitor der Pyrimidinsynthese, der die Aktivität von B- und T-Zellen hemmt.

 

Der primäre Endpunkt war die jährliche Schubrate (ARR; Annualized Relapse Rate) von Studienbeginn bis -ende. Die ARR betrug 0,202 unter Ponesimod und 0,29 unter Teriflunomid; das entspricht einer Reduktion um etwa 30 Prozent (statistisch signifikant). Unter Ponesimod erlitten knapp 30 Prozent der Patienten einen Schub; unter Teriflunomid waren es fast 40 Prozent. Ponesimod schnitt auch bei den sekundären Endpunkten besser ab: Es stabilisierte Fatigue-Symptome besser, hielt den Gehirnvolumenverlust stärker auf und reduzierte die Zahl der aktiven MRT-Läsionen im Gehirn um etwa 56 Prozent im Vergleich zu Teriflunomid.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Ponvory sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.

Ponvory ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Ponesimod

Ponesimod

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

ponesimod.wrl

Weitere Hinweise

In der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht zuverlässig verhüten, ist Ponesimod kontraindiziert. Während der Stillzeit soll es nicht angewendet werden, da ein Risiko für den Säugling nicht ausgeschlossen werden kann.

Vorläufige Bewertung

Analogpräparat

Letzte Aktualisierung: 22.06.2021

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