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ARZNEISTOFFE

Pegfilgrastim|Neulasta®|51|2003

STOFFGRUPPE
51 Immunmodulatoren
WIRKSTOFF
Pegfilgrastim
FERTIGARZNEIMITTEL
Neulasta®
HERSTELLER

Amgen

MARKTEINFÜHRUNG (D)
01/2003
DARREICHUNGSFORM

6 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze

ATC-CODE
L03AA13
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Neulasta ist zugelassen zur Verkürzung der Dauer von Neutropenien sowie zur Verminderung der Häufigkeit von neutropenischem Fieber bei erwachsenen Patienten, die wegen einer malignen Erkrankung eine zytotoxische Chemotherapie erhalten (Ausnahmen: Patienten mit chronisch-myeloischer Leukämie und Myelodysplastischem Syndrom).

Wirkmechanismus

In Pegfilgrastim ist ein einzelnes 20 kDa Monomethoxy-PolyethylenglykoI-(PEG)-Molekül an die N-terminale Methionylgruppe des Wachstumsfaktors Filgrastim gebunden. Filgrastim ist ein rekombinanter humaner Granulozyten-Kolonie stimulierender Faktor (G-CSF), der in Escherichia-coli-Kulturen hergestellt wird (Neupogen®). Es stimuliert die Aktivierung, Proliferation und Differenzierung neutrophiler Vorläuferzellen und verstärkt die Funktion reifer Granulozyten.

 

Pegfilgrastim reduziert die Neutropenie-Dauer und die Häufigkeit eines neutropenischen Fiebers. Innerhalb von 24 Stunden steigt die Anzahl neutrophiler Granulozyten im peripheren Blut an; Monozyten und Lymphozyten reagieren hingegen kaum.

 

Filgrastim und Pegfilgrastim haben identische Wirkmechanismen. Die Moleküle unterscheiden sich vor allem in ihrer Kinetik, da die Pegylierung das Molekül erheblich vergrößert. Die Eliminiationshalbwertszeit des PEG-Proteins ist nahezu verzehnfacht (im Mittel 33,2 versus 3,37 Stunden). Die Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration ist rund neunmal länger (median 72 gegenüber 8 Stunden). Vermutlich wird das Molekül über eine „Neutrophilen-vermittelten Clearance“ eliminiert. Das heißt, es wird nicht renal ausgeschieden, sondern kann nur nach Bindung an den G-CSF-Rezeptor auf den Granulozyten abgebaut werden. Man hat beobachtet, dass die Serumkonzentration erst sinkt, wenn die Neutrophilenzahl wieder steigt.

Anwendungsweise und -hinweise

Pegfilgrastim wird einmal pro Chemotherapiezyklus – frühestens 24 Stunden nach der Zytostatikagabe – in fester Dosis von 6 mg subkutan injiziert. Darin besteht sein Vorteil gegenüber Filgrastim; dieses muss täglich in körpergewichtsbezogener Menge gespritzt werden.

Wichtige Wechselwirkungen

Es wurden keine spezifischen Interaktions- oder Metabolisierungsstudien zu Neulasta durchgeführt. Klinische Studien ergaben keine Hinweise auf Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln.

Nebenwirkungen

Die unter der Therapie mit Neulasta am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Knochenschmerzen (meist mild bis mäßig stark ausgeprägt), Schmerzen des Muskel- und Skelettapparates und Übelkeit. Über weitere mögliche Nebenwirkungen informiert die Fachinformation.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

In zwei randomisierten Doppelblindstudien mit Patienten, die zusätzlich zu Doxorubicin und Docetaxel entweder Filgrastim oder Pegfilgrastim erhielten, waren beide G-CSF-Präparate vergleichbar gut wirksam und verträglich. Sie reduzierten die Dauer einer schweren Neutropenie auf 1,6 bis 1,8 Tage; ohne die Gabe ist bei diesem Therapieschema mit 5- bis 7-tägiger Neutropenie zu rechnen. Über die gesamte Studiendauer (je vier Zyklen) betrachtet, lag die Rate der Patienten, die an neutropenischem Fieber litten, unter Pegfilgrastim tendenziell niedriger als unter Filgrastim (13 versus 20 Prozent sowie 9 versus 18 Prozent). Wie dieser Effekt zustande kommt, ist unklar.

Besonderheiten

Neulasta ist bei 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern und darf nicht einfrieren. Um das Arzneimittel vor Licht zu schützen, ist es im Umkarton aufzubewahren.

 

Wird Neulasta versehentlich einmal über einen Zeitraum von weniger als 24 Stunden bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts aufbewahrt, sind keine nachteiligen Effekte auf die Stabilität zu erwarten.

 

Neulasta darf einmalig für einen Zeitraum von höchstens 72 Stunden bei Temperaturen nicht über 30 °C gelagert werden. Wird dieser Zeitraum überschritten, muss das Arzneimittel verworfen werden.

 

Neulasta ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Tierexperimentelle Studien zu Neulasta haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Eine Anwendung während der Schwangerschaft sowie bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird daher nicht empfohlen. Frauen, die während der Behandlung mit Neulasta schwanger werden, sollte die Teilnahme am Schwangerschaftsbeobachtungsprogramm von Amgen empfohlen werden.

 

Da in der Stillzeit ein Risiko für den Säugling nicht ausgeschlossen werden kann, muss entschieden werden, ob das Stillen oder die Therapie mit Neulasta unterbrochen werden soll.

Letzte Aktualisierung: 19.01.2017

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