Belimumab|Benlysta®|51|2011 |
GlaxoSmithKline
120 mg Pulver zur Herstellung eines Infusionslösungskonzentrats
400 mg Pulver zur Herstellung eines Infusionslösungskonzentrats
200 mg Injektionslösung in einem Fertigpen
Benlysta Infusionslösung ist zur Behandlung eines aktiven, Autoantikörper-positiven systemischen Lupus erythematodes (SLE) zugelassen. Indiziert ist es als Zusatztherapie bei Patienten ab fünf Jahren mit hoher Krankheitsaktivität trotz Standardtherapie. Benlysta Fertigpens sind zur Behandlung von erwachsenen Patienten zugelassen.
Benlysta Infusionslösung und Fertigpens sind in Kombination mit immunsuppressiven Basistherapien zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit aktiver Lupusnephritis zugessen.
Belimumab blockiert spezifisch die Bindung von BLyS an seinen Rezeptor auf den B-Zellen. Infolgedessen werden der Autoantikörperspiegel und somit die Krankheitsaktivität reduziert.
Benlysta wird als einstündige intravenöse Infusion verabreicht, wobei eine Prämedikation, bestehend aus einem Antihistaminikum mit oder ohne Antipyretikum, gegeben werden kann. Die empfohlene Dosierung für beide Indikationen und alle Altergruppen beträgt 10 mg pro kg Körpergewicht. Die ersten drei Dosen werden im Abstand von jeweils zwei Wochen verabreicht, danach einmal alle vier Wochen.
Bei Patienten mit aktiver Lupusnephritis sollte Benlysta in Kombination mit Corticosteroiden und Mycophenolat oder Cyclophosphamid zur Induktions- bzw. Mycophenolat oder Azathioprin zur Erhaltungstherapie verabreicht werden.
Wird ein Patient von der intravenösen auf eine subkutane Gabe von Benlysta umgestellt, sollte die erste subkutane Injektion ein bis vier Wochen nach der letzten intravenösen Dosis verabreicht werden.
In den letzten 30 Tagen vor sowie während der Anwendung von Benlysta sollten keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden, da die klinische Sicherheit nicht belegt ist. Es liegen keine Daten zur Möglichkeit einer sekundären Übertragung von Infektionen von mit Lebendimpfstoff geimpften Personen auf mit Benlysta behandelte Patienten vor.
Nicht empfohlen ist die Anwendung von Belimumab bei Patienten mit schwerem aktiven Lupus des zentralen Nervensystems, schwerer aktiver Lupus-Nephritis, HIV-Infektion, Hepatitis B oder C, Patienten mit vorhandener Hypogammaglobulinämie sowie Patienten mit größerer Organ- oder Stammzelltransplantation in der Vorgeschichte. Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Gabe anderer gegen B-Zellen gerichteten Therapien oder von Cyclophosphamid. Gleiches gilt für Patienten mit einer Malignom-Anamnese.
Bei chronischer Entzündung ist die Bildung einiger CYP450-Enzyme durch die Erhöhung bestimmter Zytokin-Spiegel unterdrückt. Ob Belimumab ein indirekter Modulator solcher Zytokine sein könnte, ist nicht bekannt. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass Belimumab indirekt zu einer Abnahme der CYP-Aktivität führt. Bei Patienten, die CYP-Substrate mit enger therapeutischer Breite und individuell angepasster Dosis anwenden, sollte bei Initiierung oder Absetzen von Belimumab eine Überwachung der Therapie erwogen werden. Zu diesen Substraten gehört unter anderem Warfarin.
Häufigste Nebenwirkungen unter der Therapie mit Belimumab waren Übelkeit, Diarrhö und Fieber. Der Prozentsatz an Patienten, die aufgrund der Nebenwirkungen die Therapie abbrachen, war mit 7 Prozent in Verum- und Vergleichsgruppe gleich.
Aufgrund des Wirkmechanismus ist unter der Therapie das Risiko für schwere Infektionen erhöht. So starben im Laufe der klinischen Studien mehr Patienten unter Belimumab als unter Placebo.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Benlysta beruht auf den beiden placebokontrollierten doppelblinden Phase-III-Studien BLISS-76 über 76 Wochen und BLISS-52 über 52 Wochen (BLISS = Studies of Belimumab in Subjects With Systemic Lupus Erythematosus). Insgesamt 1684 SLE-Patienten erhielten zusätzlich zu einer Standardtherapie entsprechend dem empfohlenen Dosisregime randomisiert entweder intravenös 1 oder 10 mg Belimumab pro kg Körpergewicht oder Placebo. Primärer Endpunkt war der zusammengesetzte SLE-Responder-Index, bei dem diejenigen Patienten als Responder definiert waren, die in Woche 52 im Vergleich zum Studienbeginn folgende drei Kriterien erfüllten: eine Reduktion um mindestens vier Punkte im SELENA-SLEDAI-Index, der die Krankheitsaktivität misst; keine Verschlechterung eines Organsystems sowie keine Verschlechterung des Allgemeinbefindens.
Am Studienende ergab die gepoolte Auswertung einen signifikanten Anstieg der Ansprechrate unter der 10-mg-Dosis Belimumab: 50,6 Prozent versus 38,8 Prozent unter Placebo. Die Ergebnisse im Einzelnen: Unter Belimumab verzeichneten signifikant mehr Patienten eine Abnahme im SELENA-SLEDAI-Score um vier Punkte (52,8 Prozent versus 40,9 Prozent). Auch in den anderen beiden Kriterien war der Antikörper dem Placebo überlegen, jedoch nicht statistisch signifikant. 75,5 Prozent der Belimumab-Patienten zeigten keine Verschlechterung im Organsystem (Placebo 69,2 Prozent), 74,6 Prozent der Antikörper-Gruppe keine Verschlechterung im Allgemeinbefinden (Placebo 66,2 Prozent).
Patienten mit SLE oder auch anderen Autoimmunerkrankungen weisen erhöhte Spiegel des B-Lymphozyten-Stimulators BLyS auf. BLyS ist ein Zytokin der TNF-Superfamilie und ein wichtiger Überlebensfaktor von B-Zellen. Erst wenn die B-Zellen vom Botenstoff BLyS aktiviert werden, beginnen sie mit der Antikörperproduktion. Daher vermutet man, dass bei Lupus und bestimmten anderen Autoimmunerkrankungen ein erhöhter BLyS-Spiegel zur Produktion von Autoantikörpern beiträgt, die das körpereigene gesunde Gewebe attackieren und zerstören.
Benlysta ist im Kühlschrank (2–8 °C) und unter Lichtschutz (Originalverpackung) zu lagern. Das Arzneimittel darf nicht einfrieren.
Benlysta ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 13.02.2020 (systemischer Lupus erythematodes bei Kindern und Jugendlichen)
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und bis zu vier Monate nach Abschluss der Therapie mit Benlysta zuverlässig verhüten. Während der Schwangerschaft darf Benlysta nicht angewendet werden, es sei den, es ist unumgänglich. Bei stillenden Müttern ist abzuwägen, ob das Stillen oder die Therapie mit Benlysta unterbrochen werden soll.
Letzte Aktualisierung: 13.10.2022