Crovalimab|Piasky®|51|2024 |
Roche
340 mg Injektions-/Infusionslösung
Piasky ist zugelassen als Monotherapie für Patienten ab zwölf Jahren und mindestens 40 kg Körpergewicht mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH):
Crovalimab ist ein rekombinanter humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper, der mit hoher Affinität spezifisch an das Komplementprotein C5 bindet. Dadurch hemmt er dessen Spaltung in C5a und C5b und verhindert so die Bildung des Membranangriffskomplexes. In der Folge wird die terminale Signalkaskade unterbunden, die zur Zerstörung der Erythrozyten durch das Komplementsystem führt. Bei Patienten mit PNH hemmt Crovalimab die terminale komplementvermittelte intravaskuläre Hämolyse und hilft damit, Transfusionen zu vermeiden.
Die Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht. Patienten zwischen 40 und 100 kg erhalten initial 1000 mg Crovalimab intravenös (über 60 Minuten), gefolgt von vier Dosen à 340 mg subkutan. Die Erhaltungsdosis beträgt 680 mg Crovalimab subkutan. Patienten über 100 kg Körpergewicht starten mit 1500 mg intravenös (über 90 Minuten), wiederum gefolgt von viermal 340 mg. In der Erhaltungsphase spritzen diese Patienten alle vier Wochen 1020 mg Crovalimab subkutan.
Das empfohlene Therapieschema umfasst eine Initialdosis, die an Tag 1 als intravenöse Infusion verabreicht wird, gefolgt von vier wöchentlichen Initialdosen, die an den Tagen 2, 8, 15 und 22 als subkutane Injektionen verabreicht werden. Die Erhaltungsdosis wird erstmals an Tag 29 und dann alle vier Wochen subkutan gespritzt, bevorzugt in den Bauch.
Hat der Patient eine Applikation versäumt, soll er die fehlende Dosis so bald wie möglich nachholen. Die nächste Dosis ist dann am regulär geplanten Spritztag fällig. Keinesfalls dürfen zwei Dosen am selben Tag gespritzt werden.
Aufgrund des Wirkmechanismus von Crovalimab sind die Patienten anfälliger für Meningokokken-Infektionen, die schwer und tödlich verlaufen können. Daher müssen alle Patienten mindestens zwei Wochen vor der ersten Antikörperdosis mit einem tetravalenten Meningokokken-Impfstoff geimpft werden. Ist ein sofortiger Behandlungsstart erforderlich, sollte der Patient so schnell wie möglich geimpft werden und zusätzlich zwei Wochen lang Antibiotika einnehmen. Trotz Impfung sind alle Patienten auf frühe Anzeichen einer Meningokokken-Infektion zu überwachen und bei Bedarf antibiotisch zu behandeln.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Immunkomplex-vermittelte Reaktionen von Typ III, Infektionen der oberen Atemwege, Fieber, Kopfschmerzen und infusionsbedingte Reaktionen. Die häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen waren Typ-III-Reaktionen und Pneumonie.
Crovalimab ist kontraindiziert bei Patienten mit nicht abgeklungener Neisseria-meningitidis-Infektion. Das gilt auch für Patienten, die derzeit nicht gegen diesen Erreger geimpft sind, es sei denn, sie erhalten bis zwei Wochen nach der Impfung eine geeignete Antibiotikaprophylaxe.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Wirksamkeit und Sicherheit von Crovalimab belegen die COMMODORE-Studien. An COMMODORE-1 nahmen 89 PNH-Erkrankte teil, die ihre bisherige Therapie mit dem C5-Inhibitor Eculizumab fortsetzten oder auf Crovalimab umgestellt wurden. Die Krankheitskontrolle blieb nach dem Switch stabil. In den ersten 24 Wochen traten Nebenwirkungen bei 77 Prozent der Patienten unter Crovalimab und bei 67 Prozent unter Eculizumab auf; keine der Nebenwirkungen führte zum Behandlungsabbruch oder zum Tod und es gab keine Meningokokken-Infektion. 85 Prozent der Patienten bevorzugten Crovalimab gegenüber Eculizumab.
In COMMODORE-2 wurden 204 C5-Inhibitor-naive Patienten aufgenommen. Primäre Endpunkte waren die Kontrolle der Hämolyse und das Vermeiden von Transfusionen nach 24 Wochen. 79,3 Prozent der Patienten erreichten unter Crovalimab eine Kontrolle der Hämolyse; unter Eculizumab waren es 79,0 Prozent. Transfusionen wurden bei 65,7 versus 68,1 Prozent der Patienten vermieden. Der Fatigue-Score verbesserte sich jeweils deutlich. Das Sicherheitsprofil war in beiden Studienarmen vergleichbar; es gab keine Meningokokken-Infektionen. Die meisten Patienten, die nach der ersten Studienphase von Eculizumab zu Crovalimab wechselten, bevorzugten Crovalimab.
In der Langzeitanwendung traten keine zusätzlichen Risiken auf. Dies zeigen Daten von 44 Patienten aus der COMPOSER-Studie, die im Median 4,7 Jahre behandelt wurden.
Bei der PNH kommt es bedingt durch eine erworbene Mutation zur Zerstörung von Erythrozyten durch das Komplementsystem, das Teil des angeborenen Immunsystems ist. Die Hämolyse findet hauptsächlich intravasal, aber auch extravasal statt. Da sie typischerweise nachts auftritt, kommt es morgens zur charakteristischen Hämoglobinurie. Die Patienten leiden an Anämie, Fatigue und Thromboseneigung. Eine PNH kann zur Nierenerkrankung führen. Unbehandelt ist die Lebenserwartung stark verkürzt.
Piasky ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) sowie vor Licht geschützt (Umkarton) zu lagern und darf nicht einfrieren.
Piasky ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 12.12.2024 (paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie)
Eine Anwendung von Piasky während der Schwangerschaft kann erwogen werden, wenn der klinische Zustand der Patientin dies erfordert.
Da nicht ausgeschlossen werden kann, das Crovalimab in die Muttermilch übergeht, muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Piasky unterbrochen werden soll.
Schrittinnovation
Letzte Aktualisierung: 01.10.2024