Baricitinib|Olumiant®|51|2017 |
Lilly
JAK-Inhibitoren |
1 mg Filmtabletten
2 mg Filmtabletten
4 mg Filmtabletten
Olumiant ist zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis, die auf eine vorangegangene Behandlung mit einem oder mehreren DMARD unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Olumiant kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) angewendet werden.
Es ist außerdem zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern ab zwei Jahren mit atopischer Dermatitis, die für eine systemische Therapie infrage kommen.
Es ist darüber hinaus zugelassen zur Behandlung von schwerer Alopecia areata bei erwachsenen Patienten.
Ebenso ist es als Monotherapie oder in Kombination mit MTX zugelassen zur Behandlung von pädiatrischen Patienten ab zwei Jahren mit juveniler idiopathischer Arthritis, die zuvor unzureichend auf eine oder mehrere synthetische oder biologische DMARDs angesprochen oder diese nicht vertragen haben: polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis, Enthesitis-assoziierte Arthritis, und juvenile Psoriasis-Arthritis.
Baricitinib ist ein reversibler, selektiver Inhibitor bestimmter Januskinasen (JAK). Diese Enzyme leiten Signale von Zytokinen und Wachstumsfaktoren von der Zelloberfläche ins Zellinnere weiter. Bacitrinib hemmt selektiv JAK1 und JAK2. Es verhindert, dass Zytokine wie IL-6, INF-α/β und GM-CSF eine komplexe Signalkaskade in Gang setzen, die im Zellkern die Produktion jener Proteine ankurbelt, die für eine verstärkte Immun- und Entzündungsantwort verantwortlich sind.
Die empfohlene Dosis zur Behandlung erwachsener Patienten beträgt 4 mg Baricitinib einmal täglich. Sie kann auf 2 mg einmal täglich reduziert werden, wenn die Krankheit unter Kontrolle ist. Die Dosis von 2 mg pro Tag ist zudem für Patienten über 65 Jahre, für solche mit chronischen oder rezidivierenden Infekten sowie für pädiatrische Patienten mit einem Körpergewicht von 10 bis unter 30 kg gedacht. Auch Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sowie bei der gleichzeitigen Einnahme von Inhibitoren von Organischen Anionen-Transportern vom Typ 3 mit starkem Hemmpotenzial (OAT3-Hemmer) wie Probenecid sollte die 2-mg-Dosis gewählt werden.
Olumiant Filmtabletten können unabhängig von den Mahlzeiten und der Tageszeit eingenommen werden.
Nicht empfohlen wird die Anwendung bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung und einer Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min.
Nicht begonnen werden sollte eine Behandlung bei Patienten mit hämatologischen Anomalien (absolute Neutrophilenzahl kleiner als 1 x 109 Zellen/l, absolute Lymphozytenzahl kleiner als 0,5 x 109 Zellen/l oder Hämoglobinwert kleiner als 8 g/dl). In den klinischen Studien wurden vermehrt Virusreaktivierungen beobachtet, etwa von Herpes-zoster- oder Herpes-simplex-Viren. Vor Therapiebeginn sollte daher entsprechend der Leitlinien ein Screening auf eine virale Hepatitis durchgeführt werden.
Baricitinib sollte bei bestimmten Patientengruppen nur angewendet werden, wenn keine geeigneten Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen: Patienten ab 65 Jahren, Patienten mit einer atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung in der Vorgeschichte oder anderen kardiovaskulären Risikofaktoren (wie Raucher oder ehemalige Langzeitraucher) und Patienten mit Risikofaktoren für maligne Erkrankungen (zum Beispiel ein bestehendes Malignom oder ein Malignom in der Vorgeschichte).
Des Weiteren wurde in den Studien von Erhöhungen der Lipidwerte berichtet. Daher sollten nach Beginn der Therapie die Lipidparameter zwölf Wochen lang überprüft werden und die Patienten bei Bedarf mit einem Statin behandelt werden.
Die Anwendung von Baricitinib ist mit einer im Vergleich zu Placebo erhöhten Infektionsrate assoziiert. Daher sollten bei Patienten mit aktiven, chronischen oder wiederkehrenden Infektionen vor Therapiebeginn Nutzen und Risiken einer Olumiant-Behandlung sorgfältig abgewogen werden. Entwickelt der Patient unter der Einnahme eine Infektion, ist er sorgfältig zu überwachen und die Therapie vorübergehend zu unterbrechen. Sie darf erst wieder aufgenommen werden, wenn die Infektion vollständig ausgeheilt ist. Vor Therapiebeginn müssen die Patienten auf Tuberkulose getestet werden. Während oder unmittelbar vor einer Baricitinib-Behandlung sollte den Patienten kein attenuierter Lebendimpfstoff verabreicht werden.
Nicht empfohlen wird die Kombination von Baricitinib mit biologischen DMARD oder anderen JAK-Inhibitoren, da das Risiko eines additiven immunsuppressiven Effekts nicht ausgeschlossen werden kann. Vorsicht ist geboten bei der Kombination von Baricitinib mit potenten Immunsuppressiva wie Azathioprin, Tacrolimus und Ciclosporin.
Sehr häufige Nebenwirkungen in Studien zu Olumiant waren Hypercholesterolämie und Infektionen der oberen Atemwege. Häufig traten zudem unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Gürtelrose und Harnwegsinfektionen auf.
Olumiant ist während einer Schwangerschaft kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Anwendung von Olumiant und nach Beendigung der Behandlung mindestens eine weitere Woche zuverlässig verhüten.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Baricitinib basiert auf den Ergebnissen von vier Phase-III-Studien, die ein breites Patientenspektrum einschlossen: MTX-/DMARD-naive Patienten (RA-BEGIN) sowie Patienten, die inadäquat auf MTX (RA-BEAM), andere DMARD (RA-BUILD) oder TNF-Inhibitoren (RA-BEACON) angesprochen hatten. Schlüsselstudie war RA-BEAM mit 1307 RA-Patienten, bei denen es trotz einer MTX-Behandlung zum Fortschreiten der Erkrankung gekommen war. In der Studie bekamen die Patienten weiterhin MTX und zusätzlich entweder einmal täglich 4 mg Baricitinib oder zweimal wöchentlich 40 mg Adalimumab oder Placebo. Als primärer Endpunkt war die ACR20 in Woche 12 definiert: Sie beschreibt eine Verbesserung der Gelenkbeschwerden um 20 Prozent nach den Kriterien des American College of Rheumatology.
Dieses Ziel erreichten in der Baricitinib-Gruppe mit 70 Prozent signifikant mehr Patienten als in der Placebogruppe mit 40 Prozent. In der Adalimumab-Gruppe war dies bei 61 Prozent der Fall. Vergleichbare Ergebnisse wurden in dem sekundären Endpunkt DAS28 gefunden, der die Krankheitsaktivität in 28 Gelenken bewertet. Des Weiteren zeigte Baricitinib gegenüber Adalimumab in den Wochen 24 und 54 signifikant höhere Ansprechraten für die Parameter ACR50, ACR70 und Fatigue. Zudem belegen die Studienergebnisse einen schnellen Wirkeintritt und eine lang anhaltende Wirksamkeit von Baricitinib: Bereits ab Woche 8 erreichten Patienten mit Baricitinib signifikant häufiger ein ACR50-Ansprechen als Patienten mit Adalimumab (p ≤ 0,01). Diese Verbesserung hielt bis Woche 52 an.
Die rheumatoide Arthritis ist eine entzündliche Systemerkrankung des Bindegewebes, die vorwiegend die Gelenke betrifft und in der Regel zu deren Zerstörung führt. Man schätzt, dass in Deutschland circa 550.000 Menschen betroffen sind. Frauen erkranken etwa dreimal häufiger als Männer. Der Erkrankungsbeginn ist in jedem Lebensalter möglich, liegt aber meistens zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Für die medikamentöse Therapie stehen Substanzen aus verschiedenen Wirkstoffgruppen zur Verfügung: nicht steroidale Antirheumatika, Glucocorticoide, krankheitsmodifizierende Basismedikamente (DMARD) wie Methotrexat sowie Biologika. Erklärtes Therapieziel ist heutzutage die Remission.
Bei der Lagerung von Olumiant sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Olumiant ist verschreibungspflichtig.
Baricitinib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 29.06.2017 (Rheumatoide Arthritis)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.02.2021 (atopische Dermatitis)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 06.02.2024 (Enthesitis-assoziierte Arthritis)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 06.02.2024 (juvenile Psoriasis-Arthritis)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 06.02.2024 (polyartikuläre juvenile idiopathische Psoriasis-Arthritis)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 07.02.2024 (atopische Dermatitis, 2 bis 17 Jahre)
Olumiant ist während einer Schwangerschaft kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Anwendung von Olumiant und nach Beendigung der Behandlung mindestens eine weitere Woche zuverlässig verhüten. Laut Fachinformation sollen auch Stillende Olumiant nicht erhalten.
Letzte Aktualisierung: 20.05.2025