Ipilimumab|Yervoy®|51|2011 |
Bristol-Myers Squibb
5 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Yervoy ist als Monotherapie oder in Kombination mit Nivolumab zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit fortgeschrittenem (nicht resezierbaren oder metastasierten) Melanom.
In Kombination mit Nivolumab ist Yervoy zugelassen als Erstlinientherapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms bei Erwachsenen mit intermediärem/ungünstigem Risikoprofil.
In Kombination mit Nivolumab und zwei Zyklen platinbasierter Chemotherapie ist Yervoy zugelassen als Erstlinientherapie beim metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) bei Erwachsenen, deren Tumoren keine sensitivierende EGFR-Mutation oder ALK-Translokation aufweisen.
In Kombination mit Nivolumab ist Yervoy zugelassen für die Erstlinientherapie des nicht-resezierbaren malignen Pleuramesothelioms bei Erwachsenen.
In Kombination mit Nivolumab ist Yervoy zugelassen zur Behandlung des Kolorektalkarzinoms mit Mismatch-Reparatur-Defizienz oder hoher Mikrosatelliteninstabilität bei Erwachsenen
In Kombination mit Nivolumab ist Yervoy zugelassen für die Erstlinienbehandlung des nicht resezierbaren fortgeschrittenen, rezidivierten oder metastasierten Plattenepithelkarzinoms des Ösophagus mit Tumorzell-PD-L1-Expression ab 1 % bei Erwachsenen.
Ipilimumab ist ein vollständig humaner Antikörper, der sich gegen das Protein CTLA-4 (Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen-4) richtet, das auf der Oberfläche von T-Zellen exprimiert wird. CTLA-4 hemmt die Aktivität der T-Zellen. Bindet Ipilimumab an das Protein, wird dessen Wechselwirkung mit seinen Liganden CD80/CD86 blockiert. Ipilimumab wirkt also indirekt als Verstärker der T-Zell-vermittelten Immunantwort. Bei Melanompatienten stieg die mittlere Lymphozytenzahl im peripheren Blut während der gesamten Induktionsphase dosisabhängig an.
Die empfohlene Dosis richtet sich nach der Indikation, weiteren Arzneimitteln, die im Rahmen der Therapie gegeben werden, und nach dem Körpergewicht des Patienten.
Zur Behandlung des Melanoms im Rahmen einer Monotherapie beträgt die empfohlene Dosis für Patienten ab zwölf Jahren 3 mg Ipilimumab pro kg Körpergewicht insgesamt viermal im Abstand von je drei Wochen. Das Arzneimittel wird als 90-minütige intravenöse Infusion gegeben. Dies gilt auch für die Kombinationstherapie mit Nivolumab, sofern die Patienten mindestens 50 kg wiegen. Für Patienten mit einem geringeren Körpergewicht gelten gesonderte Empfehlungen. Der Verlauf entscheidet über das weitere Vorgehen.
Beim Nierenzellkarzinom beträgt die empfohlene Dosis 1 mg/kg KG Ipilimumab und 3 mg/kg KG Nivolumab. Die ersten vier Dosen werden alle drei Wochen gegeben. Der Verlauf entscheidet über das weitere Vorgehen.
Für die Erstlinientherapie des dMMR- oder MSI-H-Kolorektalkarzinoms beträgt die empfohle Dosis 1 mg/kg KG Ipilimumab und 240 mg Nivolumab. Die ersten vier Dosen werden alle drei Wochen gegeben. Der Verlauf entscheidet über das weitere Vorgehen.
Beim malignen Pleuramesotheliom beträgt die empfohlene Dosis 1 mg/kg KG Ipilimumab alle sechs Wochen und 360 mg Nivolumab alle drei Wochen. Bei Patienten ohne Progression wird die Behandlung bis zu 24 Monate fortgesetzt.
Beim Plattenepithelkarzinom des Ösophagus beträgt die empfohlene Dosis 1 mg/kg KG Ipilimumab alle sechs Wochen und entweder 3 mg/kg KG Nivolumab alle zwei Wochen oder 360 mg Nivolumab alle drei Wochen. Die Behandlung sollte bis zur Progression der Erkrankung, nicht akzeptabler Toxizität oder bei Patienten ohne Verschlechterung der Erkrankung bis zu 24 Monate fortgesetzt werden.
Beim nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom beträgt die empfohlene Dosis 1 mg/kg KG Ipilimumab alle sechs Wochen, 360 mg Nivolumab alle drei Wochen und eine platinbasierte Chemotherapie alle drei Wochen. Nach zwei Chemotherapie-Zyklen wird die Behandlung mit 1 mg/kg KG Ipilimumab alle sechs Wochen und 360 mg Nivolumab alle drei Wochen fortgesetzt. Auch hier sollte die Behandlung bis zur Progression der Erkrankung, nicht akzeptabler Toxizität oder bei Patienten ohne Progression der Erkrankung bis zu 24 Monate fortgesetzt werden.
Vor Beginn und während der Therapie muss der Arzt regelmäßig die Leberfunktion und die Schilddrüsenwerte kontrollieren.
Ipilimumab wird nicht über Cytochrom-P-450- Enzyme oder andere Enzyme des Arzneistoffmetabolismus abgebaut.
Die Gabe systemischer Glucocorticoide vor Beginn einer Behandlung mit Ipilimumab sollte vermieden werden, da sie die Wirksamkeit von Ipilimumab vermindern kann. Nach dem Therapiestart mit Ipilimumab können Corticosteroide und Immunsuppressiva wieder zum Einsatz kommen.
Patienten, die Antikoagulanzien erhalten, sollten engmaschig überwacht werden, da das Risiko einer gastrointestinalen Blutung zunehmen kann.
Die häufigsten Nebenwirkungen in der Phase-III-Studie zu Ipilimumab waren Diarrhö, Hautausschlag, Juckreiz, Fatigue, Übelkeit und Erbrechen, verminderter Appetit und Bauchschmerzen. Diese waren meist leicht bis mäßig ausgeprägt (Grad 1 oder 2). Jedoch erlitten 10 bis 15 Prozent der Patienten schwerwiegendere immunologische Nebenwirkungen von Grad 3 oder 4 gegenüber 3 Prozent in der gp100-Gruppe (siehe unter Studien). Es gab 14 arzneimittelbezogene Todesfälle, deren Hälfte mit immunologischen Nebenwirkungen assoziiert war.
Es können teilweise drastische immunologische Nebenwirkungen auftreten, die durch die übermäßige Aktivität des Immunsystems entstehen. Bei schweren und lebensbedrohlichen Nebenwirkungen an Magen-Darm-Trakt, Leber, Haut, Nervensystem und anderen Organen muss die Behandlung abgesetzt werden, in leichteren Fällen wird sie unterbrochen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In der doppelblinden Phase-III-Studie MDX010-20 bekamen 676 Melanompatienten entweder Ipilimumab als Monotherapie oder in Kombination mit einer experimentellen gp100-Peptidvakzine oder nur die Vakzine. Alle Patienten waren vorbehandelt, unter anderem mit Interleukin-2, Dacarbazin, Temozolomid oder Carboplatin. Je nach Verträglichkeit erhielten sie vier Dosen des Antikörpers alle drei Wochen. Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben in den Yervoy-Gruppen im Vergleich zur gp100-Gruppe.
Yervoy war statistisch signifikant überlegen. In der Antikörpergruppe überlebten die Patienten etwa zehn Monate im Vergleich zu sechs Monaten mit der Vakzine. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Ipilimumab-Gruppen. Nach einem Jahr lebten 46 Prozent der Patienten unter Ipilimumab gegenüber 25 Prozent unter gp-100; nach zwei Jahren waren es 24 versus 14 Prozent.
Die Zulassungsbehörde hat den Hersteller verpflichtet, Ärzten und Patienten Informationsbroschüren zur sicheren Anwendung von Ipilimumab zur Verfügung zu stellen. Die Patienten erhalten zudem eine Info-Karte mit den wichtigsten Sicherheitsinformationen.
Yervoy muss im Kühlschrank (2–8 °C) und im Originalkarton (Lichtschutz) gelagert werden. Es darf nicht einfrieren.
Nach dem Öffnen und Verdünnen sollte die Lösung möglichst unverzüglich verwendet werden. Eine Lagerung bis zu 24 Stunden im Kühlschrank (2–8 °C) oder bei Raumtemperatur (20–25 °C) ist jedoch möglich.
Yervoy ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 27.04.2012
Nutzenbewertung des IQWiG vom 13.03.2014 (neues Anwendungsgebiet)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 09.05.2018 (Melanom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 27.09.2018 (Melanom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 13.05.2019 (Nierenzellkarzinom)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.03.2021 (Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom)
Eine Anwendung von Yervoy bei gebärfähigen Frauen, die nicht verhüten, und bei Schwangeren wird nicht empfohlen. In der Stillzeit sollte unter Abwägung des jeweiligen Nutzens und der Risiken abgewogen werden, ob die Therapie mit Yervoy oder das Stillen unterbrochen werden soll.
Letzte Aktualisierung: 13.02.2025